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Aus: Ausgabe vom 02.10.2024, Seite 10 / Feuilleton
Nachruf

Der Baubrigadier

Zum Tod des Schauspielers Klaus Manchen
Von F.-B. Habel
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Klaus Manchen als Maurerpolier John in Gerhart Hauptmanns »Die Ratten«, 25.4.1997 am Maxim-Gorki-Theater Berlin

Klaus Manchen unterschied zwischen Filmspielern, die seiner Ansicht nach vor allem in Szene gesetzt werden, und Schauspielern, die sich eine Figur erarbeiten. In besonderen Glücksfällen sehe man dem Filmspieler an, dass er auch Schauspieler sei.

Anfangs wollte Klaus Manchen zum Film und wurde dann doch ein hervorragender Theaterschauspieler. Mehr noch als beim Film war er beim Fernsehen zu Hause. Der 1936 in Breslau geborene und nach dem Krieg in Berlin aufgewachsene junge Mann kam auf Umwegen zum Spielen. Er studierte Bauwesen in Neustrelitz, besuchte nebenher einen dramatischen Zirkel und wurde gedrängt, sich an der Berliner Schauspielschule zu bewerben, wo er in einem Studienjahr mit vielen später bekannten Kommilitonen zusammen war, darunter Christine Schorn, die seine erste Ehefrau wurde.

Seine erste Bühnenpartnerin war Monika Lennartz in »Romeo und Julia« an der Volksbühne, bevor beide 1965 zum Maxim-Gorki-Theater wechselten und dem Haus für Jahrzehnte treu blieben. Neben klassischem Repertoire waren vor allem Zeit­stücke gefragt. Noch unter seinem Geburtsnamen Klaus-Joachim Manchen spielte er im DFF 1965 erstmals die Hauptrolle in Julian Semjonows »Chaussee zum großen Himmelswagen« – typischerweise ein Brigadier auf einer Großbaustelle. Eine ähnliche Rolle folgte bald auf der Bühne in Franz Freitags »Der Egoist« unter der Regie von Frank Beyer in einer Phase, als dieser nur am Theater arbeiten durfte. Viel später holte ihn Beyer für eine Episodenrolle in seinen Spielfilm »Bockshorn« (1984). Damals war Manchen schon längst ein bekannter »Filmspieler« bei Egon Günther, Konrad Wolf oder Ulrich Thein, auch im Defa-Abenteuerfilm »Der Scout« (1983) als charismatischer Gegenspieler von Gojko Mitić.

Oft war er in vom Fernsehen übernommenen Bühneninszenierungen zu sehen, wie »Drei Schwestern« (1984) oder »Die Übergangsgesellschaft« (1990). Die Theaterrollen in Millers »Tod eines Handlungsreisenden« und Taboris »Mein Kampf« lagen ihm besonders am Herzen. Nach seinem Bühnenabschied ist Klaus Manchen noch oft im Fernsehen aufgetreten, so an der Seite von Annekathrin Bürger in »Die Stein« (2008–2011) oder als Charly Hübners Vater in acht Rostocker Folgen der Reihe »Polizeiruf 110« (2010–2020), in der er schon 1971 in der allerersten Folge dabei war.

Klaus Manchen sagte in einem früheren Interview, dass er trotz vieler Misshelligkeiten gern in der DDR gelebt habe, denn sie war Garant für eine Utopie, an der man sich aufrichten konnte. Er starb am vergangenen Freitag mit 87 Jahren in seinem Haus im Berliner Umland.

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