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Aus: Ausgabe vom 31.12.2025, Seite 5 / Inland
Preiserhöhungen im ÖPNV

Abzocke am Ticketautomaten

Nicht nur das bundesweite Deutschlandticket wird teurer, auch im öffentlichen Nahverkehr von Kommunen steigen vielfach die Preise
Von Gudrun Giese
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Eine Fahrt mit der Straßenbahn ist mittlerweile nicht mehr für Peanuts zu haben (Haltestelle in Düsseldorf)

Eines ist im ÖPNV stets sicher: Die Preise steigen regelmäßig. Gleich um fünf auf 63 Euro monatlich klettert er für das ursprünglich als »49-Euro-Ticket« gestartete Angebot, das bundesweit für den Nah- und Regionalverkehr gilt. Inzwischen in »Deutschlandticket« umgetauft, war lange unklar, ob es 2026 noch vom Bund und den Ländern kofinanziert wird. Im Herbst verständigten sich die Verkehrsminister darauf, das Angebot bis 2030 mit drei Milliarden Euro jährlich zu subventionieren. Die darüber hinaus entstehenden Mehrkosten müssen die Nutzer des Tickets tragen.

Ab 2027 sollen per Index die Kostensteigerungen für Personal, Energie und anderes ermittelt werden. Details dazu gibt es noch nicht. Die Preiserhöhung verteidigte der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, der bayerische Ressortminister Christian Bernreiter (CSU). Ohne Einigung auf die »Preisanpassung« gäbe es 2026 eventuell gar kein D-Ticket mehr. Außerdem sei es auch mit 63 Euro »noch ein attraktives Angebot für Millionen Fahrgäste«. Immerhin steht der CSU-Mann offenkundig hinter dem Ticket, während andere sich in ihm schon an die DDR erinnert sehen und es verteufeln. Wie es der Landrat von Pirna, Michael Geisler (CDU), vergangenes Wochenende im Interview mit der Sächsischen Zeitung formulierte: »Das Deutschlandticket ist Sozialismus«, diktierte er dem Blatt in den Block.

Kritik an der jährlichen Preissteigerung kam vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, dessen Vorstandschefin Ramona Pop auf die wachsende Belastung der Menschen durch die steigenden Lebenshaltungskosten hinwies. »Nicht alle, die die bisherigen Preissteigerungen mitgemacht haben und zur Zeit ein Deutschlandticket besitzen, wollen es mit dem neuen Preis behalten«, sagte sie. Laut einer vom Bundesverband beim Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegebenen Umfrage wollen 82 Prozent der derzeitigen Nutzer das Ticket weiter nutzen, 13 Prozent gaben an, es wegen der Preiserhöhung zu kündigen. Allerdings basieren diese Zahlen auf den Angaben von nur 236 Befragten. Immerhin rund 14,4 Millionen Menschen im Land hatten Ende Oktober ein D-Ticket in der Tasche, teilte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mit. Verbandshauptgeschäftsführer Oliver Wolff möchte dauerhaft 16 bis 17 Millionen Kunden von diesem Angebot vor allem durch ein verlässlicheres Nahverkehrsangebot überzeugen. Auch wenn er mit preisbedingten Kündigungen rechne, würden erfahrungsgemäß viele Kunden im Jahresverlauf doch wieder ein D-Ticket erwerben, denn auch 63 Euro seien ein attraktiver Preis für das Angebot.

Das gilt um so mehr, als verschiedene Verkehrsverbünde die Tickets zum Jahreswechsel verteuern. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) erhöht die Fahrkartenpreise um durchschnittlich 3,9 Prozent zum 1. Januar, wobei es Monatskarten mit 4,3 Prozent und Wochenkarten sogar mit 6,1 bis 6,3 Prozent stärker trifft. In München bleibt immerhin das Sozialticket gleich teuer, die Kindermitnahme bei der »Single-Tageskarte« wird kostenlos.

Stärker greift der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) den Kunden in die Tasche. Er erhöht die Preise um durchschnittlich sechs Prozent zum Jahreswechsel. Betroffen sind die Einzel- wie die Vier-Fahrten-Tickets. Gestrichen werden die Jahres- und die Sieben-Tage-Karten, das Senioren-Abo sowie der Tarif BC. Der VBB erklärte, dass die Erhöhungen analog der Preisentwicklungen der Lebenshaltungs-, Strom- und Kraftstoffkosten gebildet würden. »Vor dem Hintergrund der Mobilitätswende halten wir die Erhöhung für absolut kontraproduktiv«, kritisierte hingegen Christian Linow vom Berliner Fahrgastverband IGEB gegenüber der Berliner Morgenpost den Preisanstieg, denn dadurch werde der öffentliche Nahverkehr unattraktiver.

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