Hoffnung für Gaza
Von Carmen Eckhardt
Der Gedanke, Teil der Aktion zu sein, mache ihr Angst, sagt Sabrina. »Aber ich kann nicht passiv bleiben, die Situation ist unerträglich«, denn »eines der größten Verbrechen unserer Zeit muss endlich beendet werden«. Die junge Frau hat sich registriert, um an der »Global Sumud Flotilla« teilzunehmen. »Sumud« ist das arabische Wort für »Standhaftigkeit«. Zur Erinnerung: Vor erst zwei Monaten hatten sich Tausende Aktivisten aus aller Welt zum »Global March to Gaza« in Kairo versammelt, um vom Küstenort Al-Arisch gemeinsam nach Rafah, die Stadt im Gazastreifen an der Grenze zu Ägypten, zu ziehen. Ziel war es, die völkerrechtswidrige Blockade friedvoll zu brechen. Zeitgleich und mit gleichem Ziel rollte der »Sumud-Konvoi« mit Tausenden Teilnehmern auf dem Landweg von Tunis über Libyen Richtung Rafah. Beide Solidaritätsaktionen wurden von ägyptischen Behörden zerschlagen.
Das Schiff »Madleen« der »Freedom Flotilla Coalition« (FFC) hatte im Juni versucht, die Blockade Gazas auf dem Seeweg zu durchbrechen. Das israelische Militär verhinderte die Aktion, indem es die gesamte Crew, darunter die schwedische Aktivistin Greta Thunberg, völkerrechtswidrig gegen ihren Willen aus internationalen Gewässern nach Israel entführte. Auch ein zweites Schiff der FFC, die »Handala«, wurde Ende Juli von einem israelischen Kommando in internationalen Gewässern aufgebracht, bevor es Gaza mit Hilfslieferungen erreichen konnte.
Gebrochen aber war damit die Widerstandskraft der Graswurzelbewegungen nicht. Jetzt bündeln sie ihre Kräfte. Organisatoren des »Global March to Gaza«, des »Sumud-Konvois«, der »Freedom Flotilla Coalition« und des asiatischen »Sumud Nusantara« rufen die »Global Sumud Flotilla« ins Leben, bei der es sich um eine der außergewöhnlichsten humanitären Hilfs- und Protestaktionen der vergangenen Jahrzehnte handeln dürfte. Am 31. August soll die »Global Sumud Flotilla« mit Dutzenden Booten aus 44 Ländern in See stechen. Am 4. September werden sich weitere Boote unter anderem in Tunesien der Flotte anschließen.
Melanie Schweizer, Rechtsanwältin und Teil des internationalen Koordinationsteams, sagt: »Ziel ist, lebensrettende Hilfe direkt an die belagerte Bevölkerung von Gaza zu liefern. Die Belagerung einer Zivilbevölkerung ist rechtswidrig. Die ›Global Sumud Flotilla‹ fordert einen sofortigen, bedingungslosen und dauerhaften Waffenstillstand, ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe und ein Ende der illegalen Blockade des Gazastreifens.« Inzwischen haben sich viele tausend Menschen für die Teilnahme registriert. Ein einzelnes Schiff zu stoppen, ist für eine der hochgerüstetsten Armeen der Welt nicht schwer. Bei einer ganzen Flotte sieht das anders aus. »Die ›Global Sumud Flotilla‹ wird den internationalen Fokus auf den Genozid in Gaza und die Mitverantwortung der Staatengemeinschaft lenken«, hofft die Aktivistin Sabrina.
In kürzester Zeit werden Organisationsstrukturen geschaffen, um die Mission möglich zu machen. Geld wird aufgetrieben, Boote, Kapitäne und Skipper werden organisiert, medizinisches Personal mobilisiert und die Öffentlichkeit informiert. Melanie Schweizer: »Die Organisation einer so anspruchsvollen Mission ist sehr herausfordernd. Es ist die größte zivile und humanitäre Flotte an Schiffen, die jemals nach Gaza gesendet wurde. Wir haben eine Fülle an Menschen, die Unglaubliches leisten.« Die Vision der Bewegung reicht weiter, darüber herrscht international Einigkeit: Kein Unrechtssystem dieser Welt werde jemals durch eine plötzliche moralische Erleuchtung der Herrschenden zu Fall gebracht. Es brauche immer die Mobilisierung der Gesellschaft. Und so werde man zukünftig auch für andere unterdrückte Völker dieser Welt einstehen: in der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan oder für die Rohingya.
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