Immisch, Brauer, Fürneisen, Hetterle
Von Jegor Jublimov
Heute sollte man dem Zeitzer Karikaturisten Theo Immisch nicht mehr ankreiden, dass er im Jugendmagazin Neues Leben in den 60er Jahren eine Bildstreifenserie (damals noch nicht Comicstrips genannt) mit dem politisch unkorrekten Titel »10 kleine Negerlein« veröffentlichte. Damals schien es okay. Der Zeichner, der oft mit Collagen arbeitete, starb 2004 wenige Tage vor seinem 79. Geburtstag und wäre am 6. Juli 100 Jahre alt geworden. Zwar belieferte er bis zuletzt sein Stammblatt, die Geraer Volkswacht, auch als heutige Ostthüringer Zeitung, aber Junge Welt, Eulenspiegel und Wochenpost, um nur einige zu nennen, machten seine Humorzeichnungen weithin populär. Die Zeichnung »Rotkäppchen und der Wolf« mit Sektflasche und Fleischwolf im Wald bleibt zeitlos.
Ein Schauspieler aus den Anfangstagen der Defa ist nach wie vor aktiv und wird am Donnerstag 90 Jahre alt. Charles Brauer, der unter seinem Geburtsnamen Charles Knetschke in der Hauptrolle des Trümmerfilms »Irgendwo in Berlin« 1946 debütierte, war damals elf Jahre alt. Sein Namenswechsel ging unter, weil er als Sohn der »Familie Schölermann« (ARD, 1954–1960) zwar in über 100 Folgen mitspielte, die Schauspieler aber nicht im Abspann genannt wurden. Man baute auf die Illusion einer echten Familie. Brauer spielte Theater u. a. in Hamburg und Stuttgart, wirkte bei Film und Fernsehen (besonders erfolgreich als singender »Tatort«-Kommissar neben Manfred Krug) und war mit seiner sonoren Stimme im Synchrongeschäft aktiv. Als Sprecher von Hörbüchern – auch seine Erinnerungen »Die blaue Mütze« ergaben ein Hörbuch – ist er nach wie vor dabei, bevorzugt bei Krimis von John Grisham.
Gut gepasst als weiser Bauer oder König hätte Brauer auch in die Märchenfilme von Bodo Fürneisen, für die der DDR-Regisseur gegen Ende seiner Laufbahn berühmt wurde. Mit Kunstmärchen wie »Die Geschichte vom goldenen Taler« (1985, nach Hans Fallada) und »Die Weihnachtsgans Auguste« (1988, nach Friedrich Wolf) war er schon beim DFF aufgefallen und erhielt diverse Auszeichnungen. Nach dem Ende des DFF im Dezember 1991 verfertigte er ab 1993 gehobene Serienware, darunter viele Folgen um die Kommissare »Rex«, »Stockinger« und »Wolff«, bevor er ab 2008 zum Märchenmetier zurückkehrte. Am 30. Juni vor 75 Jahren wurde er in Berlin geboren.
In Fürneisens Märchenfilm »Frau Holle« (2008) war Marianne Sägebrecht in der Titelrolle zu sehen. Eine andere war Monika Hetterle, die die Sagenfigur 1983 in dem Fernsehspiel »Lieber, guter Weihnachtsmann« spielte. Jochen Thomas als Titelheld führte Regie, wie in vielen anderen von Hetterles Produktionen der Schauspielerin auch. In Weimar wurde sie als Monika Schmidt am 3. Juli vor 85 Jahren geboren, kam schon 1961 ans Berliner Maxim-Gorki-Theater und blieb – bis zum Ruhestand 2005. Hier lernte sie Albert Hetterle kennen, Schauspieler, Regisseur und ab 1968 verdienstvoller Intendant des Hauses. Sie bewies sich wie auch im Fernsehen als verlässliche Episodendarstellerin, darunter in Serien wie »Kiezgeschichten« (1987), »Rita von Falkenhain« (1989), »In aller Freundschaft« (2004) und »SOKO Wismar« (2017). Ihre Söhne Marc und Alexander Hetterle setzen die Familientradition fort.
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