Gestärkte Waffenbrüderschaft
Von Thomas Berger
Geübt werden sollten eine »Landeoperation« sowie die Einnahme eines Flugplatzes: Am 14 Kilometer langen Strand Long Beach von San Vicente auf der philippinischen Insel Palawan haben Streitkräfte des Landes zusammen mit australischen Militäreinheiten am Sonntag eine Truppenübung abgehalten. Ehrengäste waren Gilberto Teodoro jr., der Verteidigungsminister des südostasiatischen Inselstaates, sowie sein australischer Amtskollege und Vizepremier Richard Marles. Auch General Romeo Brawner, der Oberkommandierende der philippinischen Streitkräfte (AFP), war persönlich zugegen. Die Gefechtsübung gehört zum multinationalen Militärmanöver »Alon 2025«, das vom 15. bis zum 29. August läuft. Insgesamt 3.600 Soldaten nehmen daran teil, neben den schon erwähnten philippinischen und australischen Kräften auch kleinere Einheiten des US Marine Corps und der Royal Canadian Navy.
Unter dem Begriff Alon (philippinisch für »Welle«) findet das Manöver bereits seit 2023 statt. Damit habe sich die militärische Kooperation Australiens und der Philippinen deutlich vertieft, wie die amtliche philippinische Nachrichtenagentur PNA konstatierte. Teodoro und sein australischer Counterpart würdigten vor Reportern, was sie da an erfolgreicher Zusammenarbeit gesehen hätten. Die sei etwa bei humanitären Einsätzen infolge eines schweren Taifuns notwendig, gab Teodoro gegenüber dem Manila Standard an. Doch dass die zweiwöchigen Manöver nicht primär auf Naturkatastrophen ausgerichtet sind, ist klar: Die eigentliche Stoßrichtung ist China.
Im Südchinesischen Meer erheben die Volksrepublik ebenso wie diverse südostasiatische Staaten, vorneweg die Philippinen, Ansprüche auf eine Reihe unbewohnter Miniinseln und strategisch wichtiger Atolle. Sie werden dabei von den USA unterstützt. Mehrfach hat es schon Vorfälle mit Schiffen der chinesischen und der philippinischen Küstenwache gegeben. Die zu erwartende Kritik aus Beijing an der Militärübung bügelte Teodoro nun in einem Interview, das Marles in voller Länge transkribiert auf seiner Ministeriumswebseite wiedergab, schon vorab als »regelrechte Paranoia« sowie »Propaganda« ab. Marles erneuerte an anderer Stelle den Vorwurf, die Volksrepublik stelle eine Gefahr für die »regelbasierte Weltordnung« dar.
Am Freitag hatten die beiden Minister eine Grundsatzvereinbarung geschlossen, bei der es um eine verstärkte Kooperation bei der Entwicklung der militärischen Infrastruktur auf den Philippinen gehen soll. Im kommenden Jahr soll das finale Vertragswerk unterschrieben werden. Mit den USA besteht bereits eine enge militärische Zusammenarbeit. So darf die einstige Kolonialmacht die Militärbasen des Landes nutzen und dort unter anderem US-Soldaten stationieren. Das kritisiert das kommunistisch geführte Bündnis Nationale Demokratische Front der Philippinen (NDFP). So bezeichnete es etwa den Besuch von Präsident Ferdinand Marcos jr. im Juli bei Donald Trump und das philippinische Einknicken im Zollstreit als »Kniefall« vor der früheren Kolonialmacht. Zum Souveränitätsverlust gehöre auch das Überlassen von Teilen des Golfs von Davao im Süden, um dort ein riesiges Diesellager zum Betanken von US-Kriegsschiffen zu errichten.
Dennoch: Eine ähnliche Vereinbarung wie mit den USA, wenngleich nicht so weitgehend, wurde unlängst mit Neuseeland unterzeichnet und ist ebenso für Kanada und Frankreich in Vorbereitung, wie Arab News berichtete. Für die US-Amerikaner sind die Philippinen schon seit Jahrzehnten von strategischer Bedeutung. Die Einbindung weiterer westlicher Staaten dient nun dazu, den Druck auf China zu erhöhen und den Einfluss auf eine der wichtigsten Handelsstraßen zu sichern. Laut der Straits Times aus Singapur werden durch das Südchinesische Meer pro Jahr mit Frachtern und anderen Handelsschiffen Güter im Gesamtwert von rund drei Billionen US-Dollar transportiert.
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