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Aus: Ausgabe vom 11.07.2025, Seite 7 / Ausland
USA

Washington ruft zu Afrikagipfel

US-Präsident konferiert mit den Staatschefs von fünf afrikanischen Ländern über Handel, Rohstoffe und Migration
Von Jörg Kronauer
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Sogar Trumps Komplimente können Spitzenpolitiker in Verlegenheit bringen (Washington, 9.7.2025)

Im Englischen reimt sich das Thema, unter das Donald Trump am Mittwoch sein Mittag- und Arbeitsessen mit den Präsidenten mehrerer Länder Afrikas stellte. Seine Regierung vollziehe derzeit einen Schwenk »from aid to trade«, »von Hilfe zu Handel«, teilte der US-Präsident zu Beginn der Zusammenkunft mit. Damit war auch das Ziel des Treffens benannt: Nachdem die Trump-Regierung ihre Entwicklungshilfe um mehr als vier Fünftel zusammengestrichen hat – der medizinischen Zeitschrift The Lancet zufolge könnte dies bis 2030 14 Millionen Menschen das Leben kosten –, will sie nun ihren Handel zumindest mit einigen Staaten Afrikas ausweiten. Dabei hat sie, wie Trump erläuterte, die »großartigen Mineralien- und Ölvorkommen« des Kontinents im Blick. Nicht ganz so großartig war die Tatsache, dass auf dem Treffen gerade einmal fünf der 55 afrikanischen Staaten vertreten waren. Kein Problem: In Washington war wichtigtuerisch von einem »Gipfel« die Rede; Gipfel in der US-Hauptstadt sind natürlich großartig per se.

Dass Trumps Behauptung nicht ganz stimmt, er strebe in Afrika nur nach Handel und nach Rohstoffen, lässt sich schon an der Zusammensetzung des »Gipfels« ablesen, der an diesem Freitag zu Ende geht. Um Bodenschätze ging es lediglich in den Gesprächen mit Gabuns Präsident Brice Oligui Nguema. Gabun ist ein großer Ölproduzent, verfügt aber auch über rund ein Viertel der bekannten Vorkommen an Mangan, das man benötigt, um rostfreien Stahl oder Batterien zu produzieren. Das Land hat kürzlich angekündigt, die Ausfuhr unverarbeiteten Mangans ab 2029 zu verbieten, um die heimische Wertschöpfung zu erhöhen. Nun ist Gabun auf der Suche nach Investoren. Oligui Nguema erklärte zudem, das Land sei bei seinem Kampf gegen Piraten vor seiner Küste im Golf von Guinea auf »verlässliche und starke Partner« angewiesen. Das war wohl als Hinweis zu verstehen, die USA dürften, wenn sie wollten, Gabun als Standort für eine Militärbasis in Afrikas Westen nutzen, von deren Einrichtung gelegentlich die Rede ist. Senegals Präsident Bassirou Diomaye Faye lud US-Investoren zur Beteiligung am Aufbau einer »Tech City« in Dakar ein.

Ansonsten ging es auf dem Treffen um die Abwehr unerwünschter Migration. Die New York Times hatte vergangenes Jahr berichtet, die Zahl derjenigen, die aus afrikanischen Staaten ohne Visum in die USA einreisten – nicht selten auf dem Umweg über Nicaragua –, sei von 13.000 im Jahr 2022 auf mehr als 58.000 im Jahr 2023 gestiegen; an der Spitze stünden Mauritanier und Senegalesen. Hinzu kommt, dass einige Länder Westafrikas zunehmend als Umschlagplatz für Drogen auf dem Weg aus Südamerika in die USA dienen, Mauretanien etwa, vor allem aber Guinea-Bissau. Erst im April lieferte Guinea-Bissau vier Mitglieder eines Drogenkartells an die USA aus. Liberia wiederum ist seit geraumer Zeit als möglicher »Dumping Ground« für unerwünschte Einwanderer im Gespräch, die die USA aus dem Land schaffen wollen. Auch aus Mauretanien, Guinea-Bissau und Liberia waren die Staatschefs an den Potomac gereist.

Trump, der vor Jahren ein afrikanisches Land namens Nambia erfand, erst kürzlich stolz mitteilte, er habe noch nie von Lesotho gehört, bevor er das Land mit Zöllen in Höhe von 50 Prozent an den Rand des Ruins brachte, und der 2018 meinte, er halte die Staaten Afrikas für »Shithole Countries«, tat sich diesmal damit hervor, dass er gönnerhaft die Englischkenntnisse des liberianischen Präsidenten Joseph Boakai lobte und ihn fragte, wo er die Sprache erlernt habe. Boakai, der weißes Herrenmenschentum sicherlich zur Genüge kennt, blieben sichtlich die Worte im Hals stecken, bevor er auf Trumps Nachfrage »In Liberia?« ein knappes »Yes, Sir!« hervorbrachte. In Liberia, das 1822 von weißen US-Amerikanern gegründet worden war, weil sie einen »Dumping Ground« für freigelassene Sklaven wünschten – freie Schwarze wollte man nicht im Land haben –, ist Englisch Amtssprache. Nebenbei: Liberias Gesundheitsetat hing fast zur Hälfte von US-Geldern ab, als Trump die Entwicklungshilfe zusammenstrich. Das mag erklären, warum Boakai nicht einfach »No« sagte, aufstand und ging.

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