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Aus: China, Beilage der jW vom 01.10.2025
Volksrepublik China

Fels in der Brandung

Während der »Westen« im politischen Chaos versinkt, schreitet China voran
Von Marc Püschel
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Der Nationale Volkskongress in der Großen Halle des Volkes (Beijing, 5.3.2017)

Der welthistorische Wind dreht sich schnell. Noch vor ein paar Jahren beherrschte China die westlichen Schlagzeilen. Hongkong, Xinjiang, Taiwan, schließlich die Coronapandemie – nicht wenige »Experten« prognostizierten den Zusammenbruch der Volksrepublik. Heute steht der ostasiatische Staat allen Unkenrufen zum Trotz stabiler da als je zuvor, während die Länder Europas und Nordamerikas ihrer eigenen Lage nicht mehr Herr werden. Regierungen wechseln sich immer schneller ab, faschistische Bewegungen werden stärker, die Politik erratischer. Von der vielgepriesenen westlichen Demokratie bleibt oft nur noch eine Hülle. In den USA erscheint sogar der Ausbruch eines Bürgerkriegs im Bereich des Möglichen.

Für die Kommunistische Partei ­Chinas (KPCh) dürfte dies keine Überraschung sein. Bereits 1991 prognostizierte Wang Huning, der seit 2012 Mitglied des Politbüros ist, in seinem Buch »America Against America« den Niedergang der USA aufgrund innerer Zersetzungserscheinungen. Nur wer berücksichtigt, dass die KPCh den Verfall des »Westens« in ihre Planungen einbezieht, versteht ihre abwartende Haltung. Beijing erkennt politische Stabilität und wirtschaftliche Prosperität als relevante Faktoren, auch im Machtkampf gegen die USA.

Während Washington den Wert verlässlicher internationaler Beziehungen schon gar nicht mehr zu verstehen scheint, hält China daher weiterhin an Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation oder den Vereinten Nationen fest. »Die Geschichte lehrt uns, dass die Menschheit gemeinsam aufsteigt und fällt. Nur wenn alle Länder und Nationen einander als gleichberechtigt behandeln, friedlich zusammenleben und sich gegenseitig unterstützen, können wir die gemeinsame Sicherheit wahren, die Ursachen von Kriegen beseitigen und die Wiederholung historischer Tragödien verhindern«, so KPCh-Generalsekretär und Staatspräsident Xi Jinping in seiner Ansprache zum 80. Jahrestag des Sieges über den japanischen Faschismus.

Die Frage, die vergangenes Jahr an dieser Stelle aufgeworfen wurde, »ob der sozialistische Ritt auf dem kapitalistischen Drachen gelingen kann«, bleibt offen. Doch kann man sich bemühen, die Wege besser zu verstehen, die China einschlägt, um das Ziel eines »modernen sozialistischen Landes« bis 2049 zu erreichen. Dabei muss man sich anderen Feldern als der politischen Ereignisgeschichte zuwenden. Die vorliegende Beilage widmet sich daher den inneren Entwicklungen in der VR China.

Die gefährliche Dynamik einer multipolaren Welt samt Wettrüsten macht sich im Reich der Mitte bemerkbar. Auch China steckt mehr Geld in sein Militär und setzt dabei vor allem auf neue Hightechwaffen aus eigener Produktion, wie Jörg Kronauer darstellt. Als ebenso bedeutend für die Sicherung der eigenen Existenz hat Beijing die Anpassung an den Klimawandel erkannt; Wolfgang Pomrehn schreibt über den Stand der Energiewende. Hannes A. Fellner berichtet über das einzigartige Wissenschaftssystem in China, dem die KPCh besondere Aufmerksamkeit widmet – denn »wenn man die Amerikaner überwältigen will, muss man eine Sache tun: sie in Wissenschaft und Technik übertreffen«, schrieb bereits 1991 Wang Huning. Doch auch scheinbare Kleinigkeiten werden mit großem Ernst und manchmal barocker Rhetorik angegangen: Maik Rudolph beschreibt die »Toilettenrevolution« zur Verbesserung der hygienischen Bedingungen. Die Beilage beschließt Hauke Neddermann mit einem Bericht über das chinesische Gedenken an den Zweiten Weltkrieg, um in Erinnerung zu rufen, was hierzulande allzugerne verdrängt wird.

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