Eberle, Römer, Später, Brasch
Von Jegor Jublimov
Es gibt Neues von Friedhelm Eberle. Der ehemalige Star des Leipziger Schauspielhauses, dem er seit 1962 45 Jahre lang angehörte, hatte sich zurückgezogen und klammheimlich seine Erinnerungen geschrieben. Der Titel »Dem schönen Ziele zu« bezieht sich aber nicht auf seinen am Sonntag bevorstehenden 90. Geburtstag, sondern vielmehr auf den Drang des Jungen aus dem Ruhrpott hin zum Theater. In seiner Geburtsstadt Oberhausen und in Basel nahm er Schauspielunterricht und ging ungeachtet politischer Querelen in seine ersten Engagements nach Plauen und Erfurt. »Ich weiß nicht, ob ein Theater im Westen mich so mit Rollen verwöhnt hätte, wie ich in Leipzig verwöhnt worden bin. Ich durfte ja alles hier spielen – vom Hamlet angefangen, Othello bis zu König Lear«, schreibt er in seinem Buch. Auch Gegenwartsautoren gaben ihm Rollenfutter, von Helmut Sakowski über Tschingis Aitmatow, George Tabori bis zu Samuel Beckett. Eberle brillierte mit Soloabenden, die er zum Teil auch mit Kurt Masur gestaltete, was ihn bis nach Tel Aviv führte (wo es aber eher ungemütlich war). Im Fernsehen sah man ihn u. a. als Hauptmann Reichenbach in mehreren Filmen der Reihe »Polizeiruf 110« (1982–1988), bei der Defa auch in dem zuwenig beachteten Film »Heute sterben immer nur die andern« (1991).
Am Sonnabend jährt sich der Geburtstag von Rolf Römer, der bei Pirna aufwuchs, zum 90. Mal. Er ist schon im 65. Lebensjahr bei einem Gartenunfall gestorben, aber bis heute auf dem Bildschirm präsent, weil er nicht nur als Film- und TV-Schauspieler seit 1958 mehr als 60mal vor der Kamera stand, sondern auch als Szenarist in Defa-Indianerfilmen (wo er schon 1965 im ersten dabei war) und Regisseur im Kino (»He, du!«, 1967, »Hostess«, 1976) und einmal mit wenig Glück beim »Polizeiruf 110« inszenierte. Sein Talent für komische Rollen spielte er im Fernsehtheater Moritzburg so gründlich aus, dass ihn die eigene Mutter nicht wiedererkannte.
Der 100. Geburtstag am Donnerstag schien schon in Reichweite, als Walter Später im Februar dieses Jahres in Dresden starb. Der als Puppenspieler bei Kindern beliebte Künstler, der auch als Bauchredner und Pantomime auftrat, begann seine Laufbahn nach dem Krieg als Gebrauchswerber beim Konsum in Halle (Saale). Fürs Defa-Trickfilmstudio debütierte er 1960 mit dem noch heute amüsanten Handpuppenfilm »Krawall im Stall« und gehörte später zu den wenigen, die Knetmasse für Trickfilme verwendeten (»Spiel mit Lehm«, 1980–1988). Sein Erinnerungsbuch erschien 2003.
Am selben Tag denken wir an den 70. Geburtstag eines Autors, der 2001 viel zu jung starb, und auf seine Weise auch für Kinder arbeitete. Über die antifaschistische jüdische Familie von Peter Brasch entstanden Bücher und Filme, darunter der Roman »Ab jetzt ist Ruhe« (2012) seiner Schwester Marion Brasch. Peter konnte in Leipzig mehrere Semester Germanistik studieren, arbeitete danach für den DDR-Rundfunk. Seine Kinderhörspiele fanden auch den Weg auf Schallplatten. Als sein Hauptwerk gilt sein Schelmenroman »Schön hausen« (1999) voller magischem Realismus.
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