Passend
Von Arnold Schölzel
Friedrich Merz ist ein verantwortungsloser Schwätzer. Das macht ihn zum passenden Kanzler für Zeiten, in denen nach innen Extrademagogie gefordert ist, um den arbeitenden Klassen das Fell über die Ohren zu ziehen. Vom »nie mit der AfD« zum Bündnis mit ihr und zum permanenten Rechtsbruch und zu verschärfter Repression ist für ihn Kurzstrecke. Die Verteufelung von Staatsschulden dreht so einer innerhalb von Stunden zu »Wachstum durch Rüstung« (Handelsblatt) per Billionenkredit. Fürs BRD-Innere ist das Normalität, hat beim Blackrock-Statthalter, dem die Lohnsklaven nie genug arbeiten, allerdings fies Sadistisches à la »Struwwelpeter«: »Der Friederich, der Friederich, der war ein arger Wüterich. Er fing die Fliegen in dem Haus und riss ihnen die Flügel aus.« Die Wählerschaft hat den Regierungschef, den sie wollte.
Nach außen haben Trump-Imitationen eine andere Bedeutung. Wer der ZDF-Stichwortgeberin Diana Zimmermann für die Vokabel »Drecksarbeit« dankt und Israel dafür, dass es die im Iran mit Bomben und Raketen wie Kloputzen oder Hintern abwischen »erledigt«, weiß, dass er sich auf Zimmermanns Speichelei verlassen kann, und: Er darf seinem rassistischen Hass, seinen Mordgelüsten und der Unterstützung für den wegen Völkermords gesuchten Netanjahu freien Lauf lassen. Das hat in vielen Teilen der Welt aufklärerische Wirkung über die neuste Gestalt des deutschen Imperialismus. Danke, Merz! Denn »Drecksarbeit« enthält: den Iran in Schutt und Asche bomben – na und? Außer verständnisvollem »So etwas denkt man, aber sagt es nicht, Herr Merz« kommt im deutschen Zentrum der ideologischen Reaktion nichts. Man ist schließlich zivilisiert im Gegensatz zu Iranern, Palästinensern, Russen und anderen Gruppierungen minderen Menschenrechts. Es herrscht, zeigen die bisherigen Reaktionen, mit Zimmermann/Merz mehrheitlich Einverständnis.
Das Problem: Weder Merz noch die mit dem Völkerrecht nur aus der Ferne wedelnden deutschen Kommentatoren haben eine Peilung, dass es um den dritten Weltkrieg geht. Weil Moskau das warnend sagt, ignorieren sie es. Aber selbst Trump, der Blitzdeportierer, Justizverächter und globale Truppenverschieber, scheint zu zögern, ob er über die Schwelle zum großen Krieg gehen soll. Rhetorisch kommen von ihm »bedingungslose Kapitulation« und die Erwägung, ob er das iranische Staatsoberhaupt gleich oder später killen soll. Er denkt wie Merz, sagt es aber anders. Für Kraftausdrücke wie sein einstiges »Shithole Countries« hat er jetzt den Deutschen, der auf der Schleimspur vom ZDF bis ins Weiße Haus rutschen möchte. Trumps Geheimdienste sagen zwar: »Iran is not building a nuclear weapon«, »Iran baut keine Atomwaffe«. Aber Trump und Merz lassen sich durch Tatsachen keinen Krieg wegnehmen. Der »Dreck«, gegenwärtig Iraner und Palästinenser, soll weg.
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