Austausch und Drohnenkrieg
Von Ina Sembdner
Russland hat mit der Ukraine den seit Kriegsbeginn größten Gefangenenaustausch abgeschlossen. Zugleich startete Moskau den bisher größten Luftangriff seit Beginn des russischen Einmarschs 2022. Bei der Angriffswelle mit fast 300 Drohnen sowie rund 70 Raketen und Marschflugkörpern starben laut Behörden mindestens zwölf Menschen, Dutzende weitere wurden verletzt. Von russischer Seite wurden ebenfalls Hunderte ukrainische Drohnenattacken über das Wochenende gemeldet.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij warf Russland Terror vor und forderte vom Westen mehr Druck auf Moskau. Es handele sich um absichtliche Schläge gegen einfache Städte, behauptete Selenskij. Rettungskräfte seien in mehr als 30 Städten und Dörfern des Landes im Einsatz gewesen. In der ukrainischen Region Schitomir westlich der Hauptstadt Kiew starben zwei Kinder im Alter von acht und zwölf Jahren sowie ein Jugendlicher im Alter von 17 Jahren, wie der Zivilschutz mitteilte.
Moskau begründete die starken Angriffe mit den ukrainischen Drohnenattacken gegen russisches Gebiet in den vergangenen Tagen. Die Militärführung erklärte, die Luftschläge hätten sich gegen militärische Objekte gerichtet. Ziele seien Rüstungsbetriebe gewesen, die Raketen, Sprengsätze, Treibstoff und Drohnen für die ukrainischen Streitkräfte herstellten. »Alle bestimmten Objekte wurden getroffen«, teilte das Verteidigungsministerium mit. Aus der Ukraine gab es – wie gewohnt – keine Angaben zu den Schäden im militärischen Bereich.
Ein Gefangenenaustausch über den Zeitraum von drei Tagen endete am Sonntag mit der Übergabe von jeweils 303 Gefangenen. Insgesamt wurden 1.000 ukrainische Soldaten übergeben, Russland habe insgesamt 880 Soldaten und 120 Zivilisten zurückerhalten, sagte der russische Vizeverteidigungsminister Alexander Fomin. »Wir zählen darauf, dass der auf Initiative Russlands durchgeführte umfangreiche Austausch von Gefangenen dazu beitragen wird, eine günstige Atmosphäre für die Erörterung der Bedingungen für eine friedliche Beilegung der Krise in der Ukraine zu schaffen«, so Fomin. Der jüngste Austausch war am 16. Mai bei Gesprächen in Istanbul vereinbart worden. Er blieb das einzige konkrete Ergebnis der ersten direkten russisch-ukrainischen Verhandlungen seit 2022.
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