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Aus: Ausgabe vom 25.05.2024, Seite 1 (Beilage) / Wochenendbeilage
Bürgerkrieg im Sudan

»Die Partei kämpft für die Beendigung des Krieges«

Über die Interessen verschiedener Groß- und Regionalmächte, die im Sudan aufeinandertreffen. Ein Gespräch mit Fathi Al-Fadl
Interview: Philip Tassev
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Nach knapp einem Jahr Krieg: Soldat der sudanesischen Streitkräfte inmitten zerstörter Gebäude in der größten Stadt des Landes (Omdurman, 7.4.2024)

Bevor wir auf die Situation im Sudan heute zu sprechen kommen, können Sie einen Überblick über die historische Entwicklung des ­nordostafrikanischen Landes ­geben?

Der Sudan ist ein mehrsprachiges, multiethnisches, multireligiöses, und somit multikulturelles Land, wobei die Bevölkerung des Landesinneren weitgehend homogen ist. Es gibt eine Reihe verschiedener Volksgruppen im ganzen Land. Vor allem die arabischen und nubischen Stämme in den nördlichen Provinzen und im Gebiet von Al-Dschasira, dem Nord- und Zentralsudan, sind dabei sowohl von der arabischen und islamischen Kultur als auch von der nubischen und indigenen afrikanischen Kultur beeinflusst.

Der britische Kolonialismus konzen­trierte sich bei seiner Ausbeutung der Ressourcen des Landes auf die Erschließung Nord- und Zentralsudans. Die fruchtbare Al-Dschasira-Ebene wurde zum Erzeuger hochwertiger Baumwolle für die Spinnereien von Lancashire. In diesem Gebiet wurden Schulen gebaut, um Beamte und Facharbeiter auszubilden. Aufgrund der kolonialen Verhältnisse bildeten sich neue soziale Schichten heraus: halbgebildete Kleinbürger, die als Beamte und Lehrer fungierten, und Arbeiter, die die Eisenbahn betrieben. In der Gegend von Al-Dschasira entstand eine Schicht von Bauern, die für ihre Arbeit in der Baumwollproduktion mit kleinen Landstücken belohnt wurden. Außerdem rekrutierten die Bauern Landarbeiter, die bei der Feldarbeit halfen.

Auf dieser Grundlage entwickelte sich eine nationale Bewegung, die durch Kontakte mit linken, sogar kommunistischen britischen Soldaten und sudanesischen Studenten, die entweder in Khartum oder an ägyptischen Universitäten studierten, beeinflusst wurde. Aus dieser wachsenden nationalen Bewegung heraus begannen verschiedene Gruppen, politische Parteien zu gründen. Dabei traten mehrere Hauptkräfte in den Vordergrund: Die Umma-Partei, die unter dem Einfluss der britischen Kolonialherren hauptsächlich aus den Söhnen der Stammesführer gebildet wurde. Die Gewerkschaftsbewegung, die von den sich entwickelnden nationalen ägyptischen Parteien beeinflusst wurde, die für eine Art lockere Einheit zwischen den beiden Ländern eintraten.

Aus den nationalen Parteien, der aufstrebenden Arbeiterklasse und den sudanesischen Studenten, die aus Ägypten zurückkamen, wo sie Mitglieder verschiedener marxistischer Gruppen waren, entstand 1946 die Sudanesische Bewegung für Nationale Befreiung, die sich zur Sudanesischen Kommunistischen Partei, SKP, entwickelte. Seit der Unabhängigkeit 1956 wurde der Sudan von einer arabisch-islamischen Bourgeoisie regiert, die das Land in den vergangenen 68 Jahren vor allem mit Hilfe des Militärs beherrschte – wobei der Sudan seit der Unabhängigkeit nur 19 Jahre lang eine zivile Regierung hatte.

Wo verlaufen die wichtigsten Konfliktlinien in der Gesellschaft?

Der Hauptkonflikt bleibt die Frage, in welche Richtung es sich entwickelt: Während die Arbeiterbewegung und Teile der Bauernschaft stets für die nationale sowie soziale Befreiung kämpften und eine wichtige Rolle beim Sturz der Militärregime spielten – etwa 1964, 1985 und 2018/19 –, wird die arabisch-islamische Bourgeoisie immer versuchen, die Bestrebungen der arbeitenden Bevölkerung zunichte zu machen. Darüber hinaus wurde das Land insbesondere nach dem Putsch der Muslimbruderschaft von 1989 aufgrund seiner geopolitischen Lage und seiner reichen natürlichen Ressourcen für internationale und regionale Mächte attraktiver.

Zum Putsch von 1989: Wie bewerten Sie die Machtübernahme von Omar Al-Baschir? Und wie wirkte die KP an seinem Sturz im Jahr 2019 mit?

Der Putsch der Muslimbruderschaft im Jahr 1989 wurde von Al-Baschir angeführt und fand zu einem Zeitpunkt statt, als die nationalen und demokratischen Kräfte kurz davor standen, mit der SPLM (Sudan People’s Liberation Movement, jW) unter John Garang eine Einigung über die Beendigung des Bürgerkriegs und die Bildung einer neuen, alle Seiten einbeziehenden Regierung zu erzielen. Diesem demokratischen Prozess für die nationale Einheit, der von der Sudanesischen Arbeiterföderation, den Gewerkschaften und der Beamtenorganisation angeführt wurde, widersetzte sich nur die Muslimbruderschaft, doch wurde diese Einigung aufgrund der schwankenden Haltung der Umma-Partei und des Versagens der demokratischen Kräfte vereitelt.

Der Kampf zum Sturz der Muslimbruderschaft begann unmittelbar nach deren Putsch. Doch aufgrund der Repression durch das Regime verloren über 250.000 Menschen ihre Arbeit, Tausende von politischen und gewerkschaftlichen Führern und Aktivisten wurden verhaftet, etwa eine Million Menschen emigrierte in benachbarte Länder. In geduldiger und mühevoller Kleinarbeit begann die SKP, Zentren des Widerstands in den Wohngebieten, Schulen und Universitäten sowie in den Betrieben aufzubauen. Die erste ernsthafte Konfrontation mit dem Regime fand im September 2013 statt. Al-Baschir floh mit seinem engsten Kreis aus der Hauptstadt (Khartum, jW). Drei Tage lang beherrschten die Massen die Straßen, aber mangels einer entschlossenen Führung ging der Kampf verloren. Die Lehren aus dem Aufstand halfen jedoch, den Generalstreik und den zivilen Ungehorsam vorzubereiten, die zur Dezemberrevolution 2018/2019 führten.

Die Organisation der Volkswiderstandkomitees im Jahr 2010 war der erste Schritt der Partei und der demokratischen Kräfte, um nach der Zerschlagung der Gewerkschaften die Massen zu organisieren. Nach und nach wurde diese Taktik auch in den Betrieben und Bildungseinrichtungen angewandt. Von dort aus begann sich die Opposition gegen das Regime zu entwickeln. Gleichzeitig trug der Krieg in Darfur zur dessen Schwächung bei. Die SKP gründete gemeinsam mit anderen demokratischen Kräften die »Allianz für Freiheit und Wandel«, die die Massen anführte und den vorläufigen Sieg im April 2019 erzwang: die Absetzung von Al-Baschir.

Ein Instrument des alten Regimes waren ja ursprünglich auch die Rapid Support Forces, die RSF, die jetzt gegen die Armee kämpfen. Welche Rolle spielten die Paramilitärs in den Jahren vor und nach dem Sturz von Al-Baschir?

Aufgrund interner Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Fraktionen des Regimes stützte er sich auf die RSF, um den wachsenden Widerstand der Massen gegen seine Herrschaft zu brechen. Die Dschandschawid-Milizen, später in RSF umbenannt, waren ursprünglich vom Regime der Muslimbruderschaft gegründet worden, um die afrikanischstämmige Bevölkerung von Darfur zu unterdrücken. Das Regime nutzte den internen Konflikt zwischen den nomadischen arabischen Viehzüchtern und den afrikanischen Bauern aus, und setzte die Dschandschawid ein, um Greueltaten in Darfur zu begehen. Die RSF spielten eine zentrale Rolle bei der Unterdrückung und dem Massaker an über 200 Demonstranten während des Aufstandes 2013. Darüber hinaus wurden die RSF-Milizen von der EU benutzt, um Menschen aus Äthiopien, Eritrea und Subsahara daran zu hindern, über den Sudan nach Libyen und nach Europa zu gelangen. Saudi-Arabien bezahlte außerdem RSF-Soldaten für die Teilnahme am Krieg gegen die Ansarollah im Jemen.

2018, als die Massenbewegung an Schwung gewann, rief die SKP in der Hauptstadt zu Massenaktionen auf, denen sich weitere Gruppen anschlossen. Es wurde klar, dass das Regime zum Scheitern verurteilt war, und die RSF-Führung vereinbarte in Zusammenarbeit mit führenden Generälen sowie mit Unterstützung Äthiopiens und der Arabischen Liga die Absetzung des Staatschefs und die Zusammenarbeit mit bestimmten Teilen der Opposition.

Diese »Vernunftehe« wurde bald auf die Probe gestellt, als die Generäle einschließlich der RSF angesichts der zunehmenden Massenproteste, die eine vollständige Zivilregierung forderten, ihren Putsch inszenierten, um ihre Interessen zu wahren. Die Fortsetzung der Massenaktionen zwang die Putschisten jedoch zum Rückzug. Hier griffen die US-Regierung, Ägypten, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die EU ein. Sie überzeugten einige rechte Oppositionskräfte, sich dem sogenannten Rahmenabkommen anzuschließen, wodurch eine Partnerschaft zwischen dem Militär und zivilen Gruppen zustandekam.

Das Hauptziel, das diese Kräfte vereinte, war es, die Revolution und ihre wichtigsten Kräfte – also die Widerstandskomitees, die entstehende Gewerkschaftsbewegung und die Partei – zu stoppen und wenn möglich zu liquidieren. Das »Rahmenabkommen«, das nach dem Scheitern des Putsches vom 25. Oktober 2021 geschlossen wurde, sollte die Grundlage für eine Partnerschaft zwischen der Führung der bewaffneten Gruppen und einer Gruppe von Zivilisten schaffen, wobei der harte Kern der Muslimbruderschaft außen vor bleiben sollte.

Welche Interessen verfolgen die verschiedenen Großmächte im Sudan? Was ist mit regionalen Mächten wie etwa Israel und Ägypten? Und welche Rolle spielt China?

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Fahti Al-Fadl (undatiert)

Wie bereits erwähnt, übt die geopolitische Lage des Sudans sowie sein Reichtum an natürlichen Ressourcen, etwa Gold, einschließlich seiner riesigen fruchtbaren Flächen und seines Wasserreichtums eine Anziehungskraft auf andere Mächte aus. Während der ersten Militärdiktatur – 1958 bis 1964 – waren die USA, die Sowjetunion und China bereit, dieses Regime entgegen den Bestrebungen und der Position der nationalen und demokratischen Kräfte, einschließlich der SKP, zu unterstützen.

Heute wetteifern die Großmächte darum, Verbündete zu finden, die ihnen einen Anteil an den Reichtümern des Landes verschaffen. Auch die lange sudanesische Küste am Roten Meer ist ein wichtiger Faktor. Trotz der Lippenbekenntnisse zu Demokratie und ziviler Herrschaft ist keine dieser Kräfte bereit, einen festen Standpunkt einzunehmen und den Kampf des sudanesischen Volkes zur Beendigung des Krieges und zur Wiederherstellung der Errungenschaften der Revolution zu unterstützen.

Es genügt zu sagen, dass China während der gesamten 30 Jahre der eifrigste Unterstützer des Al-Baschir-Regimes war. Die Beziehungen beschränkten sich nicht nur auf die Zusammenarbeit zwischen den Staaten, sondern wurden auch auf die beiden Regierungsparteien, die KP Chinas und die Nationale Kongresspartei – einer Tarnorganisation der Muslimbruderschaft –ausgedehnt.

Was Israel anbelangt, so war es während der Übergangszeit (nach dem Sturz Al-Baschirs 2019, jW) ein sehr aktiver Unterstützer des Militärs. Israel hatte vorher im Rahmen der sogenannten Abraham Accords die Beziehungen zu Al-Baschir »normalisiert«. Darüber hinaus kamen Vertreter Israels auch mehrmals mit den RSF zu Treffen zusammen.

Auch das ägyptische Regime, ein Feind der Muslimbruderschaft, unterhält Beziehungen in den Sudan, den es als seinen Hinterhof betrachtet. Ein wichtiges Thema für Ägypten ist der äthiopische »Große Renaissance-Staudamm«. Aus diesem Grund unterstützen sie die Feinde des äthiopischen Regimes. Die Vereinigten Arabischen Emirate unterstützen die RSF und sind am Goldhandel bzw. -schmuggel beteiligt, an dem auch Russland ein Interesse hat. Die »Wagner«-Gruppe (russischstämmige Söldnerarmee, jW) arbeitete eng mit den RSF beim Goldhandel zusammen und bildete sie im Häuserkampf aus. Kürzlich hat Russland jedoch aus Gründen der Konkurrenz mit den USA die Spur gewechselt und seinen Botschafter nach Port Sudan (Bur Sudan, jW) geschickt, um seine Beziehungen zur De-facto-Regierung von General Burhan zu verbessern. Darüber hinaus könnten die Türkei und der Iran eine Rolle dabei gespielt haben, Russland davon zu überzeugen, seine Verbündeten zu wechseln, insbesondere nach dem Ende der »Wagner«-Gruppe.

Die USA als wichtiger Akteur halten alle Fäden und Verbindungen in der Hand. Über Ägypten unterhalten sie sowohl Kontakte zur Burhan-Fraktion als auch über die Vereinigten Arabischen Emirate Beziehungen zu den RSF. Sanktionen haben sie aber gegen beide Seiten, die Armee und die RSF, verhängt.

Die RSF wurden zu einer militärischen Kraft und gewann durch den Goldhandel regionale und internationale Unterstützer. Durch die Vereinigten Arabischen Emirate verbesserte sie ihre Beziehungen zu Äthiopien. Hervorzuheben sind auch, neben der Beteiligung der RSF am Krieg im Jemen, ihre engen Beziehungen zu General (Khalifa, jW) Haftar in Libyen.

Und was führte dann 2023 zum Ausbruch des Krieges zwischen den RSF und dem Militär unter der Führung von General Abdel Fattah Al-Burhan?

Die RSF wurden durch ihre regionalen und internationalen Verbindungen zu stark, um länger unter der Fuchtel der Armeegeneräle stehen zu wollen. Sie forderten ein größeres Stück vom Kuchen und fanden zivile Verbündete in bestimmten Teilen der »Allianz für Freiheit und Wandel« gegen ihren nunmehrigen Erzfeind, die Armee. Das von den USA vermittelte und von der Armee akzeptierte »Rahmenabkommen« hatte den RSF als unabhängiger Einheit die gleichen Rechte wie der Armee gegeben. Die Umsetzung des »Rahmenabkommens« hätte für die Hardliner in der Muslimbruderschaft das Ende ihrer Führung bedeutet. Deshalb drängten sie ihre Kräfte innerhalb der Armee zum Angriff auf die RSF. Die Armeegeneräle sahen eine Gelegenheit, die RSF loszuwerden. Der Krieg, der am 15. April 2023 ausbrach, ist ein Machtkampf um die Kontrolle der Reichtümer im Sudan zwischen alten Verbündeten, die nun zu Feinden geworden sind.

Sie haben den SPLM-Führer John Garang erwähnt. Er war ja, bis zu seinem »Unfalltod« 2005, für viele Menschen ein Hoffnungsträger und genoss hohes Ansehen, nicht nur im Sudan, sondern in ganz Ostafrika. Wie stand die KP zu seinem Konzept eines »Neuen Sudans«?

Die Partei und die SPLM waren sich einig über die Grundzüge des Aufbaus eines fortschrittlichen und demokratischen Sudans unter Berücksichtigung der Gegebenheiten des Landes und der Rechte der verschiedenen Nationalitäten. Meinungsverschiedenheiten gab es vor allem in bezug auf die Bewunderung der SPLM für das äthiopischen Regime von Mengistu (Haile Mariam, jW). Kader unserer Partei wurden in die Kaderschulen der SPLM entsandt. Die Zusammenarbeit mit der SPLM war zwar aufgrund der Zusammensetzung ihrer Führung, die von der Volksgruppe der Dinka dominiert wurde, schwierig. Absolventen der kubanischen Parteischule konnten aber eine Brücke zwischen den Parteien bilden. Dank dieser Zusammenarbeit trat die SPLM der Nationalen Demokratischen Allianz bei, der Dachorganisation der Oppositionskräfte gegen das diktatorische Regime von Dschafar Numairi, das 1985 gestürzt wurde.

Wer sind denn heute die Verbündeten der SKP? Wie sind ihre aktuellen Beziehungen zur SPLM und SLM? Wofür kämpft die Partei und wie?

Gegenwärtig arbeitet die SKP durch ihre Mitglieder und Freunde in den Widerstandskomitees, den Notfall- und Hilfsorganisationen und den organisierten Ärzte-, Lehrer-, Anwalts-, Ingenieurs-, Frauenorganisationen einschließlich der Sudanesischen Frauenunion schrittweise an der Schaffung einer breiten Volksfront. Die Arbeit in den Wohnvierteln, in den Flüchtlingslagern, in den Krankenhäusern und unter den Bewohnern der Lager in Darfur und Südkordofan ist ein wichtiger Bereich für die Entwicklung praktischer Arbeit, auch um neue Kader aus den Reihen der vom Krieg am meisten betroffenen Menschen auszubilden. Der Aufbau der breiten Volksfront geht Hand in Hand mit der Schaffung der nationalen demokratischen Front. Vor dem Krieg gab es eine Reihe von Treffen zwischen unserer Partei und der SPLM. Es wurden auch Gespräche mit der SLM geführt, doch mit dem Ausbruch des Krieges kamen die Kontakte zum Erliegen.

Die Partei kämpft aber nach wie vor für die Beendigung des Krieges, für den Sturz der derzeitigen Machthaber und für die Ziele der Dezemberrevolution: Demokratie, Frieden und soziale Gerechtigkeit.

In Mali, Niger und Burkina Faso haben sich in den vergangenen zwei Jahren Militärs mit betont antikolonialen Rhetoriken und Agenden an die Macht geputscht. Haben diese Entwicklungen einen Einfluss auf den Sudan?

Die Informationen, die uns von dort erreichen, sind eher spärlich. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit in Afrika, dem Nahen Osten und Lateinamerika zeigen jedoch, dass keines der Militärregime, die durch einen Putsch an die Macht kamen, die nationale Frage gelöst oder zur demokratischen Entwicklung der Länder beigetragen hat. Seit Gamal Abdel Nasser in Ägypten haben alle Militärregime die gleichen Slogans ausgegeben, um die Unterstützung der Massen zu gewinnen. Die Geschichte lehrt uns, dass es aber nicht ausreicht, gegen die USA zu sein, wie Mengistu oder Numairi, die beide als Diktatoren der schlimmsten Sorte endeten. Einen Staatsstreich zu inszenieren, um eine demokratisch gewählte Regierung zu stürzen, das frühere Regime der Korruption und der Unterordnung unter Frankreich oder die USA zu beschuldigen und sich dann in die Hände Russlands zu begeben, ist jedenfalls kein gutes Zeichen.

In den Reihen der RSF kämpfen allerdings Söldner aus Mali und Niger, was die neuen Regimes hoffentlich unterbinden werden.

Fahti Al-Fadl ist Mitglied des Zentralkomitees und des Politbüros der Sudanesischen Kommunistischen Partei (SKP) und Sekretär für Information

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Marian R. (27. Mai 2024 um 23:11 Uhr)
    Sehr ernüchternd, was der Genosse über die Rolle Chinas im Machtspiel um sein Heimatland schreibt.

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