Gaza vor der Besetzung
Von Niki UhlmannMit einem dauerhaften Beschuss der östlichen Bezirke von Gaza-Stadt bereitet die israelische Armee deren Besetzung vor. Am Dienstag werde Verteidigungsminister Israel Katz der entsprechende Operationsplan zur Billigung vorgelegt, berichtete dpa am Montag unter Verweis auf das israelische Nachrichtenportal Walla. Mindestens 80.000 Soldaten sollen demnach eingesetzt werden. Der als Generalstreik deklarierte Protest gegen den von Premierminister Benjamin Netanjahu und seinem Kriegskabinett lancierten Plan, Gaza-Stadt einzunehmen, scheint indessen erfolglos verhallt zu sein. Doch selbst Generalstabschef Ejal Zamir hatte vor den Gefahren dieser Operation sowohl für die israelischen Soldaten als auch für die in den Händen der Hamas und ihrer Verbündeten verbliebenen Geiseln gewarnt.
Tausende Bewohner der größten und bereits sturmreif geschossenen Stadt des Gazastreifens haben nun aus Angst vor einer bevorstehenden Bodenoffensive Israels die Flucht ergriffen, berichtete Reuters gleichentags. Laut Ahmed Mheisen, dem Leiter einer Notunterkunft im vom Krieg zerstörten Beit Lahija, seien in den vergangenen Tagen 995 Familien in den Süden Gazas geflohen. Sollten die israelischen Streitkräfte in Gaza-Stadt einmarschieren, würden 1,5 Millionen Zelte benötigt, um die Binnenvertriebenen unterzubringen. Während der Waffenruhe von Januar bis März habe Israel allerdings nur 120.000 Zelte in das Gebiet gelassen. Vergangene Woche hatte das Nothilfebüro der Vereinten Nationen (OCHA) mitgeteilt, dass schon jetzt 1,35 Millionen Menschen in Gaza dringend Notunterkünfte benötigten. Israel hat bereits 75 Prozent des Gazastreifens besetzt und verknappt die Zufuhr dringend benötigter Hilfslieferungen.
Derweil gehen die ägyptischen und katarischen Waffenstillstandsvermittler davon aus, dass ihre Bemühungen der »letzte Versuch« sein könnten, eine israelische Bodenoffensive mitsamt ihren absehbar katastrophalen Folgen abzuwenden. Trotz widrigster Bedingungen werde auch von palästinensischer Seite zu baldigen Protesten in Gaza-Stadt aufgerufen, um die Hamas aufzufordern, endlich eine Einigung auszuhandeln. Wie der Sender Al-Dschasira kurz vor Reaktionsbeschluss berichtete, soll die Hamas dem Waffenruhevorschlag zugestimmt haben.
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