Ultimatum an Hamas
Von Ina Sembdner
US-Präsident Donald Trump setzt alles daran, die Illusion, er allein habe die Geschicke der Welt in der Hand, aufrechtzuerhalten. Während Israel seit Inkrafttreten der Waffenruhe diese mehr als 80mal verletzt und ebenso viele Palästinenser im Gazastreifen getötet hat, erklärte Trump am Dienstag auf seiner Plattform »Truth Social«, dass »zahlreiche« Verbündete nur darauf warteten, die Hamas »aus der Welt zu schaffen«. Dafür sei es aber noch zu früh und er habe ihnen und Israel gesagt: »Noch nicht!« Es bestehe noch Hoffnung, »dass die Hamas das Richtige tun wird. Wenn sie es nicht tun, wird das Ende der Hamas schnell, wütend und brutal sein!« Das »Richtige«, dist die Entwaffnung der palästinensischen Organisation .
Bislang hat sich allerdings lediglich Indonesien öffentlich bereiterklärt, Soldaten für eine von der UNO mandatierte internationale Truppe bereitzustellen, wie die Times of Israel (TOI) anmerkte. Die Türkei und Aserbaidschan hätten dies hinter verschlossenen Türen getan, so das Blatt weiter. In Israel stationiert sind jedoch bereits 200 US-Soldaten, wie das Wall Street Journal am Montag berichtete. Sie sollen ein zivil-militärisches Koordinationszentrum einrichten und versuchen, die Spannungen zwischen der Hamas und Israel zu »beruhigen«, wie das Blatt unter Berufung auf das dafür zuständige US-Zentralkommando schrieb.
Parallel dazu verstärkt Washington mit dem Besuch von Vizepräsident J. D. Vance in Israel den politischen Druck. Vance soll an diesem Mittwoch mit Premier Benjamin Netanjahu und Präsident Isaac Herzog zusammentreffen. Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner sowie sein Nahostbeauftragter Steve Witkoff sind bereits ebenfalls vor Ort und waren am Montag mit Netanjahu zu einem laut israelischer Seite »sehr guten« Gespräch zusammengetroffen, schrieb die TOI unter Verweis auf eine Quelle aus dem Büro des Premiers. Es habe »keine Uneinigkeit« gegeben. Das motivierte Netanjahu dann wohl dahingehend, dass er zur Eröffnung der Wintersitzungsperiode in der Knesset prahlte, dass seine Armee am Sonntag 153 Tonnen Bomben auf den Gazastreifen abgeworfen habe – die Reaktion darauf, dass zuvor zwei Soldaten beim Versuch, den palästinensischen Kollaborateur Abu Shabab zu schützen, getötet worden waren. Vor Sitzungsbeginn hatte schon Polizeiminister Itamar Ben-Gvir gefordert: »Jetzt ist es an der Zeit, die Fassung wiederzugewinnen, mit voller Kraft in den intensiven Kampf zurückzukehren, zu siegen, zu vernichten – bis dieses Ziel erreicht ist.«
Und während die Hamas ankündigte, am Dienstag abend zwei weitere Leichname von Gefangenen aus Israel entsprechend der Vereinbarung zu übergeben, wird der darin ebenfalls geforderte ungehinderte Zugang zu humanitärer Hilfe für die rund zwei Millionen Palästinenser weiter verzögert. Das Welternährungsprogramm erklärte am Dienstag, es sei noch weit von seinem Ziel, täglich 2.000 Tonnen Nahrungsmittelhilfe in den Gazastreifen zu bringen, entfernt, da nur zwei Grenzübergänge geöffnet sind. Keiner davon führe in den von Hungersnot betroffenen Norden der Enklave.
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