Annexion und Teilung
Von Jakob Reimann
Israelische Faschisten haben in der Nacht zu Freitag mindestens drei palästinensische Ortschaften im besetzten Westjordanland angegriffen. Bei einer Attacke auf das Dorf Susija in Masafer Jatta südlich von Hebron attackierten die Siedler ein Wohnhaus und verletzten ein Ehepaar, meldete Times of Israel. Radikale Siedler überfielen auch das Dorf Al-Mazra’a Al-Sharqiya östlich von Ramallah und feuerten mit scharfer Munition auf Palästinenser, drei wurden verletzt, einer wurde in die Brust getroffen. In Atara nördlich von Ramallah schleuderten radikale Siedler Brandsätze auf Häuser und zündeten laut der palästinensischen Agentur WAFA mindestens vier Autos an.
Am Donnerstag hatte der extrem rechte Finanzminister Bezalel Smotrich einen Plan zur erheblichen Ausweitung der Siedlungen im Westjordanland vorgestellt, dessen Umsetzung das besetzte Westjordanland final in zwei Teile schneiden würde. Im Projekt »E1« ist zwischen Jerusalem und der illegalen Siedlung Maale Adumim der Bau von 3.400 neuen Wohneinheiten geplant, wodurch Jerusalem effektiv von den restlichen palästinensischen Gebieten abgeschnitten würde. Es wird erwartet, dass das obere Planungsgremium bei seiner kommenden Tagung nächste Woche dem Projekt zustimmen wird. Teils heftige Kritik an dem illegalen Plan kam von UN-Generalsekretär Guterres, der Türkei, Saudi-Arabien und selbst engsten Verbündeten der israelischen Regierung wie der EU oder Deutschland. Das palästinensische Außenministerium in Ramallah forderte »eine internationale Intervention und Sanktionen«, um das Siedlungsprojekt zu verhindern.
Smotrich hatte am Donnerstag außerdem die Annexion des Westjordanlands gefordert: »Ich rufe Premierminister Benjamin Netanjahu auf, die israelische Souveränität in Judäa und Samaria durchzusetzen«, sagte er und verwendete dabei den biblischen Namen für das von Israel besetzte Westjordanland.
Auch an den Äußerungen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, er unterstütze die Vision eines »Großisrael« hagelte es laut AFP weiter internationale Kritik. Der Begriff bezieht sich auf die biblischen Grenzen aus der Zeit des Königs Salomon und umfasst neben den palästinensischen Gebieten auch Teile Jordaniens, Libanons, Syriens, Ägyptens, Iraks und Saudi-Arabiens.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Ulf G. aus Hannover (17. August 2025 um 17:14 Uhr)Zur Zeit des Perserreiches erstreckte sich der jüdische Siedlungsraum zwar in der Tat von der jüdischen Militärkolonie in Elephantine, einer Nilinsel nahe Assuan, bis zur babylonischen Diaspora am Euphrat. Das war aber keineswegs ein jüdischer Herrschaftsbereich. Das Davidisch-Salomonische Großreich dürfte ebenso wie das Hasmonäerreich des Alexander Jannäus wesentlich kleiner gewesen sein. Die Bibel bezeichnet den persischen Herrscher Cyrus zwar als »Gesalbten«, also gewissermaßen auch als »Messias«, vom Wort her ist beides ja dasselbe. Wo allerdings die in 1. Mose 15,18 stehenden Grenzen des Gelobten Landes ihren Ursprung und ihre Bedeutung haben, bleibt offen. Auf keinen Fall kann das, was vielleicht vor zwei- oder dreitausend Jahren angemessen war, automatisch auch heute als zwingend angemessen gelten. Oder sollten die europäischstämmmigen Amerikaner zurück nach Europa remigrieren, um sodann Europa gleich wieder den vormals dort wohnenden Kelten zu überlassen? Abraham, Mose und David und ihre Leute sind längst tot, und ihnen kann nicht mehr damit gedient werden, heute Palästinenser zu vertreiben. Auch die in den Konzentrationslagern der Nazis ermordeten Juden haben nichts mehr von heutigen neuen Vertreibungsuntaten. Wenn Religion und Bewältigung der Nazi-Vergangenheit zu neuen Unmenschlichkeiten aufstacheln, dann läuft da etwas grundfalsch. Hier (https://overton-magazin.de/hintergrund/gesellschaft/israels-staatsregierung-und-die-bibel/) habe ich ein paar sehr menschenfreundliche Zitate aus dem Talmud gefunden, etwa »Man ist verpflichtet in gleicher Weise, die Armen der Heiden, wie die der Juden zu ernähren« (Gittin 61 a). Wie wär’s, das mal in Gaza umzusetzen? Und auch die Palästinenser in der Westbank endlich menschlich gleichwertig zu behandeln?
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