Rom: Der neue Papst Leo XIV.
Von Gerhard FeldbauerRom. Einen Tag nach der Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost zum neuen Papst Leo XIV. hat man sich in Rom von der Überraschung erholt, dass nun ein US-Amerikaner an der Spitze der katholischen Kirche steht. Lange Zeit sei ein »Supermacht-Papst« ausgeschlossen gewesen, erinnerte The Catholic Herald in seiner Vorstellung von Prevost am 1. Mai. »Denn zu viele Menschen auf der ganzen Welt würden sich fragen, ob die päpstlichen Entscheidungen wirklich im Vatikan oder im CIA-Hauptquartier in Langley ausgearbeitet wurden.« Heute gehe es dem Konklave der Kardinäle bei der Wahl jedoch mehr um »geistiges, politisches und persönliches Profil«, das ein Kandidat verkörpere. Das hatte offenbar auch der am 21. April verstorbene Franziskus in Prevost erkannt und ihn entsprechend gefördert, wie Vatican News am Freitag schrieb.
Der in Chicago in eine Familie spanischer, französischer und italienischer Herkunft geborene Prevost war zunächst lange Jahre als Missionar in Peru – in dem sich trotz sinkender Tendenz noch immer rund 65 Prozent der Bevölkerung dem katholischen Glauben zurechnen. Keine einfache Zeit, wie der Catholic Herald in seiner Vorstellung schrieb. Denn die peruanischen Bischöfe waren gespalten in einen linken, der Befreiungstheologie nahestehenden Flügel und der äußersten Rechten vom Orden des Opus Dei. Prevost sei als mäßigender Einfluss angesehen worden.
Das italienische kommunistische Magazin Contropiano kommentierte, Prevost sei sicherlich besser als jemand aus dem »Trump-Kreis«. Auf den ersten Blick genüge es zu sagen, dass es schlimmer hätte kommen können, denn schließlich stellten die Katholiken immer noch ein Siebtel der Weltbevölkerung. Im übrigen dürften seine ersten »politischen« Worte »Der Frieden muss entwaffnet und entwaffnend sein« für die gesamte italienische Regierung »unverdaulich sein«. Auch sei es noch zu früh, Vorhersagen über Prevosts zukünftiges Handeln zu treffen. Man werde »bald sehen, wie er sich in einer Welt voller Kriege zurechtfindet«. Das Urteil über Menschen basiere wie immer auf dem, was sie tun, und nicht auf dem, was sie sagen.
Mit seinem Namen bezieht sich der neue Papst auf den Begründer der heute noch gültigen katholischen Soziallehre, Leo XIII. (1878–1903). Dieser bekämpfte entschieden die marxistische Arbeiterbewegung.
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