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Aus: Ausgabe vom 17.07.2025, Seite 2 / Ausland
Krieg in Syrien

Israel bombardiert Damaskus

Syrien: Heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Drusen
Von Nick Brauns
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Nach dem israelischen Luftangriff auf das Verteidigungsministerium in Damaskus vom Mittwoch

Unter dem Vorwand, den von syrischen Regierungstruppen angegriffenen Drusen in der südsyrischen Provinz Suweida zur Hilfe zu kommen, hat die israelische Luftwaffe am Mittwoch erneut Ziele in Syrien bombardiert. Getroffen wurden unter anderem das Verteidigungsministerium und der Präsidentenpalast in Damaskus. Aufnahmen aus der syrischen Hauptstadt zeigen zerstörte Gebäude. Das syrische Gesundheitsministerium gab an, dass neun Menschen bei den Angriffen verletzt worden seien.

Es handele sich um Warnschüsse, hieß es aus Tel Aviv. Israels Verteidigungsminister Israel Katz forderte die syrische Regierung auf, »die Drusen in Suweida in Ruhe zu lassen«, und drohte mit »schmerzhaften Schlägen«, um »die Kräfte, die die Drusen angegriffen haben, bis zu ihrem vollständigen Rückzug« aus dem Süden Syriens zu »eliminieren«. Auf den von Israel annektierten Golanhöhen überwanden Dutzende dort lebende Drusen die Grenzbefestigungen, um zu ihren Familienangehörigen auf syrischer Seite zu gelangen. Die israelische Armee setzte Tränengas ein, um die Grenze zu sichern, und kündigte die Verlegung weiterer Einheiten in das Grenzgebiet an. Israel gibt vor, Schutzmacht der Drusen zu sein, um so sein Besatzungsregime in Südsyrien auszudehnen.

Nach Auseinandersetzungen zwischen Beduinen und drusischen Selbstverteidigungsgruppen sind zu Wochenbeginn Regierungstruppen in die mehrheitlich von Drusen bewohnte südsyrische Provinz Suweida einmarschiert. Anstatt eine Waffenruhe durchzusetzen, beteiligten sich die einmarschierten Dschihadisten an Brandschatzungen, Plünderungen und auch Massakern an drusischen Zivilisten.

Nachdem die Truppen am Dienstag beim Einmarsch in die Provinzhauptstadt Suweida auf heftigen Widerstand drusischer Milizionäre gestoßen waren, rief die Regierung in anderen Provinzen des Landes zur Mobilmachung auf. In Moscheen wurde zum Dschihad gegen die als »Ungläubige« angesehenen Drusen getrommelt.

Nach Angaben des Medienzentrums in Suweida wurden rund 300 Menschen bei Gefechten und Massakern der einmarschierten Dschihadisten getötet.

Am Mittwoch nachmittag wurde nach Angaben des syrischen Innenministeriums ein Waffenstillstandsabkommen zwischen allen Parteien erzielt, das die vollständige Einstellung aller militärischen Operationen in Suweida und die vollständige Integration der Provinz in den syrischen Staat vorsieht. Von seiten der Drusen unterstützt zwar der schon zuvor mit Damaskus kollaborierende Scheich Laith Al-Balous, nicht aber deren einflussreichster religiöser Führer Hikmat Al-Hijri das Abkommen. Es dürfte sich damit primär um ein Täuschungsmanöver handeln, um ein Ende der israelischen Luftangriffe zu erreichen. »Wir, die spirituelle Führung, bekräftigen die Notwendigkeit, die legitime Selbstverteidigung fortzusetzen und zu kämpfen, bis jeder Zentimeter unserer Provinz von diesen Banden befreit ist, ohne Bedingungen und ohne Kompromisse«, rief Al-Hijris Fraktion zur Fortsetzung des Guerillakampfes auf.

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