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Aus: Ausgabe vom 21.06.2025, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Zbigniew-Weltmacht-Whopper

Von Maxi Wunder

Wenn man Zbigniew Brzeziński glauben darf, dann gibt es auf diesem Planeten genau eine Weltmacht: die Vereinigten Staaten von Amerika. Punkt. Aus. Burger.

In seinem epochalen Werk »Die einzige Weltmacht« (Nomen-Verlag) schildert der Polnischstämmige mit der Klarheit eines überhitzten Weltstrategen, wie die USA das machen sollen. Aber warum eigentlich dieser verzweifelte Anspruch auf ewige Vorherrschaft? Was treibt das Land an, sich permanent wie ein übermotivierter Hausmeister in die Angelegenheiten anderer Kontinente einzumischen?

Ganz einfach: Angst. Nicht Angst vor Terror, Pandemien oder Tik Tok – nein, viel fundamentaler. Die USA haben Angst davor, irgendwann einmal so behandelt zu werden, wie sie selbst andere behandelt haben. Wie die indigenen Völker, denen sie den Boden unter den Füßen, die Bisonherden, kurz: die Heimat weggenommen haben. Wie die versklavten Afrikaner, die als menschliche Waren importiert wurden, um Baumwolle zu pflücken und Geschichte zu schreiben, ohne darin vorzukommen. Wie Lateinamerika, der Nahe Osten, Südostasien – also quasi alle, denen Washington »Demokratie bringen« wollte, aber nur Zerstörung und McDonald’s zurückließ. Wer über Jahrhunderte das politische Moralkonto überzieht, kriegt irgendwann Bammel vor dem Gerichtsvollzieher des Weltgewissens.

Daher auch die panische Strategie, die Brzeziński beschreibt: Eurasien kontrollieren! Russland schwächen! China eindämmen! Europa umarmen, aber bitte so fest, dass es sich nicht selbständig machen kann. Hauptsache, niemand entwickelt eine eigene Außenpolitik, die nicht »made in USA« ist. Tief drinnen weiß Uncle Sam: Sollte sich die globale Hackordnung jemals umkehren, könnten andere Mächte anfangen, »amerikanische Verhältnisse« herzustellen. Chinesische NGOs in Kansas etwa würden dafür arbeiten, dass die Bewohner des mittleren Westens ihre demokratisch gewählten Gouverneure wegputschen. Iran und Syrien würden einmarschieren, weil sie Massenvernichtungswaffen in North Dakota, Louisiana, Georgia usw. nicht nur vermuten, sondern sie dort stationiert wissen. Die BRICS-Staaten könnten einen Friedensfonds für den US-Süden gründen und medienwirksam Reissäcke für die hungernde Bevölkerung liefern und Demokratieratgeber aus Flugzeugen abwerfen. Alles sehr demütigend. Deshalb gibt es jetzt bei McDoof den Zbigniew-Weltmacht-Whopper mit drei verschiedenen Saucen. So wird er gemacht:

Ein großes Roggenbrötchen aufschneiden und anrösten. Folgende Zutaten auf die Unterseite stapeln: ein gegrilltes Rindfleischpatty, eine Scheibe Oscypek (geräucherter Schafskäse), drei Scheiben saure Gurke, einen EL Meerrettichsenf, einen EL Ajvar, eine Handvoll fein geschnittenen und leicht marinierten Weißkohl, zwei Ringe rote Zwiebel. Als Topping etwas gebratene Kiełbasa Czosnkowa (polnische Knoblauchwurst). Brötchendeckel drauf und warm servieren. Optional drei Saucenvarianten: Sos Sarmacki – scharfe Meerrettich-Preiselbeer-Soße; Majonez Ludowy – Mayonnaise des Volkes oder Sos cebulowo-musztardowy Zwiebel-Senf-Soße. Dazu Wodka-Cola light. Smacznego, Weltmacht!

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