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Aus: Ausgabe vom 23.06.2025, Seite 7 / Ausland
USA-Iran

Scharfe Kritik aus Lateinamerika

US-Angriff auf iranische Atomanlagen: Linke Staatschefs verurteilen Aggression und fordern Diplomatie
Von Volker Hermsdorf
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Global verständlich: Bildnisse der beiden Kriegsverbrecher Netanjahu und Trump bei Protesten in Mexico-Stadt (15.6.2025)

Während Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) mit seinem »Drecksarbeit«-Lob an Israel schon im Vorfeld Unterstützung für die Attacken gegen den Iran signalisierte, reagierten lateinamerikanische Staats- und Regierungschefs mit Empörung und Besorgnis auf den Kriegseintritt der USA. Zahlreiche Staaten verurteilten die Bombenangriffe vom Sonntag als gefährliche Eskalation, die den fragilen Frieden extrem bedroht.

Das mexikanische Außenministerium richtete auf der Plattform X einen dringenden Appell an alle Konfliktparteien. »Wir fordern diplomatischen Dialog und Frieden im Nahen Osten. Im Einklang mit unseren verfassungsmäßigen außenpolitischen Prinzipien und der pazifistischen Überzeugung unseres Landes rufen wir zur Deeskalation der Spannungen in der Region auf.« Während Mexiko damit zwar deutlich Position bezog, jedoch scharfe Kritik an Washington und Tel Aviv vermied, reagierte Venezuela entschiedener. Außenminister Yván Gil verurteilte die »US-Militäraggression« als »illegal, ungerechtfertigt und äußerst gefährlich«. Die Aktionen der USA und Israels verletzten die Souveränität Irans und gefährdeten die gesamte regionale Stabilität. Für Caracas ist der Angriff ein klarer Bruch des Völkerrechts und eine »Provokation mit potentiell katastrophalen Folgen«. Auch Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel verurteilte den Angriff als »gefährliche Eskalation des Konflikts im Nahen Osten«. Er hob hervor, dass die militärische Aktion gegen die UN-Charta und internationales Recht verstoße und die Menschheit in eine »Krise mit irreversiblen Konsequenzen« stürze. Havannas Außenminister Bruno Rodríguez Parrilla bezeichnete den Angriff als »kriminell, verantwortungslos und völkerrechtswidrig«. Das Vorgehen untergrabe das internationale Regime zur nuklearen Sicherheit und setze die globale Ordnung aufs Spiel.

Bolivien und Kolumbien meldeten sich ebenfalls mit kritischen Stellungnahmen zu Wort. Das Außenministerium in Bogotá zeigte sich »tief besorgt« und forderte alle Parteien zu einer raschen Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Präsident Gustavo Petro erklärte, Irans Nuklearprogramm diene friedlichen Zwecken. Er forderte die USA eindringlich auf, die militärische Eskalation zu beenden, da diese »Probleme nuklearer Art für die gesamte Menschheit« verursachen könne. Boliviens Präsident Luis Arce verurteilte den »willkürlichen Angriff«, der sowohl die regionale als auch die globale Sicherheit gefährde. Mehrere Staatschefs verwiesen auf den Appell von UN-Generalsekretär António Guterres, der betonte, dass Konflikte nicht mit militärischen Mitteln gelöst werden können, und zu einer sofortigen Rückkehr zum Dialog aufrief.

Während der Großteil der lateinamerikanischen Staaten die US-Angriffe verurteilt, äußerte sich der ultrarechte argentinische Präsident Javier Milei im Sinne des Bundeskanzlers – er zitierte die Dankesworte des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu für den Angriff Trumps auf Iran. Offizielle Äußerungen hatte es bis dahin nicht gegeben, wie die argentinische Tageszeitung Página 12 am Sonntag berichtete. In den von Milei geteilten Ausschnitten einer Rede Netanjahus auf der rechten Onlineplattform La Derecha Diario habe der vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen gesuchte israelische Ministerpräsident Trump »mit einem Grinsen« im Namen des israelischen Volkes und der »Kräfte der Zivilisation« gedankt.

Im Gegensatz zu Milei bezeichnete die demokratische US-Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez den Angriff auf iranische Ziele als »katastrophal«. Trump habe damit »leichtfertig das Risiko auf sich genommen, einen Krieg zu entfachen, der uns über Generationen hinweg binden könnte. Das ist ein absolut eindeutiger Grund für ein Amtsenthebungsverfahren«, zitierte die mexikanische Tageszeitung La Jornada die US-Politikerin puertoricanischer Abstammung.

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