Aus Leserbriefen an die Redaktion

»Neutralität ist besser«
Zu jW vom 11./12.10.: »Trump: Spanien soll aus NATO austreten«
Spanien kann sich die aufgeblähten fünf Prozent seines BIP für die NATO nicht leisten; Portugal, Italien, Griechenland, die Türkei und Frankreich können das ebensowenig, und wer das momentan noch zu können meint, sollte es sich nicht leisten wollen! Die jüngste Trump-Absonderung kann man also beim Wort nehmen, endlich austreten – wenn nicht alle, so doch möglichst viele »Mitglieds«-Staaten! Das brächte nebenbei auch mehr Sicherheit. Gerade falls es tatsächlich potentielle Feinde/Angreifer geben sollte, braucht denen doch niemand auch noch die Zielscheiben aufzustellen.
War nicht der mediterrane Süden vor wenigen Jahren ökonomisch schwer gebeutelt, was in Griechenland bis heute zum sozialen und infrastrukturellen Kahlschlag führt? Und nun: Wer wollte die Mittelmeeranrainer ein weiteres Mal finanziell überfordern – für nichts und noch mal nichts?
Spanien hielt zwar zum »Beitritt« sogar eine Abstimmung ab, während Adenauer meine Eltern gar nicht erst befragte; der Austritt im Zuge der späteren »Vereinigung« wäre allein aus Symmetriegründen logisch gewesen, wozu Kohl mich auch nicht fragte; und während die neutralen Alpenrepubliken nur immer unsere bessere, sichere und preiswertere Alternative aufzeigten. Leider ergab sich in Spanien eine knappe Zufallsmehrheit für den Beitritt. Doch nun wird die NATO, was sie im relativ kleineren Stoltenberg-Ausmaß von zwei Prozent längst war: zu teuer für Spanien, zu teuer für Portugal, zu teuer für Italien, zu teuer für Griechenland, zu teuer für die Türkei, zu teuer für Frankreich, zu teuer für alle übrigen »Mitglieds«-Staaten.
Neutralität ist besser, weniger willkürlich, preiswerter und sicherer. Und seit Irland, die Schweiz und Österreich von den Überläufern Schweden und Finnland so hässlich verraten wurden, brauchen sie als Blockfreie dringend Verstärkung. Blockfreiheit für alle.
Bernhard May, Wuppertal
Pulverfass Wasser
Zu jW vom 14.10.: »Kampf um jeden Tropfen«
Es darf einem durchaus die Sprache verschlagen, wenn man diese nüchterne Analyse liest, wie zugespitzt die Situation bei unserem wichtigsten Lebensmittel, dem Wasser, weltweit bereits ist. Dass sie ein Pulverfass im wahrsten Sinne des Wortes ist, das jederzeit hochgehen kann, hat der unlängst stattgefundene Konflikt zwischen Indien und Pakistan mehr als deutlich gezeigt. Auch am Nil droht das Säbelrasseln jederzeit in einen aktiven Krieg münden zu können. Im Artikel »Bis zum Wärmetod der Erde« zwei Seiten weiter wird eindringlich beschrieben, was der Menschheit und unserem so sehr verletzlichen blauen Planeten damit für irreversibler Schaden angetan würde. Immer deutlicher tritt hervor, dass die Widersprüche, die unsere Welt zu zerfetzen drohen, bereits ins Unermessliche gewachsen sind. Und eines ist klar: Die Gesellschaft, die für diese Zuspitzung verantwortlich ist, wird diese Widersprüche nicht lösen. Sie ist nur noch fähig, uns alle um ihres kurzfristigen Vorteils willen mit in den Abgrund zu reißen. Es ist wichtiger denn je, uns über eine gesellschaftliche Alternative zu verständigen. Wir müssen sie bald finden, bei Strafe unseres Untergangs!
Joachim Seider, Limassol (Zypern)
Crash! Boom! Bang!
Zu jW vom 14.10.: »Zufall verpflichtet«
Wehrpflicht, Asyl, Bürgergeld – »Black-Rot« fährt gleich auf drei Spuren mit Vollgas Richtung Karlsruhe. Ein illegales Rennen der besonderen Art. Crash in die Mauer, dann an der Ausfahrt Verfassungsgericht.
Christoph Heuke, per E-Mail
Lieber Arm ab als arm dran
Zu jW vom 10.10.: »Bis zur Schmerzgrenze«
Ob »Bürgergeld« oder »Grundsicherung« – es ändert nichts an der Situation derjenigen, die dringend darauf angewiesen sind. Wer im Kapitalismus schon arm ist, bleibt meistens auch arm. Mit dieser Namensänderung beruhigt die Bundesregierung nur wieder einmal ihr Gewissen.
Joachim Becker, Eilenburg
»Mehr als enttäuschend«
Zu jW vom 9.10.: »Noch einmal Aly«
Götz Alys Milde für die »einfachen« alten Nazis und seine Voreingenommenheit gegenüber Kommunisten sind nur schwer verständlich. Da er sich der Gruppe der Historiker zurechnet, sollte man von ihm anderes erwarten können. Auf einer vor längerer Zeit in Erfurt durchgeführten Veranstaltung über den Massenmord an Kranken und Behinderten (sogenannte Aktion T4) setzte er als Referent beim Publikum zuviel Vorkenntnisse voraus und stieg dadurch in die Thematik mittendrin ein. Als ich ihn im Rahmen der Diskussion auf das in der DDR 1973 und in der Bundesrepublik 1979 unter anderem Titel erschienene Standardwerk »Nazimordaktion T4« hinwies, verleitete ihn dies zu diffamierenden Äußerungen über dessen Autor Friedrich Karl Kaul. Das war mehr als enttäuschend.
Ralph Dobrawa, Gotha
Goldmine Gaza
Zu jW vom 10.10.: »Wadephul lädt ein«
Gaza bildet eine einzige riesige Goldmine, die noch lange nicht erschöpfend geplündert ist. Bereits die totale Zerstörung brachte den Rüstungskonzernen Milliardenprofite. Die Räumung und der »Wiederaufbau« werden wiederum noch gigantischere Erlöse erbringen. Mit der anschließenden Neubesiedlung wird dann ein nicht mehr abreißender Renditestrom etabliert werden. In der kapitalistischen Wirtschaftstheorie nennt man das »produktive Zerstörung«.
Reinhard Hopp, Berlin
Der Kampf um Wasser ist ein Pulverfass, das jederzeit hochgehen kann, das hat der unlängst stattgefundene Konflikt zwischen Indien und Pakistan mehr als deutlich gezeigt. Auch am Nil droht das Säbelrasseln jederzeit in einen aktiven Krieg münden zu können.
Tageszeitung junge Welt am Kiosk
Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.