Panzer in Bundeshand
Von Max Grigutsch
Der Staat investiert in die Strategie, die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee Europas zu entwickeln. Dienlich dafür ist Kontrolle über die Rüstungsproduktion. Entsprechend prüft die Bundesregierung einen umfassenden Einstieg beim Panzerhersteller KNDS, so Informationen der Börsen-Zeitung von Montag abend. Hintergrund ist demnach, dass die deutschen Eigentümerfamilien Bode und Braunbehrens sich schrittweise aus dem deutsch-französischen Joint Venture zurückziehen wollen. Um die deutsche Machtposition im Unternehmen zu erhalten, ziele die BRD auf den Erwerb einer sogenannten Sperrminorität – Aktienanteile in Höhe von 25,1 Prozent. Mehr Informationen sind bislang nicht bekannt; eine Auskunft der Bundesregierung erhielt jW bis Redaktionsschluss nicht.
»Der Trend ist offensichtlich: Wenn Schlüssel-Rüstungsindustrien erhalten werden sollen, steigt die Bundesrepublik Deutschland gleich selbst ein«, sagte Ulrich Thoden, verteidigungspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke im Bundestag, am Dienstag auf jW-Anfrage. Strategisch wichtig ist KNDS Deutschland vor allem wegen der Produktion von mobilen Raketensystemen und Kampfpanzern – das Unternehmen fertigt beispielsweise den »Leopard 2« und einige weitere Kriegsfahrzeuge. Als Wartungspartner und Ersatzteilproduzent arbeitet die Firma zudem eng mit dem deutschen Heer zusammen.
Aber: »Rüstungsgeschäfte werden nicht besser, wenn sie der Staat selbst macht«, so Thoden weiter. Positiver äußerte sich Jürgen Grässlin, Bundessprecher der DFG-VK. Ein etwaiger KNDS-Einstieg biete »die Chance für einen Paradigmenwechsel«, die Bundesregierung könne »im Falle verwerflicher Rüstungsexporte in Krisen- und Kriegsgebiete eher zur Verantwortung gezogen werden als ein Unternehmen«, erklärte Grässlin am Dienstag gegenüber jW. Bedenken habe er trotzdem: »Ob die neuen Miteigentümer auf Kritik und Konzepte der Zivilgesellschaft eher eingehen als die bisherigen Eigentümerfamilien Bode und Braunbehrens, muss sich erst noch zeigen.«
Die KNDS-Gruppe mit Sitz in Amsterdam entstand 2015 aus einer Fusion der deutschen Panzerschmiede Krauss-Maffei Wegmann und dem französischen Konkurrenten Nexter. Der Wert des Unternehmens wird auf 20 Milliarden Euro geschätzt.
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