Kinder in Lebensgefahr
Von Susanne Knütter
Nie zuvor wuchsen so viele Kinder in Krisen- und Konfliktgebieten auf wie heute: Fast jedes fünfte Kind und damit fast doppelt so viele wie Mitte der 1990er Jahre. Am vorletzten Tag des Jahres zog das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Bilanz – für das Jahr 2024, denn für 2025 liegen noch keine Zahlen vor. UNICEF aber machte klar: Angesichts der aktuellen Kriege zeichnet sich keine Verbesserung ab. Habe die Organisation in 2024 bereits einen 25prozentigen Anstieg an schweren Kinderrechtsverletzungen festgestellt, deuten erste Teilauswertungen darauf hin, dass dieser neue Höchststand 2025 noch mal übertroffen wurde. Insgesamt wurden Zehntausende Kinder getötet, verstümmelt, von bewaffneten Gruppen rekrutiert oder eingesetzt, entführt oder Opfer sexualisierter Gewalt, ihnen fehlt es an Bildung, Schutz, medizinischer Versorgung oder humanitärer Hilfe. Hinzu kamen gleich zwei Hungersnöte im Sudan und in Gaza und weltweit 150 Millionen chronisch mangelernährte Kinder.
Täglicher Lebensgefahr ausgesetzt waren und sind Kinder laut UNICEF in Gaza, Sudan und der Ukraine. Also genau da, wo die Konkurrenzkämpfe um ökonomische und geostrategische Vormachtstellungen bereits zur Eskalation gebracht wurden. Das Ergebnis sind ein Stellvertreterkrieg in der Ukraine, ein Kolonialkrieg in Gaza und ein globaler Krieg im Sudan, wo nicht nur die Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Ägypten und die USA mitmischen. Mittenmang ist Deutschland, das nicht nur Waffen in alle drei Regionen liefert, sondern auch aktiv Friedensgespräche torpediert und Interessengruppen finanziert, von denen sich die Europäer Flüchtlingsabwehr versprechen. Das Resultat sind Kriegsverlängerung und Gräber, so weit das Auge reicht.
Was hat das alles mit den Kindern zu tun? Na gar nichts. Streit um Absatzmärkte, Land, Gold, Hafenkontrolle, Meerzugang, Grenzen, Trinkwasser, regionalen Einfluss – all das ist so wenig in ihrem Interesse wie in dem der restlichen Bevölkerung. Aber wo Eigentum und Konkurrenz regieren, wird auf sie keine Rücksicht genommen. Das Perfide: Die Mitschuldigen hierzulande erzählen sogar genau das Gegenteil. Wer Frieden will, müsse sich für den Krieg rüsten. Auch wenn das zu Ende gegangene Jahr noch nicht komplett ausgewertet ist, so viel dürfte sicher sein: Das kommende wird nicht besser.
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