Trump droht Taliban
Von Lars Pieck
Mit scharfen Worten warnte US-Präsident Donald Trump am Sonnabend Afghanistan: Ohne die Rückgabe des Luftwaffenstützpunkts Bagram an die USA drohten ernste Konsequenzen. »Wenn Afghanistan den Luftwaffenstützpunkt Bagram nicht an diejenigen zurückgibt, die ihn gebaut haben, nämlich die Vereinigten Staaten von Amerika, werden schlechte Dinge passieren«, schrieb Trump auf seiner Plattform »Truth Social«.
Schon seit Monaten dränge Trump seine nationalen Sicherheitsbeamten stillschweigend, einen Weg zu finden, um die Bagram-Basis von den Taliban zurückzuerobern, berichtete CNN. Erstmals öffentlich sprach der Präsident am Donnerstag während seines Besuchs beim britischen Premierminister Keir Starmer über diese Bemühungen. Dort erklärte er, dass seine Regierung daran arbeite, den außerhalb von Kabul liegenden Stützpunkt wieder unter die Kontrolle der USA zu bringen. Der US-Präsident, der bereits öfter die Hoffnung geäußert hat, die Anlage zurückzugewinnen, wies darauf hin, dass ihre Lage aufgrund der Nähe zu China strategisch von entscheidender Bedeutung sei. »Wir versuchen, sie zurückzubekommen«, verkündete Trump. »Wir haben sie den Taliban umsonst überlassen«, beklagte er, und fügte hinzu, dass Bagram »genau eine Stunde von dem Ort entfernt ist, an dem China seine Atomraketen herstellt«.
Neben der strategisch wichtigen Lage der Basis ist für Trump und seine Regierung vor allem der Zugang zu Metallen der seltenen Erden in Afghanistan von Bedeutung. Bereits 2010 hatten US-Militärs und Geologen bekanntgegeben, dass das Land, das an der Schnittstelle zwischen Zentral- und Südasien liegt, über Mineralvorkommen im Wert von fast einer Billion US-Dollar verfügt. Laut der von CNN befragten Quellen aus US-Sicherheitskreisen seien weitere zentrale Anliegen Trumps die Einrichtung eines Knotenpunkts zur Terrorismusbekämpfung des »Islamischen Staats« sowie gegebenenfalls die Wiedereröffnung einer diplomatischen Einrichtung. All diese Ziele würden jedoch eine militärische Präsenz der USA erfordern. Ein Abkommen, das Trump 2020 während seiner ersten Amtszeit mit den Taliban geschlossen hatte, sah den vollständigen Abzug der US-Truppen aus dem Land vor.
Aus Kabul wurde der Vorstoß umgehend abgelehnt. »Afghanistan und die Vereinigten Staaten müssen miteinander in Kontakt treten, ohne dass die Vereinigten Staaten in irgendeinem Teil Afghanistans eine militärische Präsenz aufrechterhalten«, schrieb Sakir Dschalal vom afghanischen Außenministerium am Freitag auf X. Kabul sei bereit, politische und wirtschaftliche Beziehungen zu Washington auf der Grundlage von »gegenseitigem Respekt und gemeinsamen Interessen« zu pflegen, fügte er hinzu.
Die letzten US-Truppen verließen den Bagram-Luftwaffenstützpunkt im Juli 2021. Die Basis war während des zwei Jahrzehnte andauernden Krieges, der auf die Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington folgte, der Hauptstützpunkt der US-Streitkräfte in Afghanistan. Dabei war die über drei Kilometer lange Landebahn Ausgangspunkt für Militäreinsätze im ganzen Land und bot Platz für Frachtflugzeuge, Kampfjets und -hubschrauber. Die US-Präsidenten George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump besuchten Bagram während ihrer Amtszeiten und versprachen den Sieg und eine bessere Zukunft für Afghanistan. Der Stützpunkt war im Laufe der Jahre auch Ziel zahlreicher Angriffe der Taliban.
Bagram diente ebenfalls als berüchtigtes Gefängnis. Tausende Menschen wurden während des sogenannten Krieges gegen den Terror jahrelang ohne Anklage oder Gerichtsverfahren von den US-Streitkräften dort inhaftiert, viele von ihnen misshandelt oder gefoltert.
Auf die Frage, ob er Truppen entsenden werde, um die Basis zurückzuerobern, gab Trump am Sonnabend keine direkte Antwort und sagte: »Darüber werden wir nicht sprechen.« Man sei derzeit »im Gespräch mit Afghanistan, und wir wollen sie zurück, und zwar bald, sofort. Und wenn sie es nicht tun – wenn sie es nicht tun, werden Sie erfahren, was ich tun werde«, sagte er Reportern im Weißen Haus.
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