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Aus: Ausgabe vom 08.09.2025, Seite 2 / Ausland
Ukraine-Krieg

Größter Angriff seit 2022

Ukraine-Krieg: Russische Offensive trifft Regierungsgebäude in Kiew
Von Reinhard Lauterbach
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Kein Ziel, aber dennoch von Trümmerteilen getroffen: Wohnhaus in Kiew am Sonntag morgen

Russland hat in der Nacht zum Sonntag den größten Angriff seit seinem Einmarsch 2022 auf Ziele in der Ukraine geflogen. In Kiew geriet das Gebäude des Ministerrats in Brand; es ist der erste derartige Schaden an einem Gebäude der Staatsverwaltung. Personen kamen nicht zu Schaden, aber das Feuer erstreckte sich über eine Fläche von 1.000 Quadratmetern und war bis zum Sonntag mittag noch nicht gelöscht. Russland behauptete, der Brand in dem Regierungspalast sei durch Fehlschüsse der ukrainischen Luftabwehr ausgelöst worden; nachprüfbar ist das nicht.

Nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums galt die Angriffswelle vor allem Stützpunkten der ukrainischen Luftwaffe. So seien der Militärflughafen Starokostjantiniw bei Schitomir, ein Reserveflughafen in Odessa und der Flughafen der Millionenstadt Dnipro jeweils von mehreren Dutzend Drohnen getroffen worden. Im letzteren Fall werde die Reparatur »Monate« dauern, schätzte das Ministerium ein. Das ukrainische Militär griff nach eigenen Angaben eine Pipelineanlage und eine Raffinerie in Russland an und setzte damit seine Schläge gegen dessen Ölinfrastruktur fort. Moskau meldete die Abwehr ukrainischer Drohnenangriffe auf Ziele in grenznahen russischen Regionen. Es seien knapp 90 Drohnen abgeschossen worden. Über entstandene Schäden wurde nichts mitgeteilt.

Auf jeden Fall eine Eskalation des Militäreinsatzes war der erste russische Angriff auf eine Brücke über den Dnipro. Es handelt sich um die kombinierte Eisenbahn- und Straßenbrücke der durch ihre große Raffinerie bekannten Stadt Krementschuk flussabwärts von Kiew. Die ukrainische Eisenbahn teilte mit, der Verkehr über die Brücke sei »bis auf weiteres« eingestellt. Das lässt auf schwere Schäden schließen.

Von der Front melden ukrainische und US-Quellen das Vordringen russischer Stoßtrupps in die seit Monaten umkämpften Städte Pokrowsk und Kupjansk. Das in Washington ansässige »Institute for the Study of War« nannte das Eindringen dieser russischen Patrouillen in die – faktisch wohl ehemalige – Innenstadt von Pokrowsk eine Folge des Scheiterns von Versuchen, die Stadt weiträumig zu umgehen. Auf diese Weise wurde auf westlicher Seite aber erstmals die Tatsache dieser Vorstöße eingeräumt.

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