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Aus: Ausgabe vom 17.06.2025, Seite 7 / Ausland
Konflikt in Osteuropa

Moskau und Kiew zielen auf Armeeversorgung

Raffinerie am Dnipro beschädigt, Kiews Geheimdienst meldet Sabotage in Kaliningrad
Von Reinhard Lauterbach
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Auch Lager für humanitäre Hilfsgüter werden vom Krieg nicht verschont (Saporischschja, 14.6.2025)

Seit dem Beginn des israelisch-iranischen Krieges ist die Anzahl der Meldungen zum Konflikt in der Ukraine schlagartig gesunken. Aber auch dort gehen die Kämpfe mit ähnlicher Intensität wie zuvor weiter. In der Nacht zum Montag griff Russland erneut Ziele im ukrainischen Hinterland mit Raketen und Drohnen an. In Kiew wurden zwei Menschen verletzt, in der Stadt Tscherkassy vier. In Saporischschja wurde ein Industriebetrieb zerstört. Bereits am Wochenende hatte Russland offenbar die größte Raffinerie der Ukraine in Krementschuk am Dnipro zumindest stark beschädigt. Das Werk ist wichtig für die Versorgung der ukrainischen Armee mit Treibstoff.

Unterdessen weitet die Ukraine ihre Drohnen- und Sabotageangriffe auf Ziele tief im Innern Russlands aus. In Tatarstan wurde eine Drohnenfabrik getroffen – das Ziel liegt 1.000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Das Kiewer Portal Pravda.com.ua meldete am Wochenende unter Berufung auf den Geheimdienst des Landes eine angeblich gelungene Sabotageaktion gegen die Stromversorgung des russischen Militärs in der Exklave Kaliningrad. Der Sabotagetrupp habe den wichtigsten Transformator eines für die Bedürfnisse der Armee arbeitenden Umspannwerks in Brand gesetzt. Eine Bestätigung von russischer Seite gab es bisher nicht. Kaliningrad ist nicht mehr mit den Stromnetzen der baltischen Nachbarstaaten zusammengeschaltet und hängt von der lokalen Stromversorgung ab. Ein längerer Ausfall der Elektrizität würde auch die um das Gebiet gelegenen Frühwarnsysteme der russischen Armee beeinträchtigen.

Unabhängig von diesen Meldungen behauptet die Ukraine, eine eigene Kurzstreckenrakete zur Serienreife entwickelt zu haben. Die »Sapsan« (Wanderfalke) getaufte Rakete habe eine Reichweite von etwa 500 Kilometern bei einem Sprengkopf von 500 Kilogramm und entspreche in vielem den russischen »Iskander«-Raketen, die beim Beschuss ukrainischer Ziele häufig verwendet werden. Präsident Wolodimir Selenskij kündigte am Sonnabend an, jetzt bestehe die Hauptaufgabe darin, die Massenproduktion zu organisieren. Ob die Ankündigung mehr ist als das Versprechen einer neuen »Wunderwaffe«, muss sich also noch zeigen – besonders auch deshalb, weil die industriellen Kapazitäten stark unter den russischen Luftangriffen leiden. Für die Produktion von Raketen sind anders als bei Drohnen größere und damit für den Gegner sichtbare Fabriken erforderlich. Theoretisch könnte diese Produktion zwar ähnlich wie die der deutschen Raketen in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs in unterirdische Stollen verlegt werden – aber wohl nicht in der von Selenskij genannten kurzen Zeit.

Von der Front berichten russische Quellen über weitere Geländegewinne an allen Abschnitten. Nach einer Reihe von Meldungen der letzten Tage, die auch von US-Medien bestätigt wurden, haben russische Truppen an mehreren Stellen die Verwaltungsgrenze zum westlich an die Region Donezk angrenzenden Bezirk Dnipropetrowsk überschritten. Angeblich ist einer der Durchbrüche durch die ukrainische Front 17 Kilometer breit.

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