Vertraute fremde Klänge
Von Gisela Sonnenburg
Jazz ist die vielleicht beste Möglichkeit, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen. Die japanische Musikerin Taiko Saito lud darum die argentinische Saxophonistin Camila Nebbia und den deutschen Kontrabassisten Jan Roder ein, als TRIO SaitoRoderNebbia die von Hannes Zerbe kuratierte Reihe »jW geht Jazz« am Dienstag in der Maigalerie der Tageszeitung junge Welt in Berlin fortzusetzen. Das Trio tritt zum ersten Mal zusammen auf. Insofern ist es eine Premiere, die auch der »Lust am Klangexperiment«, wie Taiko Saito es nennt, gewidmet ist.
Kompositionen von Saito bilden die Grundlage. »Snow Moon Flower« (Schnee Mond Blume) heißt ein Stück. Es geht um eine Stimmung, die schon die alten asiatischen Meister der Malerei begeisterte. Und zwar so: Nachts, in der Stille einer mondbeleuchteten Schneelandschaft, erblüht eine Blüte. Solcher Poesie zu widerstehen ist schwer. Und nicht nötig: Das TRIO SaitoRoderNebbia spinnt den traditionellen Faden fort, überführt die Träume einer Schneenacht in die Gegenwart. Es könnten übrigens Christrosen sein, die da blühen.
Taiko Saito weiß die Akustik in der Maigalerie – perlend und klar – zu schätzen. Sie ist hier mehrfach aufgetreten, hat Fans im Publikum. Die Musikerin, die 1998 nach Berlin kam, ist in der Klassik wie auch im Jazz aktiv. Als Brückenbauerin ist sie eine optimale Besetzung. Sie begann als Kind, das Marimbaphon, eine Xylophonart, zu spielen. Später kamen Klavier und Schlagzeug dazu. In Tokio und Berlin ausgebildet, spielte sie als Vibraphonistin mit hochkarätigen Partnern wie Rupert Stamm und war an einer Uraufführung der sowjetisch-russischen Komponistin Sofia Gubaidulina beteiligt. 2023 erhielt sie den Jazzpreis Berlin, letztes Jahr den Deutschen Jazzpreis. Zudem findet Saito Zeit zu unterrichten: Damit ihr Wissen über Schlagwerk nicht verloren geht.
Camila Nebbia aus Buenos Aires lebt seit 2022 in Berlin. Mit neun Jahren begann sie auf dem Sax, mittlerweile ist sie eine der am meisten studierten Tenorsaxophonistinnen. In ihrer Geburtsstadt sowie in Tallinn, Stockholm, Lyon und Hamburg studierte sie, beschäftigte sich auch mit elektronischer Musik. Drei Bands hat sie schon gegründet. Themen wie Identität und Migration liegen Nebbia am Herzen. Wie man das musikalisch umsetzt, wird in der Maigalerie zu erleben sein, wenn zunächst fremd und exotisch wirkende Klänge durch das Zusammenspiel verschiedener Kräfte Stück für Stück ganz vertraut werden.
Auch Jan Roder, der mit Rockmusik und Heavy Metal begann, in Hannover studierte und seit 1995 in Berlin lebt, trägt sein Scherflein bei. Am Kontrabass bedient er alle Stile, vor allem – da er längere Zeit in Brasilien lebte – den Bossa Nova. Mit dem in der Maigalerie bekannten Silke Eberhard Trio, dem Ulrich Gumpert Quartett, dem Flechsenhar Trio und als Solokünstler sammelte er Erfahrung. Jetzt wird er erstmals mit Saito und Nebbia loslegen. Man freut sich darauf wie auf ein kleines Abenteuer.
TRIO SaitoRoderNebbia am Dienstag, 2. September, 19.30 Uhr (Einlass ab 19 Uhr) in der Maigalerie der jungen Welt, Torstraße 6, 10119 Berlin. Eintritt: 10 Euro (erm. 5 Euro), Anmeldung erbeten unter: 030 – 53 63 55 54 oder maigalerie@jungewelt.de
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