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Aus: Ausgabe vom 24.10.2025, Seite 8 / Ansichten

Schadbär des Tages: CSU

Von Felix Bartels
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Markus Söder beim politischen Aschermittwoch der CSU in Passau (22.2.2023)

Rente mit 80? Ja, mei: Unlängst machte die CSU, Schwert und Schild des Freistaats Bayern, ihr achtes Dezennium voll. Wo es nie so war, wie es nie wieder sein wird, die Welt nur heil ist, weil sie es anderswo nicht sei, wo gleich hinter der Naab Sibirien beginnt, dort regiert sie, fast ohne Unterbrechung, seit 1946.

Prägendste Figur der Parteigeschichte: Franz Josef Strauß, der mit dankenswerter Klarheit seinen Geist freilegte. Rechts von der CSU dürfe es keine rechte Kraft geben. Dem folgte späterhin Markus Söder, während der sogenannten Flüchtlingskrise machte er dem damaligen Vorsitzenden Seehofer Feuer unterm Stuhl. Mit Sorgen um besorgte Bürger, aus deren Milieu die AfD sich heute rekrutiert. Der vielbeklagte Rechtsruck bestand nie im Zulauf für rechte Parteien, vielmehr darin, dass Parteien, die sich nicht für rechts halten, um Wählerschwund zu vermeiden, rechte Themen besetzen. Nicht nur der Frust der Zukurzgekommenen, auch die Angst zu verlieren, was man hat, wird zur kraftvollen Wurzel der Xenophobie.

Die CSU vertritt vor allem diese Angst der Besitzenden. Und schafft, wie ihre Schwester im Rest der Republik, sich als Partei der wirtschaftlichen Vernunft zu inszenieren. Edmund Stoiber stellte 2002 gegen Schröder wiederholt sein blühendes Bayern heraus, während es sich tatsächlich doch umgekehrt verhält: Nicht, wo die Union regiert, herrscht Reichtum, wo Reichtum herrscht, steigt die Bereitschaft, Union zu wählen. Verkleistert wird die diffuse Stimmung aus Hysterie und Unternehmerlogik durch Folklore. Söder macht aus jedem Mittagessen einen Kulturkampf, und auf den Parteitagen der CSU wird bis heute jegliche Abweichung mit den drei goldenen Argumenten erledigt: Wo sammadenn hier? Jetzt hörtsaber aaf. Da künntja jeder kommen.

Und Bruno haben sie auch abgeknallt.

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