Galeria in Dauerkrise
Von Gudrun Giese
Während der frühere Eigentümer von Galeria Karstadt-Kaufhof, der österreichische Immobilienpleitier René Benko, in Untersuchungshaft seinem ersten Strafprozess wegen betrügerischer Herbeiführung der Zahlungsunfähigkeit entgegensieht, häufen sich nach einem Jahr mit neuen Besitzern die Krisengerüchte um das Warenhausunternehmen, das inzwischen unter »Galeria« firmiert.
Im Mai und Juni seien Umsätze und Gewinne deutlich eingebrochen, berichtete am Montag das Handelsblatt mit Verweis auf Unternehmenskreise. Ende Juli 2024 war das dritte Insolvenzverfahren innerhalb von dreieinhalb Jahren für die einst bundesweit engmaschig vertretenen Karstadt- und Galeria-Kaufhof-Häuser zu Ende gegangen. Das neuerlich entschuldete Unternehmen übernahmen NRDC Equity Partners um den US-amerikanischen Investor Richard Baker, BB Kapital des deutschen Unternehmers Bernd Beetz sowie mittlerweile noch der Bostoner Finanzinvestor Bain Capital, der zwar die geringsten Anteile hält, aber eine Schlüsselrolle bei Galeria spielen soll. Doch wie zuvor unter Benko, der mit seinen diversen Signa-Gesellschaften Warenhäuser und Immobilien rasant in die Pleite geführt hatte, scheint die Zukunft für die verbliebenen 83 Galeria-Filialen angesichts der Entwicklungen bei Umsatz und Gewinn ungewiss.
Nach außen demonstriert das Unternehmen Optimismus. So erklärte eine Sprecherin laut dpa-AFX in dieser Woche, dass die Warenhäuser profitabel seien und Galeria insgesamt auf »einem stabilen bilanziellen Fundament« stehe. Vor diesem Hintergrund sehe man positiv in die nächste Zeit, in der aktuell keine weiteren Filialschließungen geplant seien. Im Januar hatte Miteigentümer Beetz allerdings noch angekündigt, dass in diesem Jahr knapp 2,5 Milliarden Euro Umsatz bei Galeria erwirtschaftet werden sollten, wie damals das Handelsblatt berichtete. Inzwischen wird diese Zahl als »eine mittelfristige Vision« bezeichnet, berichtete am Mittwoch der Stern; dieser Umsatzwert solle in zwei bis fünf Jahren erreicht werden. Konkrete Wirtschaftsdaten nannte das Unternehmen nicht. Fest steht, dass Galeria geplante Neuerungen noch nicht abgeschlossen hat, wie etwa den Umzug der Zentrale von Essen nach Düsseldorf. Fortlaufend werden hingegen Warenhausflächen an andere Firmen vermietet, wie etwa an den Lebensmitteldiscounter Lidl und den Sportartikelfilialisten Decathlon. Durch weitere Kooperationen will sich Galeria offenkundig von selbst bespielter Fläche und den entsprechenden Kosten trennen.
Voran gehe laut Stern die Modernisierung der Warenhäuser, die jahrelang versäumt worden war. Zwanzig Filialen seien seit dem Sommer 2024 umgebaut worden, vier weitere sollen in diesem Jahr folgen. Künftig stünden pro Jahr fünf bis zehn Umbauten an. Aus Sicht von Carsten Kortum, Handelsexperte von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, sei das zuwenig, weil die Modernisierungen bei dem angekündigten Tempo erst in zehn Jahren abgeschlossen wären. Dann müsste man bereits wieder von vorne anfangen. Viele Häuser seien nach wie vor wenig attraktiv für Kundschaft und Beschäftigte. »Die Luft ist weiterhin dünn, und die Investoren versuchen, wie in der Vergangenheit, aus dem Unternehmen eher Geld herauszuziehen«, zitierte ihn die Zeitschrift. Kortum schätzt den Investitionsbedarf auf 20 Millionen Euro pro Filiale.
Unterdessen verliert Galeria regelmäßig Leitungspersonal. Nachdem Vorstandschef Olivier Van den Bossche, in den große Hoffnungen beim Neustart der Warenhauskette gesetzt wurden, Ende April ohne Angabe von Gründen gehen musste, verlässt nun Einkaufschefin Alexa Deters nach etwa einem Dreivierteljahr das Unternehmen, wie die Lebensmittelzeitung am Mittwoch berichtete. Auch hier wurden keine Gründe angegeben. Es hieß lediglich, dass sie Galeria auf eigenen Wunsch verlasse und ihr Nachfolger Anfang August starten solle. Bereits im Mai war ebenfalls »auf eigenen Wunsch und einvernehmlich« Chef-Controller Florian Mellert gegangen. Karrierechancen scheinen sich die Vorstandsleute eher anderenorts auszurechnen.
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