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Aus: Ausgabe vom 24.10.2025, Seite 8 / Ansichten

Zweischneidiges Schwert

US-Sanktionen gegen russische Ölfirmen
Von Reinhard Lauterbach
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LNG-Terminal im Hafen von Rotterdamm (23.2.2022)

Die Logik hinter den jetzt von der Trump-Administration verkündeten neuen Sanktionen gegen den russischen Ölsektor ist leicht nachzuvollziehen. »Rosneft« und »Lukoil« stehen für etwa die Hälfte des russischen Ölexports, und der wiederum steuert etwa ein Viertel zum russischen Staatshaushalt bei. Wenn die Sanktionen im vollen Umfang greifen, würde also kurzfristig ein Achtel der russischen Staatseinnahmen wegfallen. Zu vernachlässigen ist das nicht, aber der in der Ukraine und bei der EU herbeiphantasierte Zusammenbruch des russischen Staatshaushaltes ist das auch nicht. Was wahrscheinlich am meisten leiden wird, ist die sozialpolitische Strategie der russischen Regierung, die eigene Bevölkerung den Krieg möglichst wenig im eigenen Portemonnaie spüren zu lassen.

Aber ist das jetzt die »Bazooka«, aus der Trump gefeuert hat? Nicht unbedingt. Beziehungsweise nur dann, wenn vor allem die Sekundärsanktionen greifen, mit denen Trumps Regierung alle Unternehmen bedroht, die weiterhin Produkte von Lukoil und Rosneft handeln oder solche Deals als Banken oder Versicherer finanzieren. Und wenn sie das nicht tun? Was hat eine in Dubai registrierte Firma, die angeblich die russische »Schattenflotte« managt, auf dem US-Markt zu tun? Kommt sie nicht auch ohne ihn aus? Das neue Sanktionspaket aus Washington hat wie alle dort angezettelten Wirtschaftskriege genauso gut das Zeug, den Weltmarkt als Einheit weiter zu unterminieren. Der globale Ölmarkt könnte nach Ansicht westlicher Experten verrückt spielen, wenn dort wirklich kein russisches Öl mehr gehandelt wird. Keine Deals mehr in US-Dollar? Es gibt ja noch andere Währungen, zum Beispiel die chinesische. Und alle in Russland bisher eher diskret entwickelten Pläne, zentriert um den Renminbi ein neues, zur Dollarsphäre alternatives Weltfinanzsystem zu schaffen, dürften eher politischen Vorschub erhalten, wenn die USA die Rolle des US-Dollars als Weltgeld selbst einschränken, indem sie seinen Gebrauch in wachsenden Teilen der Welt selbst verbieten. Trump setzt auf das Trägheitsmoment: dass um den US-Dollar niemand herumkomme. Aber was, wenn doch?

Entscheidend dürfte sein, wie mit China und Indien die größten Ölkunden Russlands reagieren werden. Aus Indien berichteten US-Finanzmedien, die Regierung sei bereit, den Import russischen Öls um 50 Prozent zu reduzieren. Also nicht einzustellen. Ähnliches haben chinesische Raffineriebetreiber angekündigt: kein russisches Öl mehr auf dem Seeweg zubeziehen. Aber der Import über Pipelines läuft weiter. Wenn China und Indien sich jetzt auf dem Weltmarkt umsehen müssen, wie sie das russische Öl ersetzen, wird das die Preise nach oben treiben. Der globale Ölmarkt könnte verrückt spielen. Das wird sich sogar an den Tankstellen in den USA bemerkbar machen. Ob Trump mit den Sanktionen Russland konzessionsbereiter machen kann, wird ihm im Zweifelsfall egal sein, wenn ihm die eigene Basis wegbricht.

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  • Leserbrief von Horst Neumann (27. Oktober 2025 um 10:51 Uhr)
    Letzte Woche führten die Staatschefs Russlands und der USA das achte Telefongespräch seit Jahresbeginn, wobei Trump ein kurzfristiges Treffen in der ungarischen Hauptstadt vorschlug, dem Putin zustimmte.
    Jetzt, eine Woche später, sagte Trump das Treffen wieder ab, weil er den Eindruck hat, dass das gewünschte Ziel nicht erreicht würde.
    Tumps sporadischer Wechsel in seinen Entscheidungen ist zwar schon so etwas, wie sein Markenzeichen geworden, verdecken aber die Differenzen sowohl in seiner Regierung als auch im Land. Die Befürworter des Krieges in der Ukraine sind nicht nur die Demokraten, sondern auch republikanische Senatoren und Mitglieder seiner Regierung, wie z.B. der Außenminister oder der Finanzminister. Letzterer setzte gleich nach Trumps Absage des Treffens Sanktionen gegen russische Erdölunternehmen Lukoil und Rosneft, in Kraft. Betroffen sind auch 28 Tochtergesellschaften von Rosneft und sechs Tochtergesellschaften von Lukoil.
    Die Absage des Treffens und die Sanktionen lösten Jubel vor allem in Europa aus, das am gleichen Tag ihr 19. Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet hatte. Die Ankündigung des Treffens hatte zuvor die europäischen Krieger in helle Aufregung versetzt und Aktivitäten zu dessen Verhinderung ausgelöst.
    Die EU ist an einem Frieden nicht interessiert, da ihr die Gewinne der Rüstungsindustrie wichtiger sind als irgendwelche Friedensbemühungen. Da es nicht gelungen ist, Russland zu isolieren oder zu besiegen, ist die EU zu einer Politik der Militarisierung übergegangen
    Trumps Entscheidungen sind also nicht so souverän, sondern haben auch mit dem Druck äußerer Kräfte zu tun. Sanktionen gegen russisches Öl und Gas liegen aber auch in seinem Interesse, da die amerikanischen Exporte in der Welt dominieren sollen.
    Putin bezeichnete die Sanktionen als einen »unfreundlichen Schritt«, der die Beziehungen zwischen Russland und den USA nicht fördere, gab aber der Hoffnung Ausdruck, dass Verhandlungen ohne Druck wieder möglich werden.
    Sich auf die Hoffnungen des Westens beziehend, bemerkte der slowakische Präsident Fico, dass ein Russe nur niederkniet, wenn er sich die Schuhe zubindet.
  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (24. Oktober 2025 um 10:11 Uhr)
    Anzeichen von Verzweiflung: Selbst für die USA ist es kaum möglich, auf Russland wirksam Druck auszuüben. Die von Präsident Donald Trump verhängten Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil sollen Moskau treffen, doch ihr tatsächlicher Effekt bleibt begrenzt. Präsident Wladimir Putin betonte zu Recht, dass solche Maßnahmen zwar spürbare Folgen haben, das wirtschaftliche Fundament Russlands aber kaum erschüttern werden. Vielmehr droht eine Störung des globalen Energiemarktes – mit steigenden Ölpreisen, die am Ende auch die Verbraucher in den USA treffen werden. Und tatsächlich, als Folge der Sanktionen ist der Ölpreis am Donnerstag kräftig gestiegen. Damit könnten sich die Sanktionen als zweischneidiges Schwert erweisen: Was als Druckmittel gegen Russland gedacht war, gefährdet zugleich die Stabilität der internationalen Märkte und schwächt die amerikanische Position. Trump agiert, als könne er die Weltwirtschaft nach Belieben lenken, während im eigenen Land politische und soziale Spannungen zunehmen. Auf der Bühne der Weltpolitik hat er viel Lärm gemacht, doch wenig erreicht. Trump fehlt es letztlich an einer konsistenten Strategie und klaren Prioritäten. Die Vorstellung, dass man durch wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen globale Macht demonstrieren könne, erweist sich zunehmend als Illusion.

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