Paramilitärs erobern Al-Fascher
Von Ina Sembdner
Im Sudan dürfte sich die Lage für Hunderttausende Menschen in der seit mehr als 500 Tagen belagerten Stadt El-Fascher damit weiter dramatisch verschärfen: Am Sonntag meldete die paramilitärische Miliz RSF die Einnahme des Hauptquartiers der sudanesischen Streitkräfte in der Hauptstadt Norddarfurs. Zwei von der RSF geteilte Videos zeigten ihre Soldaten, wie sie vor Schildern der sechsten Infanteriebasis der Armee jubelten. Reuters konnte den Ort, jedoch nicht das Datum überprüfen. Die Armee gab zunächst keine Stellungnahme zu ihrer aktuellen Position ab. Seit April 2023 liefern sich die beiden ehemals verbündeten Fraktionen einen blutigen Machtkampf, dem Zehntausende zum Opfer fielen und der Millionen in die Flucht trieb – unter anderem in die beiden großen Flüchtlingslager in Al-Fascher.
Örtliche, die sudanesische Armee unterstützende Kämpfer warfen der RSF-Miliz eine »Desinformationskampagne in den Medien« vor, mit dem Ziel, die Moral zu schwächen. Die Bewohner von Al-Fascher würden weiterhin »gegen die terroristischen Milizen Widerstand leisten«, erklärten die Kämpfer. In der Stadt leben nach UN-Schätzungen noch bis zu 300.000 Menschen unter Bedingungen, die von Helfern als humanitäre Katastrophe bezeichnet werden. Eine Mitarbeiterin einer internationalen Hilfsorganisation sagte der dpa am Sonntag, man habe Videos von aus der Stadt fliehenden Zivilisten erhalten. Jedoch habe man alle Verbindungen zu den Kontakten in der Stadt verloren.
Seit August hatte die RSF-Miliz ihre Artillerie- und Drohnenangriffe auf Al-Fascher im Westen des Sudan verstärkt. Sie nahm daraufhin immer mehr Positionen der Armee ein und übernahm die Kontrolle über mehrere Stadtteile. Nachdem in dieser Woche auch der Flughafen in der Hauptstadt Khartum, die vor Monaten von der Militärregierung unter Abdel Fattah Al-Burhan zurückerobert werden konnte, zum Ziel wiederholter Drohnenangriffe wurde, vermeldeten die RSF am Sonnabend bereits die Einnahme der Stadt Bara in Nordkordofan. Der Bundesstaat trennt die zu großen Teilen unter Kontrolle der RSF stehende Region Darfur von der von der Armee kontrollierten östlichen Hälfte des Landes. Der faktischen Zweiteilung des Sudan wird damit weiter Vorschub geleistet.
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