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Aus: Ausgabe vom 05.11.2025, Seite 4 / Inland
Ukrainer in der BRD

Arbeiter oder Soldat?

Ukrainische Geflüchtete in der BRD sind mehrheitlich erwerbstätig. Bellizisten rufen sie dennoch auf, gegen Russland zu kämpfen
Von Kristian Stemmler
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Lang is(s)t’s her: Begrüßungsbrötchen für ukrainische Geflüchtete am Berliner Hauptbahnhof (29.3.2022)

Die CDU übt sich im peniblen Aussortieren von Menschen. »Es gibt jetzt keinerlei Gründe mehr für Asyl in Deutschland, und deswegen können wir auch mit Rückführungen beginnen«, sagte Bundeskanzler Friedrich Merz am Montag in Husum über Syrerinnen und Syrer. Diese sollen die BRD verlassen und »am Wiederaufbau teilnehmen«. Ebenfalls »nicht richtig« sei es, wenn Ukrainer noch länger hierzulande leben. Sie sollten statt dessen als Soldaten »ihr Land« mit der Waffe in der Hand verteidigen, sagte Generalsekretär Carsten Linnemann am Freitag dem Magazin Stern. Auf die Arbeitskraft dieser Menschen sind Unternehmen in Deutschland nach Jahren der sogenannten Integration in den Arbeitsmarkt allerdings dringend angewiesen.

Von den zwischen Februar und Mai 2022 in die BRD geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern ist mittlerweile mehr als die Hälfte erwerbstätig. Das hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) mit Sitz in Wiesbaden in einer Studie zur Lebenssituation ukrainischer Geflüchteter herausgefunden, deren Ergebnisse am Dienstag bei einer Pressekonferenz vorgestellt wurden.

Bei den zwischen Februar und Mai 2022 angekommenen Ukrainern im Alter zwischen 20 und 64 Jahren lag demnach die Quote im Frühsommer 2025 bei 51 Prozent. 50 Prozent der Frauen aus dieser Personengruppe und 57 Prozent der Männer haben einen Job. Das Institut, das die Bundesregierung in Bevölkerungsfragen berät, hat in den vergangenen drei Jahren immer dieselben Menschen in halbjährlichen Abständen zu ihrer Lebenssituation befragt. Die letzte der inzwischen sechs Befragungen, an der sich über 6.000 beteiligten, fand zwischen Mai und August 2025 statt.

BiB-Direktorin Katharina Spieß verwies darauf, dass Deutschland für ukrainische Geflüchtete mittlerweile »das wichtigste Zielland« geworden sei. Mit über 1,2 Millionen Schutzsuchenden sind sie in der BRD die zweitgrößte Migrantengruppe nach der Gruppe der Türkinnen und Türken. Die Quote an Erwerbstätigen habe sich von 16 Prozent im Spätsommer 2022 bis zum Frühsommer 2025 mehr als verdreifacht, betonte Studienleiter Andreas Ette. Gute Deutschkenntnisse und soziale Kontakte seien »der Schlüssel zur Integration«, betonte Ette.

Aus der Studie geht auch hervor, dass »Familienprozesse« ein zentraler Faktor für Integration und Bleibeabsichten sind. Bei vielen der zunächst allein oder mit ihren Kindern geflüchteten Frauen seien zwischenzeitlich ihre Partner nach Deutschland nachgekommen. Diese Familienzusammenführung verschiebt den Lebensmittelpunkt nach Deutschland. Fast die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen verfügt nach eigenen Angaben über gute bis sehr gute Deutschkenntnisse, deutlich mehr als bei der Gruppe ihrer Eltern. Zugleich berichten sie über ein »vergleichsweise niedriges Schulzugehörigkeitsgefühl« und höhere »sozioemotionale Belastungen« als ihre vergleichbaren Altersgruppen.

Unterdessen steigt die Zahl der ­Ukrainer, die nach Deutschland kommen, wieder an, vor allem die von jungen Männern. Laut kürzlich vom Bundesinnenministerium vorgelegten Zahlen kommen derzeit pro Woche zwischen 1.400 und 1.800 junge ­Ukrainer in die BRD. Seit 2022 durften ukrainische Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren das Land nur mit einer behördlichen Erlaubnis verlassen, damit sie sich nicht der Zwangsrekrutierung entziehen. Ende August lockerte die ukrainische Regierung diese Regelung. Männer zwischen 18 und 22 Jahren dürfen seither wieder ausreisen.

Im Gegensatz zu Geflüchteten aus anderen Kriegsgebieten wurde Betroffenen aus der Ukraine nach Beginn des Kriegs im Februar 2022 in Deutschland sofort ein Schutzstatus zugesprochen, sie erhielten umgehend Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Bildungseinrichtungen. Hilfreich bei der Arbeitssuche war vermutlich auch, dass die ukrainischen Geflüchteten der Untersuchung zufolge im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung in ihrer Heimat ein hohes Qualifikationsniveau haben. Sie würden daher »angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftebedarfs« eine wichtige »Ressource für den Arbeitsmarkt« darstellen, konstatieren die BiB-Forscher.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Ulf Gerkan aus Hannover (7. November 2025 um 12:36 Uhr)
    In meiner Jugendzeit gab es einen populären Spruch: Stell Dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin! Warum nur will ein Herr Linnemann die Ukrainer unbedingt an die Front zwingen? Russland drängte darauf, dass russophobe Angriffe von ukrainischer Seite verfolgt werden, dass etwa die Massaker von Odessa und Mariupol juristisch geahndet werden und dass ukrainische Übergriffe an der Waffenstillstandslinie eingestellt werden. Und natürlich, dass die russische Minderheit in der Ukraine die einer Minderheit zustehenden Rechte wahrnehmen darf. Was ist daran so schlimm, wenn Russen russisch sprechen wollen? Das ist kein Grund für den Kiewer Krieg gegen die Donbassrepubliken. Das Recht auf territoriale Integrität dient doch dem Recht auf Selbstbestimmung und keineswegs einem erfundenen Recht auf Zwangsassimilierung. Warum an dieser Werteordnung drehen? Galt der Gewinn an Selbstbestimmung etwa als schlimm, als die Sowjetunion ihre territoriale Integrität verlor? In alten Wehrpflichtzeiten lautete eine Frage der Gewissensinquisitoren in etwa, wie man sich verhalten würde, wenn die eigene Freundin angegriffen würde. Das ist eine Frage, die nichts mit der Wirklichkeit des Krieges in der Ukraine zu tun hat, wo es eher um die Verteidigung geopolitischer Expansionsinteressen des Westens und des nationalistischen Überheblichkeitswahns der ukrainischen Rechts-außen-Fraktion geht. Wenn sich nationale Identität nur in Feindschaft gegen andere ergeht, nicht aber auf positive Reflexion der eigenen Identität, auf eigene Kultur und auf eigene wirtschaftliche Kraft, auf eigenen Erfindungsreichtum usw. stützt, dann ist da gewaltig was faul. Und hinterhältig – unter Verrat der westlichen Werteordnung – zugunsten eigener Machtinteressen den ukrainischen Hass auf Russland zu füttern statt auf Umsetzung der Minsker Vereinbarungen hinzuarbeiten, das war von Anfang an falsch. Für mich ist jeder junge und alte Ukrainer, der den Kriegswahnsinn nicht mitmachen will, hier herzlich willkommen!
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim Seider aus Berlin (5. November 2025 um 04:55 Uhr)
    Mit der längst begonnenen Wirtschaftskrise sinkt in Deutschland natürlich auch wieder der Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften. Es kriselt im Maschinenbau, in der Automobil-, der Chemie-, der Stahlindustrie und sonstwo noch. Da ist es doch mehr als natürlich, dass man junge leistungsfähige Menschen statt zur Arbeit lieber zum Verrecken aufs Feld der Ehre schicken möchte. Das verbessert schließlich die Arbeitslosenstatistik und ist hochsinnvoll hinsichtlich des Schutzes des Sozialsystems vor zusätzlichen Anforderungen. Es hat eben alles seine Logik, wenn in Deutschland über Probleme nachgedacht wird. Klar und präzise. Bis alles in Scherben fällt.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten Andreas Scharmann aus Berlin (5. November 2025 um 15:43 Uhr)
      Nicht zu vergessen: Sie nehmen uns die Frauen (auch Männer?), die Arbeitsplätze, die Wohnungen und: die kulturellen Grundlagen! Punkt eins: das Grillen; Punkt zwei: das Angeln; Punkt drei: das Zelten (vielleicht sogar FKK!); Punkt vier: alles sonst noch! Ich finds knorke, dass sies hierher geschafft haben und nicht der Selenskimasche zum Opfer fallen. Wäre auch viel, viel teurer. Wann eigentlich flüchtet endlich dieser Wowa Selenski?

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