Zuviel gebügelt
Von Norman Philippen
Mit ihrem Debüt »Letter to Self« hatten die Dubliner Sprints vergangenes Jahr unter Indierock- und Postpunkfreunden für moderate Begeisterung gesorgt, die Platte brachte frischen Wind ins Land. Weshalb man beim Hören des zweiten Longplayers »All That Is Over« nun aber gleich »einen großen Hammer holen und die Wohnung zerlegen« sollte, leuchtet leider nicht ein. Saskia Tim vom Musikexpress sieht das anders – das dritte Stück »Descartes« mache »Wusch! – und Sprints treten einem das Rotweinglas aus der Hand und verwüsten die Bude«.
Okay, als »Descartes« lief, hatte ich kein Rotweinglas zur Hand. In mein Hammerzimmer rüberlaufen mochte ich auch nicht, Sound und Liegeposition waren zu bequem. Die Band hat meine Wohnung nach 38 Minuten verlassen, da war sie immer noch heil. Anders gesagt, von der hochgelobten Wut auf dem Debüt ist wenig übrig geblieben.
Zu hören ist statt dessen ein wankelmütiger, kaum zupackender, allerlei altes Zeug verpackender Garage-Grunge-Mix. Erzeugt der Song »Abandon« anfangs noch eine annehmbar düstere Stimmung, wird die mittels Leerlauf und langweiligen Riffs rasch torpediert. Die übrigen Titel eint ein ödes Still-Schrill-Post-Punk-Schema, nichts wirkt tief ein. »Vanity is the curse of culture. Ignorance becomes the death of us« heißt es in »Descartes«. Mögen Karla Chubbs Texte sich mitunter auch interessant lesen, durchs Ohr gelangen sie nur schwer unter die Haut, zu konstruiert erscheint die gebotene Gesellschaftskritik.
»All That Is Over« ist technisch solide eingespielt, zeigt gleichwohl, wie eine Band unter Erwartungsdruck ein inkonsequentes Album abliefert, das ausweicht und rumeiert. Vielleicht klappt es ja beim dritten Anlauf wieder besser. Dann können wir immer noch den Hammer rausholen.
Sprints: »All That Is Over« (City Slang)
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