Bankrotteure
Von Arnold Schölzel
Der Krieg in der Ukraine begann im Frühjahr 2014 mit Attacken faschistischer Gruppen und Milizen auf die russischsprachigen Einwohner der Ostukraine. Das Massaker am 2. Mai in Odessa, das in Mariupol am 9. Mai und die Bombardierung von Lugansk durch die Luftwaffe Kiews am 2. Juni stehen für die Brutalität der von EU und USA gesponserten Putschisten. Die EU wurde von Washington schon damals an den Katzentisch verwiesen, als sie einen eigenen Kandidaten als Regierungschef in Kiew nominierte: »Fuck the EU«, ätzte US-Unterstaatssekretärin Victoria Nuland, ließ Deutsch-Europa aber gern zahlen.
Der Versuch, den Widerstand der russischen Bevölkerung in der Ostukraine rasch zu brechen, scheiterte. Das für die NATO wichtige militärische Ziel, den Aufmarschraum bis zur russischen Grenze im Osten freizumachen, rückte nach zwei großen Niederlagen in weite Ferne, wurde aber nie aus den Augen verloren. Es gelang, mit den beiden Minsker Abkommen die »Regionalmacht«, wie Barack Obama Russland 2014 nannte, hinzuhalten – bis zum Februar 2022, dem Beginn des umfassenden russischen Eingreifens in den Konflikt. Bis zum zweiten Amtsantritt Donald Trumps im Januar 2025 behauptete der kollektive Westen, Russland militärisch schlagen und wirtschaftlich schwächen zu wollen. Es bedurfte der besonders beschränkten deutschen Außenministerin Annalena Baerbock und ihres »Slawa Ukraini!«, also »Sieg Heil!« rufenden »Zeitenwende«-Kanzlers Olaf Scholz, um sich sogar den Ruin des größten Landes der Erde vorzunehmen.
Damit ist es vorbei. Die Sanktionen, die etwa Donald Trump zuletzt Handelspartnern Russlands wie China oder Indien androhte, nahm dort niemand ernst, von denen der EU zu schweigen. Die sitzt jetzt am 19. völkerrechtswidrigen Sanktions»paket« und es gehört schon der Vorsitzende einer deutschen Partei, die sich Die Linke nennt, zu der Forderung, die deutsche Küstenwache Jagd auf die sogenannte Schattenflotte machen zu lassen, um »Druck auf die Kriegskasse des Kreml« auszuüben. Politische Piraterie – das hat Baerbocksches Format.
Solche Leute sind meilenweit davon entfernt zu erfassen, was der »Dringlichkeitsgipfel« (Petra Erler) in Alaska bedeutete: Er fand statt – wie die SPD-Außenpolitikexpertin richtig festhielt – um zu »versuchen zu retten, was noch zu retten ist. So wie es ist, darf es nicht weitergehen.« Oder mit den Worten Ralf Stegners (SPD): Das Treffen bleibe »die bis dato größte Hoffnungsperspektive« für ein rasches Ende des Ukraine-Krieges.
Vor allem: Er war das faktische Eingeständnis, dass die NATO auch diesen Krieg verloren hat. Die Bankrotteure sitzen in EU- und NATO-Europa. Aber sie geben das Zündeln mit einem Atomkrieg nicht auf – siehe van Aken. Es bedarf jetzt erst recht größter Anstrengung, um die geplante Raketenstationierung in der Bundesrepublik zu verhindern.
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Leserbrief von Dr. Kai Merkel aus Möhnesee (20. August 2025 um 10:33 Uhr)Sehr schön zusammengefasst. Endlich jemand der mal von 2014 spricht, als der Wahnsinn in der Ukraine begann. Nicht das ewige Gerede vom »russischen Angriffskrieg«, der aus dem luftleeren Raum einfach Putins imperialistischen Neigungen entsprang, wie das Jan van Aken seiner Wählerschaft einzureden versucht. Zum Gesamtbild muss man aber noch anmerken, dass die transatlantischen Einflussagenten, die uns hier regieren, immer noch als Vasallen für die USA agieren. Würde unser Blackrock-Kanzler jetzt Trump folgen und auf einen schnellen Frieden drängen, wie soll er dann den Wahlschafen in Deutschland erklären, dass wir weiterhin das teure Fracking Gas made in the USA kaufen und Nord-Stream nicht reparieren? Wie soll er erklären, dass wir für die Ukraine, das korrupte Fass ohne Boden, zukünftig unseren Wohlstand und (den) unserer Kinder (mit der Wehrpflicht) opfern werden? Wie soll uns die »Qualitätspresse« erklären, dass wir weiterhin Russland zu hassen haben? Also Trump, d.h. die USA, nähern sich Russland an, profitieren von dessen Ressourcen, während Deutschland/Europa mit seinem (noch) Wohlstand bezahlt und eben von Russland getrennt ist und alles den USA schenkt. Seine Wirtschaft, seinen Wohlstand, seinen Verstand. Bald wohl auch noch seine Kinder, wenn die »Kriegstüchtigkeit« hergestellt ist, und es gegen China los geht … genau die Strategie, auf welche die USA seit Jahrzehnten hinarbeiten.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (18. August 2025 um 09:49 Uhr)Nein! Die Kriegsvorbereitungen begannen bereits 2008, als auf dem NATO-Gipfel in Bukarest US-Präsident George W. Bush vorschlug, Georgien und die Ukraine in die NATO aufzunehmen. Historischer Fakt ist dagegen: In ihrer Unabhängigkeitserklärung von 1991 erklärte sich die Ukraine ausdrücklich zu einem neutralen, bündnisfreien Staat. Doch als eigenständiger Staat kam die Ukraine in den folgenden Jahren nur schwer zurecht – sowohl innenpolitisch als auch außenpolitisch. Probleme und Missstände wurden zunehmend Russland angelastet. Mit westlicher Unterstützung wurde eine immer stärker nationalistisch ausgerichtete Politik gefördert, die schließlich 2014 im sogenannten Maidan-Putsch gipfelte. Seitdem herrscht tatsächlich Krieg. Das westliche Konzept – Russland durch Sanktionen wirtschaftlich zu schwächen und militärisch in die Enge zu treiben – ist eindeutig gescheitert. Ein echter Frieden ist dennoch nicht in Sicht. Leider muss ich zustimmen: Die eigentlichen Bankrotteure sind wir Europäer, die sich in eine Politik treiben lassen, die weder unseren Interessen dient noch zu einer Lösung des Konflikts beiträgt.
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