Gaza: Statistiken belegen Völkermord
Gaza-Stadt. Die israelische Armee hat ihre Angriffe auf Gaza auch am Montag unter Bruch der geltenden Waffenruhe fortgesetzt. Dabei wurden in Gaza-Stadt und in Khan Junis vier Palästinenser getötet und mehrere verletzt, wie die Agentur WAFA am Mittag meldete. Demnach lag der Süden Gazas zu diesem Zeitpunkt weiter unter Artilleriebeschuss. Im Flüchtlingslager Al-Maghasi gelang es Katastrophenhelfern unterdessen, acht Leichname aus einem Gebäude zu bergen, das bei früheren Bombardements von Israel zerstört worden war.
Die Bergung im Maghasi-Camp führt vor Augen, dass unter den Trümmern in Gaza noch zahlreiche Leichname verschüttet sind, die in offiziellen Statistiken noch keine Berücksichtigung finden. Wie Zeit online am Montag berichtete, haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung in Rostock mittlerweile versucht, die tatsächlichen Opferzahlen zu beziffern. Die Ergebnisse übersteigen die Angaben, die seit Beginn des jüngsten Gazakriegs im Oktober 2023 von der Gesundheitsbehörde in Gaza veröffentlicht wurden: Während diese am Montag circa 70.000 Getötete seit dem 7. Oktober 2023 verzeichnete, gehen die Rostocker Forscher von »mindestens 100.000« aus, wobei »27 Prozent wohl Kinder unter 15 Jahren« und »etwa 24 Prozent Frauen« sind. Diese »Verteilung der Todeszahlen nach Alter und Geschlecht« gleiche dem, »was die UNO in der Vergangenheit bei Genoziden festgestellt hat. Bei Kämpfen zwischen bewaffneten Gruppen würden sich die Todesfälle dagegen viel stärker auf junge Männer konzentrieren.«
Dem Ansehen der Armee tut dies in Israel keinen Abbruch. Jedenfalls, wenn man einer aktuellen Umfrage des Israel Democracy Institute glaubt, von der am Sonntag in Israel Hajom zu lesen war. Demzufolge sollen 84 Prozent der Bevölkerung das moralische Verhalten der Armee mit »ausgezeichnet« oder »sehr gut« bewerten. Mehrheitlich wurden auch die tödlichen Bombardierungen von Wohnvierteln für richtig befunden. Allerdings wollten die meisten Befragten nicht, dass ihr Nachwuchs zum Krieg eingezogen wird.
Das UN-Palästina-Hilfswerk (UNRWA) schlug am Montag erneut Alarm. 90 Prozent der Menschen in Gaza seien auf Hilfen angewiesen, noch immer aber hindere Israel Tausende Lkw daran, in den Küstenstreifen einzufahren. Am Sonntag war eine hochrangige Delegation der Hamas in Kairo eingetroffen, um mit dem ägyptischen Geheimdienstchef über die fortwährende Verletzung der Waffenruhe durch Israel zu sprechen. (jW)
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