Gegründet 1947 Mittwoch, 31. Dezember 2025, Nr. 303
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 31.12.2025, Seite 3 / Ansichten

Nicht euer Kanonenfutter

Bundesrepublik vorm neuen Jahr
Von Arnold Schölzel
imago842311381.jpg

Manches Zukünftige steht fest. Ab 2. Januar wird das Kriegsministerium Fragebögen an 18jährige Frauen und Männer verschicken; Männer müssen sie beantworten. Das Ministerium will wissen, ob sie kriegsdiensttauglich sind. Es handelt sich um Durchleuchtungsbriefe. Die sollen später nicht mehr nötig sein, dann wird ungefragt rekrutiert. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Thomas Röwekamp von der CDU, hat soeben erklärt, dass er noch im Laufe dieser Legislaturperiode dahin kommen will. Manchen geht es nie schnell genug, andere aufs Schlachtfeld zu schicken. Aber da Russland »immer Feind« bleibt, wie Johann Wadephul von der CDU sagte, bevor er Außenminister wurde, und sich als Minister daran hält, muss das sein. Das sehen nicht wenige, die sich von Geschichte und Geographie nicht beeindrucken lassen oder beides in der Schule unzureichend hatten, auch so. Zumal der Kanzler sie jüngst motivierte, gegen Russland gehe es um Antifaschismus, weil Putin Hitler sei.

Das wird denen entgegengehalten, die nicht Kanonenfutter sein wollen: Sie begünstigen Faschismus. Faschisten sind nicht die in Kiew Mitregierenden, die zwar bereits an diesem 1. Januar wie stets seit 1991 den Geburtstag des Schlächters von Juden, Polen, Russen und Kommunisten Stepan Bandera offiziell feiern werden, aber davon haben CDU, SPD und Grüne nie gehört. Die AfD ist noch mit Selbstverharmlosung befasst. Sie will 2026 mindestens einen Ministerpräsidenten in einem der fünf Bundesländer stellen, in denen gewählt wird.

Von den Zehntausenden jungen Leuten, die in der Bundesrepublik am 5. Dezember gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht protestierten, kannten vermutlich nur wenige das Gedicht von Peter Hacks aus dem Jahr 1990: »Diesem Vaterland nicht meine Knochen.« Die Zeile ist aber die richtige Handlungsmaxime während des gesamten Jahres 2026. Wieder einmal. Auch wegen einer solchen Scheußlichkeit wie der AfD, von deren Kommen einer wie Hacks bereits wusste. Keine BRD ohne Partei für Faschisten. Hacks sprach nicht für den Weltgeist, wie er meinte, es reichte, dass er den deutschen Imperialismus kannte, den Weltkrieg und die Sofortwiederaufrüstung in der alten BRD, der Heimstatt alter, höherer Nazis und ihrer Sponsoren in Industrie und Bankwesen.

Die setzen mit der neuen Bundesregierung wieder auf Rüstung und rhetorisch schon immer auf Angriff. In der Praxis geübt haben sie ihn spätestens seit 1999 – Jugoslawien, Afghanistan, Nahost, Westafrika usw. Was anderes als Angriff soll »Kriegstüchtigkeit« bedeuten? Angegriffenwerden? Bei mehrfacher wirtschaftlicher und militärischer Überlegenheit? Die Antwort liefern sie selbst: Sie spielen mit dem Atomkrieg: Wenn 2026 neue US-Raketen hier stationiert werden, wovon Friedrich Merz jüngst noch ausging, ist klar, warum Kriegsdienstfragebögen verschickt werden.

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

  • Wird noch viele Hände schütteln dürfen: Regierender Bürgermeiste...
    08.11.2025

    Festwoche des Imperialismus

    Beginn der »Berlin Freedom Week« unter Schirmherrschaft von CDU-Bürgermeister Wegner. Veranstaltungen versammeln Regime-Change-Akteure
  • Die Konkurrenz meldet Zweifel an: Parole bei AfD-Wahlkampfverans...
    25.10.2025

    Bühne frei für »krasse Indizien«

    Landesverratsvorwürfe gegen AfD: Spahn fordert Aufklärung. Mihalic will Fragerecht überprüfen lassen. Thüringer Innenminister angezeigt

Regio:

Mehr aus: Ansichten