Spaghetti alla Putinesca
Von Maxi Wunder»Achtung, Achtung! Hier spricht das Bundesamt für Bevölkerungsschutz! Bei niedrigem Blutdruck kann der Verzehr von Knoblauch einen Kreislaufzusammenbruch zur Folge haben! Meiden Sie frischen Knoblauch! Achtung, Achtung! Hier spricht …« – »Mensch, lass das doch bitte!« Doris versucht, Udo zurück auf den rechten Rückbanksitz zu zerren, während sie mit links unseren Peugeot steuert. Aber Udo krallt sich an der Nackenstütze des Beifahrersitzes fest und ruft weiter ins Megaphon: »Achtung, Achtung! Die Wahrscheinlichkeit, von frischem Knoblauch zu kollabieren, ist genauso groß wie ein Überfall der Sowjetunion auf die BRD!« – »Es heißt ›Russland‹, wenn schon!« flucht Doris, die gerade sehr bereut, dass sie sich zu diesem ›Ausflug mit offenem Verdeck‹ hat hinreißen lassen. Schuld daran ist im Grunde Roswitha, die in der Bedienungsanleitung unseres Gebrauchtwagens nach möglichen Gründen dafür suchte, warum sich der Kofferraum nicht öffnen lässt. Dabei stieß sie zufällig auf den Satz »Auf Knopfdruck klappt das dreiteilige Stahldach nach hinten«. – »Irre!« jubelt Udo, der sich bei der Probefahrt damals wunderte, warum Hasan, der Verkäufer des Autos, uns immer was von »CC« vorschwärmte (CC = Coupé Cabriolet). Seit der ersten, wenn auch ächzenden Öffnung des Autodachs ist Udos Sendungsbewusstsein zu neuem Leben erwacht. »Vergesst aglio e olio!« verkündet er den verdutzten Plauenern aus dem Udomobil. »Kommt zu Udo – es gibt Spaghetti alla Putinesca! Mit Bärlauch!« Doris gibt Gas, Udo fällt auf die Rückbank. Das war nun echt zuviel.
Hier die russifizierte Spielart des italienischen Klassikers
Spaghetti alla Putinesca
Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Vier abgetropfte Sardellenfilets darin bei mittlerer Hitze zergehen lassen. Eine gewürfelte rote Paprika oder kleine Chilischote und eine zerrupfte geräucherte Makrele darin bei mittlerer Hitze kurz anbraten. Eine Dose (400 g) stückige Tomaten und 100 ml Rote-Bete-Saft angießen, etwa zehn Minuten einköcheln lassen. 80 g schwarze Oliven, entsteint und grob gehackt, und zwei EL Kapern unterrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Falls zu dick, mit etwas Wasser verlängern. Während der Zubereitung der Sauce 400 g Spaghetti in reichlich Salzwasser al dente kochen. Spaghetti in die Sauce geben, gut durchschwenken. Ganz zum Schluss ein Bund frisch gehackten Dill und eine Handvoll grob gehackten frischen Bärlauch untermischen. Frisch gemahlenen Pfeffer darüber geben. Dazu passt als Rotwein ein georgischer Saperavi.
Während der ganzen Fahrt hat Töffi gebellt wie verrückt. »Udo, du bist nicht bei Trost. Du kannst doch nicht einfach Leute von der Straße weg zum Nudeln essen einladen!« schimpft Doris, während ich in der Küche unsere Spaghettivorräte untersuche. Man weiß ja nie, vielleicht kommt wirklich jemand, im Zweifel die Pozilei, weil es bestimmt verboten ist, von sich zu behaupten, man sei ein Bundesamt. »Hör mal, Dorchen, dieser bundesweite Warntag war doch wohl eine Frechheit. Ich warne hiermit zurück, und zwar die Bundesregierung: Wenn ihr weiter Kriegshetze betreibt, erklären wir das Vogtland zur 47. Oblast!«
75 für 75
Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- Pond5 Images/imago11.09.2025
Überall Faschisten: Wir brauchen einen Plan!
- Roman Naumov/IMAGO/Russian Look06.09.2025
Alternativen in Wladiwostok
- IMAGO/ZUMA Press04.09.2025
Emsige Gipfeldiplomatie
Regio:
Mehr aus: Wochenendbeilage
-
Kreuzworträtsel
vom 20.09.2025 -
»Indigenenfeindliche Politik hat in Argentinien Tradition«
vom 20.09.2025 -
Marxismus und Kampfformen
vom 20.09.2025 -
Dachschäden
vom 20.09.2025 -
Tod und Verwüstung
vom 20.09.2025 -
Wenn sie nicht mehr da sind
vom 20.09.2025