Gegründet 1947 Mittwoch, 5. November 2025, Nr. 257
Die junge Welt wird von 3054 GenossInnen herausgegeben
Aus: Welt im Umbruch, Beilage der jW vom 05.11.2025
Welt im Umbruch

Das letzte Gefecht

Die globalen Krisen verschärfen sich rasant. Immer mehr Menschen verlangen nach einer Alternative zum Kapitalismus
Von Jörg Tiedjen
1.JPG
Der Aufstand der »Generation Z« in Nepal fegte binnen weniger Tage die Regierung hinweg und machte weltweit Schule (Kathmandu, 9.9.2025)

Die Welt ist im Umbruch. Doch kaum jemand kann gegenwärtig sagen, in welche Richtung die Entwicklung geht. Gerade unter der Ägide des US-Präsidenten Donald Trump versuchen rechte und ultrarechte Kräfte, religiöse Fanatiker und weiße Rassisten in einer letzten Kraftanstrengung ihre Macht zu erhalten und auszubauen. Die bürgerliche Demokratie, die stets mehr Phantasie als Realität war, scheint angezählt. Kaum ein Tag vergeht ohne einen Anschlag auf ihre vermeintlichen Werte. Nicht einmal die Möglichkeit eines Bürgerkriegs in den USA, die immer noch die kapitalistische Führungsmacht sind, ist auszuschließen. Der Kapitalismus hat ein Stadium erreicht, in dem er Gefahr läuft, die Welt in den Strudel des eigenen Untergangs mitzureißen.

Aber es gibt Hoffnung und gegenteilige Entwicklungen. Gerade in den vergangenen Monaten erschütterten soziale Proteste zahlreiche Länder. Insbesondere die Jugendlichen in den wirtschaftlich abgehängten Ländern des globalen Südens, die für den reichen Norden als Rohstofflager und Absatzmarkt herhalten müssen, sind nicht mehr bereit, prekäre Lebensbedingungen und eine Existenz ohne jede Perspektive hinzunehmen, wie sie ihnen das kapitalistische System globaler Ausbeutung zugewiesen hat. In der vorliegenden Beilage skizziert Satyajeet Malik in Grundzügen die Bewegung der »Generation Z«.

Hinzu kommen alternative Bündnisse wie das der BRICS-Staaten, die zwar in ihrer Mehrheit nicht antikapitalistisch sind, aber dennoch ein Gegengewicht zu den westlichen Ländern darstellen. Über ihr Verhältnis zu den Hegemonieansprüchen der USA schreibt in dieser Beilage Jörg Kronauer. Der in Deutschland wenig bekannten Allianz Alba-TCP, die sich den USA mit ihren Hegemonieansprüchen in Lateinamerika widersetzt, hat wiederum Julieta Daza einen Artikel gewidmet. Auch die UNO darf nicht fehlen. Selbst wenn diese zuletzt ihre Machtlosigkeit erwiesen hat, den Völkermord in Gaza zu beenden – sie ist eine Institution, die auf keinen Fall aufgegeben werden darf, argumentiert der Völkerrechtler Norman Paech in seinem Artikel.

Große Hoffnungen richten sich auf Westafrika. Dort haben sich vor wenigen Jahren drei Staaten der Dominanz der alten Kolonialmacht Frankreich entledigt, deren Truppen und sogar die US-Armee des Landes verwiesen und sich zur »Sahelallianz« (AES) zusammengeschlossen. Georges Hallermayer präsentiert die seitdem erreichten Fortschritte, Sabine Kebir wiederum schildert das Verhältnis der AES zum entwickelteren Nachbarn Algerien mit seiner revolutionären Tradition. Hier besteht die Gefahr, dass die genannten Länder, die mit gewaltigen, nicht nur wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben, durch imperiale Intrigen gegeneinander aufgebracht und wieder auf die alten Pfade neoliberaler Ausbeutung zurückgelenkt werden.

Mawuena Martens und Dominik Wetzel schließlich berichten aus Armenien, einem kleinen Land mit um so schmerzhafterer Vergangenheit. Zuletzt musste es durch seinen verfeindeten Nachbarn Aserbaidschan eine empfindliche Niederlage hinnehmen, als Hunderttausende Menschen aus der Exklave Bergkarabach fliehen mussten.

Auf dem Höhepunkt der nun schon fast eine Dekade zurückliegenden Finanzkrise sagte der britische Autor Mark Fisher einmal, es sei heute einfacher, sich das Ende der Welt vorzustellen als ein Ende des Kapitalismus. Dem soll diese Beilage abhelfen.

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe. 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

  • »Selbstlernendes, hochgradig automatisiertes Kriegsinstrument«: ...
    27.08.2025

    Revanche in Vorbereitung

    EU-Truppenstationierung und das Palantir-System der NATO sollen Niederlage im Ukraine-Krieg wettmachen
  • Die neuen Konkurrenten? Chefs der BRICS-Staaten am 7. Juli in Ri...
    21.07.2025

    Neues Machtgefüge

    Julizahlen der Weltbank: Westliche Staaten verlieren wirtschaftlich weiter an Boden

Regio:

Mehr aus: Ausland