Selenskij im falschen Film
Von Ina Sembdner
Man könnte meinen, der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij habe an einem anderen Treffen teilgenommen. In Kommentaren gegenüber Medien am Sonntag, die zunächst vertraulich waren, aber am Montag zur Veröffentlichung freigegeben wurden, erklärte Selenskij, dass die Botschaft von US-Präsident Donald Trump »meiner Meinung nach positiv« sei. Er hatte die Aussage getätigt, bevor Agenturen und Medien von einer sehr angespannten Zusammenkunft am Freitag in Washington berichteten, bei der Trump das Einfrieren des Krieges entlang des aktuellen Frontverlaufs propagierte. »Lasst beide den Sieg für sich beanspruchen, lasst die Geschichte entscheiden!« schrieb er im Anschluss auf seinem Portal »Truth Social«. Die begehrten, weitreichenden »Tomahawk«-Marschflugkörper erhielt Selenskij nicht, dafür hat sich offenbar sein Werben beim US-Rüstungskonzern Raytheon gelohnt. Die Ukraine bereite nun einen Vertrag über den Kauf von 25 »Patriot«-Luftabwehrsystemen aus dessen Produktion vor. Vom regierungsnahen Portal Axios hieß es, Trump habe keine derartigen Zusagen abgegeben.
Unterdessen laufen die Vorbereitungen für eine Zusammenkunft von Trump und Wladimir Putin in Ungarn. Es seien »noch viele Hausaufgaben zu erledigen«, erklärte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow am Montag. Außenminister Sergej Lawrow und sein US-Amtskollege Marco Rubio werden einer Meldung der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge bald miteinander telefonieren. Regierungsvertreter beider Seiten würden in den kommenden Tagen Gespräche führen. Peskow betonte zugleich, dass Russland ernsthaft mit den USA an einer Friedensvereinbarung für die Ukraine arbeite.
Ein Ansatz, der erneut von der EU-Führung, die sich am Wochenende demonstrativ hinter Kiew versammelt hatte, zurückgewiesen wurde. Die Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte erstens einen Platz am Verhandlungstisch für die Ukraine und »Europa«, und zweitens sei Russland derjenige, »der diesen Krieg nicht beenden« wolle. »Wir müssen« auch auf russischer Seite »den Wunsch nach Frieden wecken«, so die frühere Ministerpräsidentin Estlands.
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