Rock me, Blues Boy
Von Pierre Deason-Tomory
Die Geschichte von B. B. King, der am 16. September hundert Jahre alt geworden wäre, ist eine Radiogeschichte. Seine Laufbahn als elektrischer Blueskönig begann Ende der Vierzigerjahre in den Spelunken von Memphis in Tennessee und wäre dort vielleicht versandet, wenn der auf den Namen Riley Benjamin King getaufte 24jährige nicht im April 1949 einen Fuß in die Tür von WDIA bekommen hätte. Dieser Radiosender war eine Revolution, richtete sich allein an ein schwarzes Publikum und gab dem Landei aus Mississippi eine tägliche 15minütige Sendung. King spielte, sang und machte als »Peptikon Boy« Werbung für ein sehr beliebtes Wundermittel, das zwar nicht heilte, aber legal blau machte. King redete nicht viel in der Sendung, erinnerte er sich 2005 in einem Interview, »weil sie es mir nicht beibrachten«, aber er wurde schon 1950 befördert und bekam die Nachmittagsshow. Er war nun nicht mehr der Peptikon Boy, sondern der Beale Street Blues Boy, aus dem schließlich B. B. King wurde. Plattenbosse hörten ihn auf WDIA und nahmen ihn unter Vertrag, der Rest ist Legende. Der bumblebeeförmige Bluesbube hatte viele Hits, gab viele Konzerte und machte viele Kinder, und weil er erst vor zehn Jahren damit aufgehört hat, gibt es in der dreistündigen Sendung »Spielräume – Nachtausgabe« über »B. B. King« am Freitag viel zu erzählen und aufzulegen (22.01 Uhr, Ö 1).
Weitere Programmvorschläge: Als Thema der »Sprechstunde« am Dienstag nennt der DLF »Leben mit ADHS: Auch im Erwachsenenalter eine Herausforderung« (10.08 Uhr). Gruß an die ultraangepassten Kollegen, die hier ein echtes Problem als Herausforderung verniedlichen: Wundert euch nicht, wenn ihr wegen Sprachpanscherei Herausforderungen bekommt mit der Glaubwürdigkeit. Damit zu Yogakurs und Klangschalen-Feng-Shui: Das »Zeitfragen-Feature« präsentiert die »Rhapsodie in Bio«, eine Karambolage mit den Werbezetteln auf der Bioladenpinnwand (Mi., 19.30 Uhr, DLF Kultur).
Der Suizidkulturfachmann Thomas Macho bespricht in der siebten Folge von »Zehn klassische Texte der Philosophie« das Zhuangzi zugeschriebene Werk »Aus dem Buch der daoistischen Weisheit« (Fr., 11.05 Uhr, Ö 1). Im Hörspiel »Die Pranke der Natur (1/2)« denkt Alexander Kluge darüber nach, wie man mit besonders herausfordernden Herausforderungen wie einem Tsunami umgehen könnte (BR 2011, Fr., ab 20.03 Uhr, Bayern 2). NDR Kultur wiederholt den aktuellen Hörbuchpreisgewinner in der Kategorie Hörspiel, »Dschinns (1/2)« von Fatma Aydemir (NDR 2024, Sa., 18.05 Uhr), »Contra« verordnet ein Best-of-Programm des Medizinkabarettduos »Peter & Tekal«, das seit 30 Jahren das Publikum behandelt (Sa., 19.05 Uhr, So., 21.30 Uhr, Ö 1).
Die ARD-Kulturradios bringen am Samstag abend die Schostakowitsch-Oper »Lady Macbeth von Mzensk«, aufgenommen am 1. September bei den Proms in London (20.03 Uhr, BR Klassik, HR 2 Kultur, MDR Klassik, NDR Kultur, Radio 3, SR Kultur, SWR Kultur, WDR 3). In »Essay und Diskurs«: Gabriel Yoran mit »Was war noch der Fortschritt? – Notizen aus der verkrempelten Welt« (So., 9.30 Uhr, DLF). Als Hörspielpremiere: Der Bestseller »Windstärke 17« von Caroline Wahl (HR 2025, So., 14.04 Uhr, HR 2 Kultur). Bedrückend: Das Hörspiel »Heiliges Land« von Mohamed Kacimi (SR 2008, So., 17.04 Uhr, SR Kultur).
Am Montag schließlich beginnt Uta Hallant mit der 15teiligen Lesung des Kriminalromans »Hab und Gier« von Ingrid Noll, die übrigens neulich neunzigjährig für ihre Unterhaltungsmorde ans Bundesverdienstkreuz gehängt worden ist (Diogenes 2014, 9.04 und 19.04 Uhr, MDR Kultur).
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