Leserbrief zum Artikel Die Linke: Politik der Vereinfachung
vom 08.04.2019:
Politischer Wankelmut
Solche Artikel bergen immer die große Gefahr – als nicht so öffentlichkeitserfahrener Journalist das Haar in der Suppe gefunden zu haben! Fehlerfrei ist bekanntlich nur, wer keine Möglichkeit hat, Fehler zu machen! Sarah Wagenknecht ist doch deshalb in der Öffentlichkeit sehr populär, weil sie sich massenwirksam artikulieren kann! Meine Meinung ist, dass Sahra das Wechselbad ihrer politischen Standpunktveränderungen in den vergangenen zirka 25 Jahren nicht verkraftet hat. Als selbsternannte Kommunistin wurde sie durch den Kontakt mit linken, aber auch antikommunistischen Kräften in der Partei Die Linke, nicht zuletzt durch die Ehe mit Lafontaine, u. a. vom Weg des historischen Materialismus abgedrängt. Ihr großer Drang nach ständiger öffentlicher Wirksamkeit führte sie (...) zur Vermischung von materialistischen und idealistischen Betrachtungsweisen. Damit machte sie sich zwar immer populärer, aber zugleich auch von allen Seiten angreifbarer. Die subjektive Entscheidung zur Bildung der Massenbewegung »Aufstehen« verdeutlicht die inzwischen für sie typische politische Wankelmütigkeit! Sie muss inzwischen aufpassen, dass sie nicht noch mehr zwischen die politischen Fronten, nicht zuletzt innerhalb der klassenindifferenten Partei Die Linke, aber auch der anderen Parteien, gerät. Es besteht die große Gefahr, dass eine zunächst überzeugte Marxistin/Leninistin wegen des eigenen Sinneswandels politisch und moralisch zerstört wird und in die Versenkung gerät. Nur sie selbst kann ihrem politischen Zickzackkurs wieder Geradlinigkeit einhauchen!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 10.04.2019.