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Aus: Ausgabe vom 12.05.2025, Seite 2 / Ausland
Kaschmir-Konflikt

Fragile Ruhe nach dem Sturm

US-Präsident Trump vermittelt Feuerpause zwischen Indien und Pakistan
Von Thomas Berger
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Viele Menschen in Pakistan feierten die Nachricht von der Waffenruhe wie einen Sieg (Hyderabad, 10.5.2025)

Nach vier Tagen fortschreitender Eskalation und immer größerer Besorgnis über eine kaum mehr zu stoppende Eigendynamik stetig neuer »Vergeltungsaktionen« brachte die Nachricht große Erleichterung: Seit 17 Uhr Ortszeit am Sonnabend gilt eine Waffenruhe zwischen den verfeindeten Nachbarn Indien und Pakistan. Es war US-Präsident Donald Trump, der die von seiner Regierung vermittelte Einigung als erster verkündete. Bald darauf kamen aus Islamabad und dann aus Neu-Delhi offizielle Bestätigungen. Zuvor hatte etwa schon Iran zu vermitteln versucht, auch die Führer der G7-Staaten mahnten zur Deeskalation. Die US-Regierung hielt sich tagelang eher betont zurück, als die Spannungen stetig zunahmen. Zuletzt hatte Außenminister Marco Rubio aber mit Rückendeckung Trumps eine eigene Vermittlungsinitiative gestartet. Er sei »stolz« auf die beiden Regierungschefs Narendra Modi (Indien) und Shehbaz Sharif (Pakistan), verkündete Trump am Sonntag. Es gebe sogar Pläne zur Ausweitung des Handels. Beide Seiten warfen sich etwas später zwar wieder gewisse Verletzungen der Waffenruhe vor, im großen und ganzen blieb es aber am ersten Tag nach der Verkündung ruhig.

Nicht nur viele Menschen in den beiden bevölkerungsreichen Staaten sind erleichtert – ein drohender »vollwertiger Krieg« der beiden Atommächte scheint somit abgewendet. Wie lange es dauert, bis sich die zugespitzt feindselige Tonlage wieder abkühlt, steht auf einem anderen Blatt. Noch bis kurz vor dem Durchbruch schien der Konflikt, der seinen unmittelbaren Ausgangspunkt in einem Terrorangriff im indisch-kaschmirischen Ferienort Pahalgam am 22. April hatte, bei dem 26 Menschen starben, eine weitere Eskalationsstufe zu erklimmen. Nach zwei Wellen vor allem indischer Luftangriffe, laut eigener Darstellung ausschließlich zur »Zerstörung terroristischer Infrastruktur« auf pakistanischem Boden, hatte Pakistan militärisch zurückgeschlagen. »Wir haben diese Maßnahme ausdrücklich nur in Selbstverteidigung ergriffen«, rechtfertigte Außenminister Ishaq Dar den Angriff auf nach indischen Angaben insgesamt 26 Ziele.

Unklar ist angesichts widerstreitender Behauptungen, wie viele zivile Stätten dabei getroffen wurden und ob tatsächlich auch ein Luftabwehrsystem vom russischen Typ »S-400« in Adampur ausgeschaltet wurde. In Pakistan war Indien vorgeworfen worden, am Vortag auch Nankana Sahib angegriffen zu haben, die zweitgrößte heilige Stätte der Sikhs und Geburtsort von Religionsgründer Guru Nanak, was Neu-Delhi zurückwies. Einen gegen Amritsar im indischen Punjab – dort befindet sich mit dem Goldenen Tempel das Zentralheiligtum der Sikhs – gerichteten Luftangriff hatte Islamabad dementiert. Indien stellte zwischenzeitlich den Flugbetrieb an 32 Airports ein, Pakistan sperrte seinen Luftraum. Unklar blieb zunächst die Zahl der zivilen Opfer. Im indischen Teil Kaschmirs soll darunter ein hoher Lokalbeamter sein, der eine wichtige Rolle im Regierungsdialog mit militant-separatistischen Gruppen spielte.

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