Burkina Faso zieht Bilanz
Von Georges Hallermayer
Die 2023 nach dem Putsch in Niger gegründete Allianz der Sahelstaaten (AES) hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: allen voran die Sicherheit der Bevölkerung und die Selbstversorgung bei der Ernährung. Einmal geht es darum, ausländische Einmischung genauso abzuwehren wie kriminelle Banden und dschihadistische Gruppen. Zweitens muss endlich der unselige Kreislauf durchbrochen werden, bei dem Rohstoffe billig exportiert und Nahrungsmittel teuer gegen Schulden eingeführt werden. Wie es um die Erreichung dieser Ziele steht, die in einem nationalen »Aktionsplan für Stabilität und Entwicklung« festgehalten sind, darüber hatte Anfang des Monats im AES-Mitgliedsland Burkina Faso der Ministerrat Regierungschef Rimtalba Jean Emmanuel Ouédraogo Bericht zu erstatten.
Im Innern ist das westafrikanische Land Burkina Faso heute an drei Fronten von islamistischen Gruppen bedroht: im Norden im Grenzbereich zu Mali durch die Dschihadistenallianz »Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime« (JNIM). Sie befeuert Auseinandersetzungen zwischen nomadisierenden Rinderzüchtern und Ackerbauern um Weide- und Wegerechte. In der östlichen Zone der »drei Grenzen« zu Mali und Niger hat sich wiederum ein Ableger des »Islamischen Staats« festgesetzt. Im Südosten des Landes wiederum operiert Al-Qaida von Benin aus und entzieht sich der Verfolgung. Deshalb ist diese Grenze auch immer noch geschlossen.
Der burkinische Verteidigungsminister Celestin Simporé erklärte in genannter Kabinettsitzung, 72,70 Prozent des Landes seien sicher, und bis Ende des Jahres würden weitere Gebiete befreit und mit Unterstützung der Bevölkerung mit militärischen Stützpunkten befestigt. So konnte Anfang Juli auch die Goldmine von Boungou ihren Betrieb wiederaufnehmen. Aber gegen die Dschihadisten im Lande heißt es, einen langen Weg zu gehen, diese nicht nur militärisch zu bekämpfen, sondern vor allem die eigene Bevölkerung zu mobilisieren, sich selbst zu schützen: zum einen mit der 30.000 Mann starken Miliz »Freiwillige für Vaterlandsverteidigung« (VDP), zum anderen soll mit sozialen Projekten den Islamisten der Boden entzogen werden.
Nach einer Serie offensiver Operationen im Mai und Juni ist es den Bataillonen der Schnellen Eingreiftruppe der Armee (BIR) in Kooperation mit Spezialkräften und Freiwilligenverbänden der VDP gelungen, den Dschihadisten mit einer neuen mobilen Taktik in mehreren Regionen schwere Verluste zuzufügen. Außerdem hat der Strafgerichtshof zur Verfolgung terroristischer Handlungen in Ouagadougou im ersten Halbjahr in sieben Sitzungen 65 Verfahren mit 125 Angeklagten durchgeführt und dabei 13 Personen zu lebenslanger Haft verurteilt und 63 zu Gefängnisstrafen von zehn bis 21 Jahren. Neben Geldstrafen in Höhe von insgesamt 184 Millionen Franc CFA wurde Eigentum beschlagnahmt, um die Finanzierung des Terrorismus zu unterdrücken. Außerdem wurden mehr als eine Million Binnenflüchtlinge (PDI) im ersten Halbjahr in ihre Dörfer zurückgeführt, wofür das ganze Jahr 2024 benötigt worden war.
Die Förderung der Landwirtschaft steht für den burkinischen Präsidenten Ibrahim Traoré an oberster Stelle, nicht nur, um den Dschihadisten den Boden zu entziehen, sondern vor allem wegen der Ernährungssicherheit. Die meisten Einwohner arbeiten auf dem Land, circa 70 Prozent, wobei sie jedoch nur etwas mehr als zehn Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt haben. Doch Landwirtschaftsminister Ismail Sombié zeigte sich auf der Kabinettssitzung am 4. August zufrieden. Für Viehzüchter seien neue Weidegebiete erschlossen worden, Anfang Mai wurde auch eine Fabrik zur Herstellung von Futter eingeweiht, die Aquakultur zur Fischzucht werde ausgebaut, und neu eingeführten »Brigaden der Agrarmechanisierung« würden Saatgut und Dünger zur Verfügung gestellt. Den Erfolg der Arbeit dokumentiert auch eine Mitteilung der Weltbank vom April. Sie bescheinigt der Regierung in Ouagadougou, die absolute Armutsrate im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit fünf Jahren gesenkt zu haben: von etwa einem Viertel auf ein Fünftel der Bevölkerung.
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