Hälfte der »unkontaktierten« indigenen Völker könnte binnen zehn Jahren verschwinden
London. Fast die Hälfte der indigenen Völker, die abgeschieden ohne Kontakt zur Außenwelt leben, könnte einem aktuellen Bericht zufolge innerhalb der nächsten zehn Jahre verschwinden. Laut dem am Montag von der NGO Survival International vorgestellten Bericht werden die Völker durch Abholzung, Bergbau, Infrastrukturprojekte und Tourismus bedroht. »Wir möchten, dass die Welt und insbesondere Regierungen und Industrieunternehmen die globale Dringlichkeit erkennen und entsprechend handeln«, forderte die Geschäftsführerin der Organisation, Caroline Pearce. Laut der Organisation gibt es noch etwa 196 sogenannte unkontaktierte indigene Gemeinschaften, die auf zehn verschiedene Länder verteilt leben. 90 Prozent von ihnen sind im Regenwald des Amazonas, vor allem in Brasilien, zuhause. Aber auch in Indonesien oder Indien gibt es noch in kompletter Isolation lebende Völker. »Rund die Hälfte von ihnen sieht sich derart großen Bedrohungen gegenüber, dass sie, wenn nichts unternommen wird, binnen zehn Jahren verschwinden könnten«, warnte Survival International. Die NGO fordert vor diesem Hintergrund eine Einrichtung von Schutzzonen.
Zu den am stärksten gefährdeten Völkern gehört die Gemeinschaft der Kakataibo in der Region Ucayali in Peru. Herlin Odicio, der selbst aus dieser Gemeinschaft stammt, allerdings nicht komplett abgeschieden lebt, setzt sich dafür ein, dass die Behörden in Peru die Volksgruppe schützen, insbesondere vor illegaler Abholzung und Kokaplantagen. »In Peru hebt die Regierung die Gesetze auf«, welche die Rechte der indigenen Völker schützen, erklärte er am Montag und warnte vor einer Gefahr einer Auslöschung der Kakataibo. »Wir bitten die Regierungen um keinen Gefallen«, sagte er. Vielmehr handele es sich um ein »uraltes Recht«. Das Völkerrecht schützt grundsätzlich indigene Völker sowie insbesondere deren Recht, in ihren Gebieten zu leben. Die Anwendung der nationalen Gesetzgebung - wenn sie überhaupt existiere - sei jedoch häufig »lückenhaft«, kritisiert Survival International. (AFP/jW)
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