Haberfeldtreiben
Wo ein Großteil der zum Nahostkonflikt arbeitenden Journalisten der öffentlich-rechtlichen Sender nicht mehr von der Presseabteilung der israelischen Armee zu unterscheiden ist, bildet Sophie von der Tann eine erfreuliche Ausnahme. Denn die ARD-Korrespondentin in Tel Aviv beleuchtet nicht nur die israelische sondern auch die palästinensische Perspektive. Am 4. Dezember soll die 34jährige deshalb im Funkhaus des WDR in Köln mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für »herausragende Leistungen des kritischen Fernsehjournalismus« ausgezeichnet werden.
Das geht gar nicht, meint man offenbar im Hause Springer – also in dem Verlag, dessen Mitarbeiter per Unternehmenssatzung zur Israel-Treue verpflichtet werden. Denn von der Tann sei »umstritten«, ihr werde vorgehalten, »einseitig die palästinensische Sicht darzustellen«, heißt es in der Welt. Von einem »Eklat« beim Besuch des bayerischen Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle bei einem Besuch im ARD-Studio Tel Aviv will das Blatt »exklusiv« erfahren haben. Von der Tann soll die Greueltaten der Hamas verharmlost haben, berichteten Teilnehmer des Hintergrundgesprächs. Konkret: Sie habe erklärt, dass das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 »eine Vorgeschichte« habe und man bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückgehen müsse. Kritik an der Verleihung des Preises an von der Tann habe bereits der israelischen Botschafter Ron Prosor geäußert, der dem ARD-Studio eine »Dämonisierung Israels« vorwerfe, so die Welt.
»ARD-Aktivistin Sophie von der Tann – das Gesicht vom neudeutschen Juden- und Israel-Hass«, gibt der vom Berliner Street-Gang-Mitglied zum israelischen Militärsprecher avancierte Arye Sharuz Shalicar die Journalistin auf X quasi zum Abschuss frei. »Sophie von der Tann muss weg!« fordert dort die zionistische Influencerin Malca Goldstein-Wolf aus Köln, denn eine der »größten Gefahren für jüdisches Leben sind Juden gezwungen, selbst zu finanzieren: die oft manipulative, einseitige, israelfeindliche Berichterstattung des ÖRR«. Mit den Angriffen auf ihre Kollegin hat Katrin Eigendorf offenbar kein Problem, doch diese »Art Sippenhaft« möchte die unter anderem aus Israel und der Ukraine berichtende internationale Sonderkorrespondentin des ZDF so nicht so stehen lassen, denn »ich vertrete in meiner Berichterstattung keine israelfeindliche Haltung« und »habe den Begriff Genozid immer als unangemessen bezeichnet«. Für ihre Gaza-Berichterstattung trifft das zu. Doch »was wir in der Ukraine erleben, ist ein Völkermord«, war sich die staatsräson- und NATO-linientreue Journalistin vor einem Jahr bei Markus Lanz sicher. (nb)
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