Lebenslang Kommunist
Von Dieter Reinisch, Wien
Es gab kaum eine Demonstration in Wien, an der nicht auch Gerhard Bruny teilnahm. Selbst in seinem letzten Lebensjahr war er oft politisch aktiv in der österreichischen Hauptstadt anzutreffen: bei der Gedenkveranstaltung für den am 2. April 1965 durch Neonazis ermordeten Antifaschisten Ernst Kirchweger oder bei derjenigen anlässlich des Beginns des österreichischen Bürgerkriegs am 12. Februar 1934 oder natürlich vor dem sowjetischen Denkmal am Schwarzenbergplatz am 13. April bei der Gedenkfeier zur Befreiung Wiens durch die Rote Armee 1945 – mit einem Strauß roter Nelken in der Hand. Vergangenen Mittwoch verstarb der Mitgründer der Partei der Arbeit (PdA) nach kurzer, aber schwerer Krankheit.
Bruny wurde am 19. Dezember 1954 in Wien geboren. Er absolvierte eine Lehre zum Drucktechniker, die ihm eine Anstellung beim KPÖ-eigenen Globus-Verlag ermöglichte. Als Jugendlicher trat er der damals neugegründeten Kommunistischen Jugend Österreichs bei. Später wurde er Mitglied der KPÖ und des Gewerkschaftlichen Linksblocks. Im Globus-Verlag wurde er zum Betriebsrat gewählt.
In den parteiinternen Auseinandersetzungen der 1990er und 2000er Jahre blieb er dem kommunistischen Flügel treu, der sich 2005 als Kommunistische Initiative und 2013 als Partei der Arbeit konstituierte. Bruny war Gründungsmitglied und spielte bis zu seinem Tod eine zentrale Rolle in der Partei – auch Kritik in Fragen des Internationalismus scheute er nicht. Zuletzt galt sein Kampf dem Genozid in Gaza und der weltweiten Kriegsgefahr: Bei den Nationalratswahlen 2024 stand er als Kandidat auf der »Liste Gaza«.
Einem seiner engsten Genossen versprach er, bei rascher Genesung vergangenen Sonnabend an der Demonstration für Frieden und Neutralität in Wien teilzunehmen. Dieses Vorhaben konnte er nicht mehr verwirklichen. Der jungen Welt war Bruny als Genossenschafter und ehemaliger Autor eng verbunden.
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