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Aus: Ausgabe vom 30.08.2025, Seite 11 / Feuilleton
Musik

Schwerpunkt Frankreich

Ein Ausblick auf das diesjährige Musikfest Berlin
Von Kai Köhler
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Esa-Pekka Salonen dirigiert Sibelius

Alljährlich eröffnet das »Musikfest« die Berliner Konzertsaison. Die ortsansässigen Orchester und Gastensembles präsentieren ein Programm, das im Idealfall musikalische Querverbindungen hörbar macht. In den Fokus rücken das Schaffen einzelner Komponisten, die Musik eines Landes oder einer Region, manchmal auch Gattungen oder Themen.

Das Programm des Musikfestes 2025 ist gewagt: Große Sinfonien, die sichere Publikumsmagneten sind, treten in den Hintergrund. Ganz fehlen sie zwar nicht. So gibt es zum Beispiel Schostakowitschs Elfte (Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Vladimir Jurowski, 10. und 11.9.), Brahms’ Erste (Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko, 17. bis 19.9.) oder Mahlers Sechste (Konzerthausorchester Berlin unter Michael Sanderling, 19.9.). Doch dominieren diesmal Komponisten, deren Schaffen umfassend vorgestellt wird. Das bedeutet, dass viel Musik aus dem späten 20. und dem 21. Jahrhundert auf den Programmen steht. Neben Werken von Pierre Boulez und Luciano Berio, die beide 1925 geboren wurden, gibt es Kompositionen von Helmut Lachenmann (Jahrgang 1935) zu hören. Aus Südkorea reist das Busan Philharmonic Orchestra mit Seokwon Hong als Dirigenten unter anderem mit Musik von Younghi Pagh-Paan an (23.9.).

Die Boulez-Aufführungen tragen auch zum Schwerpunkt Frankreich bei. Dieses Land wird umfassend vorgestellt. Zum einen gibt es viel Musik zu hören, die dort entstand, von Werken aus dem 19. Jahrhundert von Luigi Cherubini und Hector Berlioz über neuere Kompositionen von Claude Debussy, Maurice Ravel und Olivier Messiaen bis hin zu Gegenwartsmusik von Pascal Dusapin und Mark Andre. Die Big Band der Deutschen Oper Berlin ergänzt das Bild durch einen Abend mit Musik von Michel Legrand, Miles Davis, Jacques Brel, Serge Gainsbourg und Texten von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre unter dem Titel »Jazz de Paris« (20.9.)

Zum anderen treten viele französische Formationen auf, so das Orchestre de Paris unter Esa-Pekka Salonen (1.9.) und das Orchestre Philharmonique de Radio France unter Mirga Gražinytė-Tyla (2.9.). Das Orchestre des Champs-Élysées unter Philippe Herreweghe stellt Beethovens prorevolutionäre 3. Sinfonie dem Requiem in c-Moll Cherubinis gegenüber, das 1816 dem 23. Jahrestag der Hinrichtung von König Ludwig XVI. gewidmet war (5.9.). Les Siècles geben unter Ustina Dubitsky und Franck Ollu am 6.9. gleich zwei Konzerte – das erste mit Beethovens Violinkonzert, und Berlioz’ »Symphonie fantastique«, das zweite mit Boulez’ »Pli selon pli – Portrait de Mallarmé«. Das Vokalensemble Les Cris de Paris schließlich konfrontiert (am 9.9.) Madrigale der Spätrenaissance mit modernen Sequenzen von Francesca Verunelli.

Musikfest Berlin, 30.8. – 23.9.

Eröffnungskonzert, Royal Concertgebouw Orchestra, Live-Übertragung im Deutschlandfunk Kultur am 30.8.2025, 20:04 Uhr

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