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Aus: Ausgabe vom 10.05.2025, Seite 2 / Ausland
Kaschmir-Konflikt

Geeinte Kriegsfront in Delhi

Indien: Auch kommunistische Parteien für »Luftschläge« gegen Pakistan
Von Thomas Berger
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Mit seinen permanenten Repressionen ist Indien hauptverantwortlich für den Kaschmir-Konflikt (Srinagar, 9.5.2025)

Auch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag haben die indische und die pakistanische Luftwaffe wechselseitig beschränkte Angriffe geflogen. In Indien waren vor allem grenznahe Orte im Westen des Landes betroffen. Die Regierung in Neu-Delhi erklärte, man habe erneut »terroristische Infrastruktur« auf pakistanischem Boden ins Visier genommen. Zahlreiche indische Ortschaften an der Line of Control (LoC), der Waffenstillstandslinie in der geteilten Region Kaschmir, wurden inzwischen evakuiert.

Auslöser der Krise zwischen den beiden verfeindeten Atommächten war ein Terroranschlag im indisch-kaschmirischen Bergort Pahalgam am 22. April, bei dem 26 Touristen starben. Zu ihm hatte sich eine zuvor unbekannte bewaffnete Gruppe namens »Befreiungsfront« bekannt. Doch Neu-Delhi machte umgehend Islamabad für das Massaker verantwortlich und begann die Militäroperation »Sindoor« (Zinnober) am vergangenen Dienstag mit Luftangriffen auf das Nachbarland.

In Indien wie Pakistan nehmen gegenseitige Schuldzuweisungen und Rufe nach Vergeltung stetig zu. Scharfmacher haben Hochkonjunktur, mäßigende Stimmen sind medial kaum mehr vernehmbar. Während sich in Pakistan Vertreter diverser Lager mit schrillen Tönen zu überbieten versuchen, hat sich Indiens Politik in seltener Einmütigkeit hinter dem regierungsamtlichen Kurs versammelt. Das schließt selbst die wichtigsten linken Kräfte ein. »Angesichts der ernsten Provokation und dem Verlust unschuldiger Leben glaubt die CPI, dass Indien keine andere Wahl hatte, als mit Stärke auf die Ausgangspunkte solchen Terrorismus zu antworten«, rechtfertigte die Kommunistische Partei Indiens (CPI) in einem Statement das Vorgehen.

Die Armee habe nur Trainingscamps von mindestens drei islamistischen »Terrorgruppen« im pakistanischen Teil Kaschmirs und teils darüber hinaus ins Visier genommen, hatte Verteidigungsminister Rajnath Singh von den regierenden Hindunationalisten der Indischen Volkspartei (BJP) am Donnerstag bei einem Allparteientreffen erklärt. Das findet auch die größere linke Schwester Kommunistische Partei Indiens – Marxistisch (CPI-M) grundsätzlich richtig. Man stelle sich hinter diese »gezielte, angemessene und nichteskalierende Umsetzung«, hieß es in einer Erklärung der Partei nach dem Spitzentreffen in Delhi.

Kritik am Vorgehen der Armee kam auch nicht von der CPI (Marxist-Leninist) Liberation. Sie fügte in ihrem Statement allerdings ausdrücklich den Appell hinzu: »Alle Anstrengungen müssen unternommen werden, einen Krieg zwischen den beiden Nachbaratommächten zu verhindern und die ganze Bandbreite nichtmilitärischer diplomatischer Optionen auszuloten, um Terrorismus einzudämmen und Spannungen zu deeskalieren.« Tatsächlich sollen inzwischen erste Gesprächsfäden zwischen den Nationalen Sicherheitsberatern Ajit Doval (Indien) und Asim Malik (Pakistan) geknüpft worden sein, wie Pakistans Außenminister Ishaq Dar am Donnerstag in einem TRT-Interview sagte.

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