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Aus: Ausgabe vom 22.11.2025, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Selleriekäseschnitzel mit Kartoffelstroh

Von Maxi Wunder

In der bunten Welt illustrierter Rezeptideen werden wir im November Opfer des Kürbis- und Kohlterrors in multiplen Varianten. Pastinakengerichte kommen erschwerend hinzu, kaum ein Steckrübenrezept erreicht uns ohne den Hinweis auf Ururgroßmutters Kochkünste im Steckrübenwinter 1916/17. Spätestens in der ungemütlichen Jahreszeit also wird uns klar, wovon wir kulinarisch abstammen: vom Knollensellerie. Das ist schwer zu verdauen, denn diese Wurzel sieht nicht nur hässlich aus, sie riecht auch muffig. Wer von ihr kostet, muss aufstoßen. Dennoch ist sie von jeher integraler Bestandteil des Suppengrüns und ergänzt treu Karotten, Lauch und Petersilie. Kein Eintopf käme aus ohne diese Komponente.

Aber auch als Hauptact hat die Knolle ihren Auftritt in der deutschen Küche. Ich bin keine Sachverständige für die AfD, aber wenn ich dieser Partei ein Gericht zuordnen müsste, fiele mir ohne zu zögern das gefüllte Selleriekäseschnitzel mit Kartoffelstroh ein:

Für die Schnitzel einen Sellerie putzen, schälen und in 1,5 cm dicke Scheiben schneiden. In kochendem Salzwasser mit Zitronensaft gut 10 Minuten weich garen. Selleriescheiben trocken tupfen und auskühlen lassen. 80 g Tiroler Bergkäse in Scheiben schneiden. Mit einem Messer jeweils eine Tasche in die Selleriescheiben schneiden und mit Käse füllen. 50 g Haselnüsse (gemahlen), 25 g Semmelbrösel, Salz und Pfeffer vermengen und in einen tiefen Teller füllen. 80 g Weizenmehl Type 405 auf einen weiteren Teller geben, zwei kleine verquirlte Eier in einen dritten. Sellerieschnitzel erst mehlieren, dann durchs Ei ziehen und zum Schluss in den Haselnuss-Semmelbröseln wenden. Speiseöl erhitzen und die Schnitzel von beiden Seiten goldgelb braten. Für das Stroh acht Kartoffeln schälen und auf einer Reibe in feine Streifen reiben. Einen Liter Frittieröl in einem großen Topf erhitzen. Kartoffelstreifen trocken tupfen, in 70 g Mehl wenden und portionsweise im heißen Fett knusprig frittieren. Mit einer Schaumkelle herausheben und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Salzen. Als Beilage einen ­Rucola-Cocktailtomaten-Salat mit Vinaigrette bereiten. Für das Topping eignen sich gehobelter Bergkäse und 50 g Pinienkerne, die vorher in einer beschichteten Pfanne ohne Fett goldbraun geröstet wurden. Sellerieschnitzel nebst Kartoffelstroh und Salat anrichten.

Freilich gilt es zu wissen, dass die AfD auch von Vegetariern gewählt wird, die die feindliche Übernahme des Wortes »Schnitzel« für fleischlose Gerichte nicht nur gutheißen, sondern bis zur letzten Brezel verteidigen werden. Schließlich handelt es sich bei dem »Wording« (darf man nicht sagen – ist ausländisch) um eine alte deutsche Tradition. Und mal ehrlich: Ob man sein Schnitzel nun aus Zigeunern oder Sellerie macht und die Soße dazu aus Jägern oder Tomaten – wen kümmert’s? Hauptsache, es schmeckt. Wenn nicht: Heinz-Ketchup drauf! Denn wenn die AfD an die Macht kommt, wird sie genauso nach Washington reisen und dort ihre Direktiven entgegennehmen (Waffen kaufen, Kriege führen, pleite gehen) wie alle anderen. Sonst, Frau Weidel, ist, wie Sie wissen, E-de-ka: Ende der Karriere.

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