Gegründet 1947 Donnerstag, 15. Mai 2025, Nr. 112
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    Bundeswehr um und über Heiligendamm

    Nach jW-Informationen ist am Einsatz um Heiligendamm auch die Bundeswehr beteiligt. Auf den Straßen sind Beobachtern zufolge Fahrzeuge mit dem berüchtigen »Y« im Nummernschild zu sehen.

    Neben Feldjäger-Einheiten sind auch gepanzerte Fahrzeuge zu sehen. Offensichtlich ist: Die Soldaten arbeiten eng mit der Polizei zusammen. In der Luft kreisen Bundeswehrhubschrauber. Ein am Einsatz bei Bad Doberan beteiligter Soldat identifizierte die Helikopter als Aufklärungsmaschinen der Luftwaffe und erklärte gegenüber jW: »Die Bundeswehr ist darauf vorbereitet, bei einer zugespitzten Lage in das Geschehen einzugreifen. Die Einheiten sind in 20 Sekunden vor Ort.« An dem Einsatz seien unter anderem Soldaten aus Lündeburg beteiligt. »Die sind darauf trainiert, hinter den feindlichen Linien zu operieren«, charakterisierte der anonym bleiben wollende Soldat die bewaffneten Einsatzkräfte gegenüber junge Welt. Das Grundgesetzt verbietet einen Einsatz der Bundeswehr im Inland.

    (jW)

  • · Nachrichten

    Berliner Arzt Kronawitter verhaftet

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    Nach Angaben der »Campinski Pressegruppe« wurde gegen 14 Uhr der Arzt und Aktivist Dr. Michael Kronawitter aus Berlin am Ortsausgang Bad Doberan von der Polizei verhaftet.
    Er war – deutlich mit Rettungsweste als Arzt gekennzeichnet – von Berliner Zivilpolizisten angehalten worden. Nach der Personalienüberprüfung sagten die Beamten sinngemäß, Dr. Kronawitter sei als Führer von Störern und Linksradikalen bekannt. Anschließend teilten sie ihm mit, er werde bis zum 8. Juni in Unterbindungsgewahrsam genommen. Kronawitter hatte in der jW vom 5. Juni den »militanten Widerstand« in Rostock verteidigt unter anderem erklärt: »Es hat nicht wenige mit klammheimlicher Freude berührt, Berliner Polizisten auch einmal rennen zu sehen.«
    (jW)

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    Medien greifen jW-Nachfrage über Verletztenzahl auf

    Mehrere Medien haben inzwischen unsere Meldung über die tatsächliche Zahl der schwer verletzten Polizisten bei der Anti-G8-Demonstration am vergangenen Samstag in Rostock aufgegriffen.
     
    Polizeisprecher mußten auf Nachfrage erneut einräumen, daß von insgesamt nur zwei stationär behandelten Polizisten bereits einer wieder entlassen worden sei. Neben den Tageszeitungen Welt und FAZ überprüften und zitierten unter anderem Spiegel Online und der Nachrichtensender n-tv die Angaben von junge Welt.

    Die Polizei hatte sich bei ihren Angaben nicht an die Definition der offiziellen Unfallstatistik gehalten. Demnach gilt nur als schwer verletzt, wer stationär im Krankenhaus behandelt wird.

    Tagesschau: Stets Auslegungssache

    Ein Redakteur der Tagesschau ließ sich unterdessen vom Hinweis eines jW-Lesers nicht beeindrucken - und antwortete auf dessen E-Mail, es sei stets Auslegungssache, ab wann jemand schwer oder leicht verletzt sei. Die Zahlen der Polizei seien dabei genauso der Manipulation ausgesetzt wie die Zahlen der Protest-Organisatoren.

    (jW)

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    Möglich ist alles

    Heiligendamm. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warb heute in einem Vier-Augen-Gespräch mit US-Präsident George W. Bush für Vereinbarungen zum Klimaschutz beim G8-Gipfel.
    Eine Einigung in der Klima-Frage sei möglich, so das Fazit der beiden Politiker. Merkel bezeichnete das Gespräch mit Bush als «recht gut». Es bestünden «gute Chancen, gemeinsame Positionen herauszuarbeiten». Damit zeichnet sich immer deutlicher ab, daß es bei Absichtserklärungen zum Klimaschutz bleiben wird. Bush dankte Merkel für ihre Führungsstärke vor dem Gipfel. Er stellte eine Vereinbarung für eine Nachfolgeregelung des Kyoto-Protokolls zur Reduzierung der Treibhausgasemmissionen in Aussicht. Diese fällt bereits in die Zeit nach seiner Präsidentschaft, die 2008 endet.

    (ddp/jW)

  • · Nachrichten

    Unternehmer fordern »Impulse« von G 8

    Berlin/Heiligendamm (ddp). Die deutsche Industrie fordert »klare wirtschaftspolitische Impulse« vom G-8-Gipfel in Heiligendamm.
    Auch Afrika brauche vor allem private Investitionen und nicht nur wohlwollende Spenden, mahnte BDI-Präsident Jürgen Thumann am Mittwoch in Berlin. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, forderte zudem die Bundesregierung zum Verzicht auf den geplanten Atomausstieg auf. Zu einem »ausgewogenen Energiemix« müsse auch die Kernenergie gehören. Die vorgesehene Verkürzung der Laufzeiten der Atomkraftwerke sei »nicht nur aus Gründen der Energieversorgungssicherheit verfehlt, sondern auch unter dem Aspekt des Klimaschutzes«. Der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Anton Börner, erklärte, eine umfassende Liberalisierung des Welthandels sei »die beste Entwicklungspolitik«. (ddp/jW)

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    Friedliche Blockaden. Schikanen unterwegs

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    An zwei Punkten zwischen Neu Rethwisch und Heiligendamm haben sich derzeit mindestens 10.000 Blockadeteilnehmer eingefunden.

    Sie waren heute morgen aus den Protest-Camps in Rostock und Reddelich aufgebrochen. Sie folgten einem Aufruf der Aktion  »Block G8« und wollen entschiedene Zeichen gegen den G8-Gipfel zu setzen und sich dazu auf die Zufahrtsstrassen nach Heiligendamm setzen - bis die Polizei sie wegträgt.

    Die friedlichen Demonstranten wurden unterwegs an mehreren Stellen von Polizisten mit Schlagstöcken und Wasserwerfern attackiert, wie Teilnehmer jW berichteten. Sven Giegold, Mitglied des Attac-Kokreises und an den Aktionen beteiligt, äußerte sich erschüttert. Die Polizei habe ihre Zusicherungen, sich fair zu verhalten, gebrochen. »Von einer Verhältnismäßigkeit der Mittel kann hier keine Rede sein.« Die Teilnehmer ließen sich von den Polizeischikanen weder provozieren noch aufhalten.

    Seit 14 Uhr hat sich die Lage entspannt. Die Polizei weist die Teilnehmer der beiden Blockaden regelmäßig darauf hin, daß es sich um eine nicht erlaubte Veranstaltung handele, greift jedoch nicht ein. »Bisher hat es noch keine Räumungsaufforderung gegeben «, so Jutta Sundermann gegenüber junge Welt.

    (jW)

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    Sternmarsch bleibt verboten

    Karlsruhe - Das von der Polizei verhängte Demonstrationsverbot rund um den G8-Gipfel in Heiligendamm ist heute vom Bundesverfassungsgericht bestätigt worden.

    Angesichts der Auseinandersetzungen zwischen G8-Gegnern und der Polizei vom vergangenen Samstag wiesen die Karlsruher Richter den Eilantrag der Organisatoren des geplanten Sternmarsches trotz verfassungsrechtlicher Bedenken ab.

    Für den Fall eines Verbots hatte das Sternmarsch-Bündnis am Sonntag vorsorglich Ersatzveranstaltungen außerhalb der Verbotszonen angemeldet, die ebenfalls polizeilich untersagt wurden - auch diese Verbote sind nun höchstrichterlich bestätigt. Damit ist faktisch eine dritte Verbotszone außerhalb des Zauns und der  »Sicherheitszone« eingerichtet worden.

    (ddp/jW)

  • · Nachrichten

    Protest läßt sich nicht bannen

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    Heiligendamm ist durch die Blockaden und andere Aktionen des zivilen Ungehorsams mittlerweile nahezu vollständig abgeschnitten.
    Kein Landweg führt mehr zum G8-Tagungsort. Im Raum des Flughafens Rostock-Laage fanden bisher insgesamt sechs Blockaden statt. Die hier ankommenden Staatsgäste müssen per Hubschrauber in Heiligendamm einschweben.

    Bei Bad Doberan, Reddelich und Steffenshagen wurden die Straßen von tausenden Demonstranten besetzt, an verschiedenen Stellen Hindernisse auf den Fahrbahnen errichtet. Zudem mußte die Bahn
    «Molli», die Journalisten transportieren sollte, eingestellt werden.
    Nach Polizeiangaben befanden sich am Mittag mindestens weitere 10.000 Demonstranten rund um Bad Doberan auf dem Weg von oder zu Straßenblockaden. Mehreren tausend gelang es dabei, Polizeisperren zu umgehen oder in den Wald auszuweichen.

    Wie schrieb Commander Shree Stardust in seinem Taktik-Kassiber »Ein weites Feld« am Mittwoch in jW: »Eine Polizeikette kann noch so unüberwindlich sein – in der Weite der Fläche muß man sie gar nicht überwinden. Man kann sie hinterlaufen, sprich: sich in ihren Rücken manövrieren und die Polizeikette einfach Kette sein lassen, wo sie ist. Der Wald übrigens ist Freund und Beschützer des Menschen.«

    Mindestens 800 Demonstranten setzten sich über die verhängten Einschränkungen des Demonstrationsrechtes hinweg und sind in die Bannmeile bis zum sogenannten Sicherheitszaun vorgedrungen, Tausende befanden sich in der Nähe. Laut Polizeiangaben soll es dort zu Steinwürfen durch Demonstranten gekommen sein, zwei  Kontrollstellen wurden geschlossen. Die Polizei setzte Tränengas- und Schlagstöcke gegen Teilnehmer der Aktionen ein. An den anderen Orten soll die Lage weiterhin friedlich sein.

    (AP/jW)

  • · Nachrichten

    Boot statt Bahn

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    G-8-Gegner legten heute mit einer Gleisblockade die Bahn lahm, welche die Medienvertreter vom Medienzentrum zum Gipfelgelände bringt. Statt mit dem Dampfzug «Molli», der normalerweise Touristen von Bad Doberan an die Ostsee transportiert, mußten die Journalisten mit Booten die Reise zum Tagungshotel antreten, wie eine Sprecherin der Bundesregierung sagte.
    (AP/jW)

  • · Nachrichten

    Massive Blockaden um Heiligendamm

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    Mit überraschendem Erfolg haben rund 10.000 Gipfelgegner die Zufahrtsstraßen zum G8-Tagungsort Heiligendamm blockiert - darunter die Autobahn A19 und die Bundesstraße 105.

    Ebenfalls blockiert wird die Dampfeisenbahn »Molli«. Nach Medienberichten soll Heiligendamm auf dem Landweg nicht mehr zu erreichen sein. Mindestens 800 Demonstranten ist es nach Polizeiangaben gelungen, zum Sicherheitszaun vorzudringen.

    Einer Agenturmeldung zufolge soll es an zwei Kontrollstellen der Polizei zu Steinwürfen gekommen sein - die Polizei habe daraufhin Wasserwerfer eingesetzt. Ein Polizeisprecher erklärte nach Informationen des Nachrichtensenders n-tv die Deeskalationstrategie für gescheitert.

    (jW)

  • · Nachrichten

    Lindenallee dichtgemacht

    Etwa 5.000 Menschen blockieren derzeit sitzend und stehend die Lindenallee bei Heiligendamm.
    Die Aktion findet 200 Meter entfernt vom Sperrzaun zur sogenannten Sicherheitszone Heiligendamm statt, die 12 Kilometer lang den Austragungsort des Weltwirtschaftsgipfels der G8 umschließt. Die Polizei agiert nach Aussage von Teilnehmern bisher relativ zurückhaltend, derzeit treffen Verstärkungen per Hubschrauber ein.
    (jW)

  • · Nachrichten

    DIE LINKE.PDS: Nazis keine Globalisierungskritiker

    Die Linkspartei unterstreicht, daß die Strategie der Neonazis, linke Themen aufzugreifen und rassistisch, antisemitisch und rechtsextrem zu wenden, nichts mit Globalisierungskritik zu tun hat.

    Wie die stellvertretende Vorsitzende Katina Schubert erklärte, nähmen Nazis den G8-Gipfel zum Anlaß, um ihre menschenverachtende und nationalistische Haltung zu demonstrieren. »Das hat mit den Gipfelprotesten der GlobalisierungskritikerInnen und der Linken nichts zu tun.« Man bekämpfe die rechtsextrem gewendete Anti-Globalisierungspropaganda. Versammlungsverbote für Nazi-Aufmärsche allein genügten dabei nicht.

    (jW)

  • · Nachrichten

    Erste Blockaden vor Heiligendamm

    Heute bei Bad Doberan. Der Protest bleibt frisch
    Heute bei Bad Doberan. Der Protest bleibt frisch

    Mehrere tausend Menschen blockieren zur Stunde die Zufahrtsstraße von Bad Doberan zum G8-Tagungsort Heiligendamm, wie ein Sprecher der Organisatoren mitteilte.

    Planungsgemäß sollen mehrere Zufahrtsstraßen blockiert werden. Auch vier Blockadeversuche im Raum des Flughafens Rostock-Laage sollen stattfinden, wie die Demonstrations-AG am Morgen in Rostock ankündigte.

    Auf dem Weg in Richtung Sicherheitszaun überwanden die Demonstranten bereits eine Polizeisperre, indem sie in mehreren Gruppen durch einen Wald flüchteten. Die Organisatoren hatten am Morgen noch einmal erklärt, die Blockaden seien friedlich angelegt und würden sofort abgebrochen, wenn die Situation zu eskalieren drohe.

    (jW)

  • · Nachrichten

    NPD-Demonstration in Rostock verboten

    Rostock - Die Polizei hat eine für Donnerstag in Rostock geplante Demonstration der NPD verboten.
    Die NPD-Landtagsfraktion hatte die Demonstration mit rund 500 Teilnehmern bei der Stadtverwaltung in Rostock angemeldet, wo sich zeitgleich mehrere tausend linke Gipfelgegner aufhalten. »Das ist völlig unmöglich«, sagte Polizeisprecher Axel Falkenberg von der G8-Sondereinheit Kavala.

    (AP/jW)

  • · Ansichten

    Die Spirale der Gewalt

    Elisabeth Wöckel

    Der Urheber des Begriffes von der »Spirale der Gewalt« war Helder Camara, der »rote Erzbischof« von Olinda-Recife, Brasilien.
    Ein Blick auf seine Thesen erleichtert die Wahrnehmung auf die »Kollateralschäden« der Globalisierung.

    1. Stufe der Gewalt

    ... sind Unrechtsstrukturen des Staates, die einen Teil der Menschen in der Gesellschaft daran hindern, in Freiheit und Würde als Mensch zu leben, ohne strukturell bedingten Hunger, Krankheit oder mangelnde Bildung.

    2. Stufe der Gewalt

    ... ist die Auflehnung, der Protest eines Teils der Gesellschaft gegen die auferlegte "strukturelle Gewalt des Staates".

    3. Stufe der Gewalt

    ... ist die »Antwort des Staates« in Form von Repression durch Polizei und Gesetze gegen die Auflehnung von Unten.

    4. Stufe der Gewalt

    ... ist die organisierte »Guerillaorganisation«, heute nennt man sie »Terroristen«, die wiederum mit einer Gewaltstrategie gegen den Obrigkeitsstaat und seine Repressionen kämpfen.

    5. Stufe der Gewalt

    ... ist die totale Überwachung durch den Staat, die Polizei und Spitzeldienste, Einsatz des Militärs und Todesschwadronen gegen die Bürger.

    Fazit: Es liegt an jedem noch klar denkenden Menschen selber den Schluß zu ziehen, daß unsere Politik der »Globalisierung« und den auferlegten »Armutsstrukturen« für die Mehrheit der Menschen weltweit eine »Spirale der Gewalt« in Gang gesetzt hat, die letztlich zum Krieg aller gegen alle führt, global.

    Die friedlichen Gegenaktionen von Unten, in Lateinamerika als »basisdemokratische Bewegung« bekannt, hat Kardinal Ratzinger, heute: Papst Benedikt XVI., 1984 und 1986 kirchlichen Kreisen verboten. Dennoch gelangt die Bewegung in Südamerika allmählich zu neuen Gesellschaftsformen und Sozialordnungen. Von der neoliberalen Gesellschaft des Westens wird das nicht begriffen und nicht gewollt. Folglich wird diese Bewegung diffamiert und verfolgt.

    Argentinien hat hinter sich, was Europa, besonders aber Deutschland mit seinen übereifrigen neoliberalen Politikern, noch bevorsteht. Wenn sich die Gesellschaft nicht selbst befreit von den staatlichen Strukturen des Unrechts, der ersten Stufe der Gewalt, ist das Chaos der Gewalt, der Krieg gegen alle, unvermeidlich.

    Die Autorin war Mitbegründerin der basisdemokratischen Bewegung und Befreiungstheologie in Südamerika. Sie war von 1967 bis 1971 theologische Beraterin von Dom Helder Camara, dem "roten Erzbischof" von Olinda-Recife in Brasilien.
  • · Pressespiegel

    G8 in der heutigen Weltpresse

    Presseschau: Neues Wettrüsten und Verkrampfung zwischen Rußland und USA drohen, den Gipfel zu dominieren.

    Neue Züricher Zeitung

    Aus Sicht des Schweizer Blattes „empfängt Bundeskanzlerin Merkel vor der Kulisse eines neuen Wettrüstens zwischen Russland und den USA an diesem Mittwoch die Staats- und Regierungschefs der führenden Wirtschaftsmächte“. … „Zurückhaltend bewertete Merkel Möglichkeiten, die an den Kalten Krieg erinnernde Konfrontation zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem amerikanischen Präsidenten Bush über ein amerikanisches Raketenabwehrsystem in Mitteleuropa zu entschärfen“. Dennoch habe sich Merkel in einem Interview „von einem Erfolg des Treffens fest überzeugt“ gezeigt und sie wolle „beim G-8-Gipfel in Heiligendamm eine handlungsfähige Allianz im Kampf gegen den Klimawandel und die Armut schmieden“. Weiter stünden auf der Tagesordnung der G-8 Regierungschefs „auch die festgefahrene Welthandelsrunde, der Schutz von Erfindungen und die sozialen Folgen der Globalisierung, gegen die Zehntausende protestierten“.

    Externer Link: Quelle

     

    Die französische Tageszeitung Le Monde schreibt:

    „Die Eröffnung der Treffens der industrialisiertsten Länder G8 am Mittwoch den 6. Juni in Deutschland findet unter Hochspannung statt, wobei die wachsende Verkrampfung zwischen den Vereinigten Staaten und Russland zunehmend das vorgesehenen Programm mit Schwerpunkt Klima dominiert. … Ihre (die russisch-amerikanische) Konfrontation riskiert die vorgesehenen Debatten über den Klimawandel, den Deutschland zur Priorität dieses Gipfels gemacht hat, zu verdecken.“

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    New York Times (NYT)

    Sie beschäftigten sich in ihren Mittwochausgaben mit dem G-8 Gipfel nur im Zusammenhang mit Präsident George W. Bushs Rede am Dienstag in Prag. So zitiert die NYT Präsidenten Bush: “Chinas Führung glaubt, sie könnte weiterhin die Wirtschaft des Landes öffnen, ohne ihr politisches System zu öffnen, wir sind da anderer Meinung. In Rußland sind die einst viel versprechenden Reformen zur Ermächtigung der Bürger zum Entgleisen gebracht worden, mit besorgniserregenden Implikationen für die weitere demokratische Entwicklung“. Die NYT bewertet diese Passage wie folgt: “Das war die bisher negativste Einschätzung die Bush bis dato gemacht hat und Rußland mit China zu vergleichen riskiert Putins Zorn Ärger zu erregen“.

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     Washington Post

    Auch diese Zeitung geht ausführlich auf die von Bush in Prag und die dort von ihm beschworene „Tagesordnung der Freiheit“ (Freedom Agenda) ein, in der er erneut „Amerika dem Ziel verpflichtet, die Welt von Tyrannei zu befreien“ und die Kriege in Irak und Afghanistan als „entscheidend für die Ausbreitung der Demokratie“ bezeichnete. Dazu zitiert die WP den Direktor der US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Tom Malinowski: „Das war die eloquenteste Rede über den universalen Wert der Menschenrechte, die je ein amerikanischer Präsident gehalten hat. Aber sie wurde von einem Präsidenten gehalten, der die Menschenrechte rund um die Welt in Verruf gebracht hat. Es ist tragisch, daß dieser Präsident nicht mehr die moralische Autorität besitzt, um diese Werte zu fördern. Seine Politik hat dazu geführt, daß viele Menschen in Bezug auf Amerikas Einsatz für die Menschenrechte sehr zynisch geworden sind.“ 

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    Washington Post: Harte Linie in Deutschland

    Unter dem Titel: “Deutschland verfolgt harte Linie, um G-8-Störungen zu vermeiden”,  berichtet die  Zeitung ausführlich und durchaus kritisch (mit Verweis auf die Ähnlichkeit mit polizeistaatlichen Methoden) über die deutsche Polizeiaktionen „mit 16.000 Beamten, unterstützt von Hubschraubern und Panzerfahrzeugen, und nicht zu vergessen, ein sieben Meilen langer Zaun, gekrönt mit Rasiermesser scharfem Draht. Die vielen Menschen, die aus Europa und Nord Amerka angereist sind, um ihren politischen Ansichten Gehör zu verschaffen, sind sich der riesigen Hindernisse bewußt und viele scheinen sich bereits mit einem unbefriedigenden Ergebnis abgefunden zu haben“, schreibt die WP und zitiert die 46 jährige Lisa Fithian, eine anti-G-8 Organisatorin aus Austin in Texas: „Unsere größte Sorge ist, ob wir unsere Botschaft los werden, oder werden wir von der Polizei vollkommen erdrückt? Werden wir eine Chance haben, daß unsere Stimen gehört werden, oder werden wir einfach nur geschlagen, zusammen geknüppelt, mit Reizgas besprüht und von Wasserkanonen beschossen?"

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    Gaseta

    Die russische Tageszeitung schreibt am Mittwoch: „Der am Mittwoch beginnende G8-Gipfel in Heiligendamm wird wohl der kühlste sein, an dem Russland seit seiner Aufnahme in diesen elitären Klub teilnehmen wird. … Voraussichtlich wird Putin bei diesem Treffen die westlichen Partner auf Russlands Besorgnis über die Pläne der USA bezüglich des Raketenabwehrsystems sowie über die geplante schrittweise Gewährung der Unabhängigkeit an die Provinz Kosovo aufmerksam machen. George W. Bush und den europäischen Spitzenpolitikern wird es nicht gelingen, Putin zur Unterzeichnung der Energie-Charta zu bewegen“, schreibt Gaseta weiter und zitiert Dmitri Oreschkin, Leiter der soziologischen Gruppe Mercator: „Die Positionen Russlands und des Westens zu den aktuellen Fragen gehen immer weiter auseinander, und der Gipfel wird diese Tatsache fixieren“. Dennoch werde „die Kritik an Russland nicht allzu radikal sein“ betont Alexej Malaschenko vom Moskauer Carnegie-Zentrum in der Zeitung und Alexander Rahr, Experte des Deutschen Rates für Außenpolitik sagt in der Gaseta: „Niemand in den Regierungskreisen Deutschlands will Russland bei diesem Gipfel wie einen Prügelknabe wirken lassen. Dieses Treffen muss nicht nur Putin, sondern auch den russischen Eliten zu verstehen geben, dass Russland bereits integriert ist und nun ebenfalls Verantwortung für die Weltordnung trägt“.

    Externer Link: Quelle

    (Zusammenstellung Rainer Rupp)

  • Traue keiner Statistik...

    Die Zahl der schwer verletzten Polizisten bei den G8-Protesten in Rostock hätte nach statistisch üblichen Kriterien deutlich niedriger angegeben werden müssen, meldet das ideologisch unverdächtige Nachrichtenportal  von T-Online.

    Von den insgesamt 30 als schwer verletzt gemeldeten Polizebeamten mußten nur zwei stationär im Krankenhaus behandelt werden, von denen einer bereits wieder entlassen wurde. Der zweite Beamte  wird wegen eines offenen Oberarmbruchs weiter behandelt.

    ...die Du nicht selbst gefälscht hast

    Nach den gesetzlich festgelegten Kriterien für die Registrierung von Unfallopfern gilt aber nur als schwer verletzt, wer stationär behandelt wird. Die Polizei hatte von 433 verletzten Beamten, darunter 30 schwer verletzten, gesprochen.

    Ein Polizeisprecher erklärte, für die Einstufung der Art der Verletzungen habe es keine klaren statistischen Kriterien gegeben. Die Beamten der einzelnen Einsatzabschnitte hätten die Schwere der Verletzung selbst bewertet und ihre Zahlen dann an den zentralen Einsatzstab gemeldet, der sie lediglich addiert habe. In der Regel hätten sie eine Verletzung wohl als schwer klassifiziert, wenn der betroffene Polizist nicht mehr dienstfähig gewesen sei.

    Hauptursache Tränengas

    Die meisten der als schwer verletzt eingestuften Beamten haben Knochenbrüche, Prellungen und Bänderzerrungen erlitten, wie Polizeisprecher auf Nachfrage einräumten. Die hohe Zahl der insgesamt verletzten Polizisten sei vor allem durch Augenreizungen infolge von Reizstoffen entstanden - die Polizei hatte große Mengen an Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt.

    Ein Sprecher der Camp AG sagte, keiner der verletzten Protestierer sei stationär behandelt worden. Die als schwer verletzt eingestuften Demonstranten hätten vor allem Platzwunden und Zerrungen erlitten. Auch er berichtete, die hohe Zahl der verletzten Demonstranten sei auf Augenreizungen zurückzuführen.  Allerdings sei die Zahl von insgesamt 520 verletzten Demonstranten eher zu niedrig angesetzt - sie basiere auf den Rückmeldungen von Demonstrationssanitätern. Die AG habe aber nicht zu allen Sanitätern Kontakt gehabt.

    (jW)
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    Tausende unterwegs zu Blockaden

    Viele Wege führen nach Heiligendamm
    Viele Wege führen nach Heiligendamm

    Aus den Camps in Rostock und Reddelich haben sich mindestens 8000 Gegner des G8-Gipfels auf dem Weg gemacht, um friedlich die Zufahrtsstraßen zum Tagungsort Heiligendamm zu blockieren, wie der Pressesprecher der Kampagne »Block G8«, Christoph Kleine, soeben jW mitteilte.

    Rund 5000 seien aus Reddelich aufgebrochen und weitere 3000 aus Rostock. Auf einer Wiese nahe Bad Doberan biete sich ein überwältigendes Bild: »Eine unglaubliche Menge von Menschen, die Stimmung ist super, alle sehr diszipliniert«.

    (jW)

  • · Nachrichten

    Bummelstreik auf Autobahn

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    Nach jW-Informationen findet derzeit auf der Höhe von Rostock-Laage in Fahrtrichtung Rostock ein »Bummelstreik« auf der Autobahn statt. Zahlreiche Fahrzeuge bewegen sich im Schritttempo fort und haben auf diese Weise einen Stau verursacht. Die Polizei winkt einzelne Fahrzeuge wegen Geschwindigkeitsunterschreitung zu Kontrollen heraus. (jW)

  • · Nachrichten

    Den G8 die Zähne zeigen

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    Am Mittwoch ab 10 Uhr wird der Newsticker jW G8 spezial fortgesetzt - mit aktuellen Meldungen, Berichten unserer Reporter, Interviews und bissigen Kommentaren.