Venezolaner bereit zu kämpfen
Von Volker Hermsdorf
Trotz internationaler Kritik an Militärattacken auf zivile Schiffe hat Washington den Konflikt mit Venezuela am Wochenende weiter eskalieren lassen. US-Präsident Donald Trump drohte dem Land am Sonnabend mit »unabsehbaren Konsequenzen«. Falls Caracas sich weigern sollte, Migranten zurückzunehmen, werde »der Preis, den ihr dafür zahlt, unermesslich sein«, kündigte Trump in seinem Onlinedienst »Truth Social« an. Einen Tag zuvor hatte er mitgeteilt, dass das US-Militär durch einen neuen »tödlichen kinetischen Angriff« ein weiteres »Narco-Boot« in der Karibik versenkt habe. Damit habe das Südkommando der US-Streitkräfte in den vergangenen Tagen insgesamt drei mutmaßliche Drogenschmugglerboote zerstört und 17 »Kriminelle eliminiert«, erklärte Trump.
Ungeachtet der aggressiven Rhetorik und der stetig verstärkten US-Militärpräsenz zeigt sich Venezuelas Regierung dialogbereit. In einem Brief an Trump, aus dem Reuters zitierte, wies Präsident Nicolás Maduro die Behauptungen über angebliche Verbindungen seines Landes zum Drogenhandel erneut zurück. Zugleich schlug er Gespräche mit Trumps Sonderbeauftragten Richard Grenell vor, »um den Medienrummel und Fake News zu überwinden«. Während Caracas das Gespräch sucht, eröffnete der US-Mediengigant Google – parallel zur militärischen Eskalation – den Informationskrieg. Dessen Tochterfirma Youtube sperrte den Kanal Maduros mit mehr als 230.000 Abonnenten. Dieser Versuch, die Kommunikation des Präsidenten zu unterbinden, sei Teil eines Plans, einen Regimewechsel zu erzwingen, vermuten Beobachter laut Telesur. Die beabsichtigte Einflussnahme scheint jedoch zu scheitern, wie das venezolanische Meinungsforschungsinstitut Dataviva feststellte. Eine – zwischen dem 1. und 15. September abgehaltene – Umfrage zeigte, dass 89 Prozent der Venezolaner die Bedrohung ihres Landes durch ausländische Mächte ablehnen. 91 Prozent der Befragten glauben, dass es Washington in Wahrheit um die Ölressourcen geht. Zugleich stiegen die Sympathiewerte für Maduro.
Als Reaktion auf die US-Provokationen hielt die Bolivarische Nationalarmee in der vergangenen Woche Militärmanöver auf der 180 Kilometer nördlich von Caracas gelegenen Insel La Orchila ab. Am Wochenende folgten landesweit militärische Trainings für zivile Freiwillige, seit Mitte August sind bereits Millionen Reservisten zur Verteidigung mobilisiert worden. Zeitgleich sucht die Regierung Rückhalt auf internationaler Ebene. Außenminister Yván Gil appellierte am Freitag an den UN-Sicherheitsrat, »die sofortige Beendigung der US-Militäroperationen in der Karibik« zu verlangen. Das Vorgehen der USA habe »zu außergerichtlichen Morden an Zivilisten geführt, mit der Absicht, unsere Fischer und unser Volk in Angst und Schrecken zu versetzen«, erklärte er. Der Sicherheitsrat müsse deshalb darauf drängen, dass »die politische und territoriale Souveränität Venezuelas und der gesamten Region respektiert wird«. Indes schüren Teile der rechten Opposition die Konfrontation. So bezeichnete der vor der Justiz flüchtige Regierungsgegner Leopoldo López eine militärische Invasion der USA als »absolut legitim«.
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