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Aus: Ausgabe vom 30.12.2025, Seite 11 / Feuilleton
Rosa-Luxemburg-Konferenz

»Wenn’s knallt, knallt’s – im besten Sinne«

Über musikalische Verständigung, eine Stimme für die Stimmlosen und über Musik, die keine Pässe braucht. Ein Gespräch mit der Band Kontrast
Von Hagen Bonn
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Vom Leben erzählen: Kontrast im Bilde

Politisch, sozial und kulturell entstammen Ihre meisten Bandmitglieder dem Milieu des Arbeiter- und Kulturvereins DIDF bzw. der DIDF-Jugend. Die ist für ihr antifaschistisches, antimilitaristisches Engagement bekannt. Sieht sich Kontrast als Botschafter dieser Bewegung?

Das gehört zu unserer Geschichte, da sind wir politisch und kulturell groß geworden. Das hat uns geprägt, keine Frage. Aber wir sind nicht nur »hochpolitische Menschen«. Wir sind Arbeiterkinder, Musiker, ein Freundeskreis, Familienmenschen, Partygänger, Zweifler und Träumer. Wir tragen mehrere Identitäten in uns. Unsere Musik ist nicht nur dafür da, irgendwen zu belehren oder eine Organisation zu vertreten, sie erzählt einfach das Leben, das wir kennen – mit all seinen Widersprüchen.

Die aktuellen sozialen Kämpfe weltweit, aber auch in Deutschland, nehmen an Schärfe zu. Besonders der Genozid in Gaza hat in Deutschland zu einer vermehrten Repression gegen propalästinensische Aktivisten geführt. Wie haben Sie das erlebt?

Was gerade weltweit passiert, spüren wir alle. Besonders das, was in Gaza passiert, lässt viele von uns nicht kalt. Gleichzeitig merken wir, dass es immer schwerer wird, offen darüber zu sprechen, ohne direkt in eine Ecke gestellt zu werden. Das erleben wir auch im eigenen Umfeld, bei Konzerten, im Freundeskreis, auf der Straße, auf der Arbeit oder in der Uni. Für uns ist klar: Es geht um Menschenleben, um Würde, um das Recht, nicht wegzuschauen – auch dafür singen wir. Die Stimme der Stimmlosen! Wir sind keine Politiker, aber wir sind auch nicht apolitisch. Musik war für uns schon immer ein Ort, an dem man Gefühle rauslassen kann, wenn Worte allein nicht mehr reichen.

Sie sind recht viele Musiker, mal zu acht, manchmal zu neunt. Da ist von der E-Gitarre bis zur Saz, der anatolischen Laute, alles dabei. Genauso vielfältig sind Ihre Muttersprachen. Wie verständigt man sich da etwa über einen ABBA-Hit, den man mit einem türkischen Song mixt?

Am Ende läuft das viel einfacher, als man denkt. Einer fängt an zu spielen, der nächste steigt ein, und irgendwann merkt man: Das passt – schließlich sind wir Musiker, die verschiedenste Musikrichtungen und Stile beherrschen; genau das macht uns aus. So auch sprachlich, ob Deutsch, Türkisch, Kurdisch oder Englisch: Wenn der Groove stimmt, sprechen wir alle dieselbe Sprache. Wenn wir einen ABBA-Song mit einem anatolischen Lied mischen, dann nicht, weil das »clever« ist, sondern weil wir hören, dass es funktioniert. Musik kennt keine Pässe. Wenn’s knallt, knallt’s – im besten Sinne.

Wie geht es künstlerisch weiter? Sie waren im Studio, was erwartet uns da? Und wann?

Wir waren im Studio und haben an neuen Sachen gearbeitet. Es wird auf jeden Fall nach Kontrast klingen, diesmal vielleicht ein Stück roher, direkter. Wir lassen uns da nicht stressen. Lieber bringen wir Songs raus, hinter denen wir wirklich stehen, als irgendwas Halbgares. Wann genau – sagen wir bald. Aber live wird man das auf jeden Fall zu spüren bekommen.

Die Band Kontrast verbindet anatolischen Folk, Rock und Balkanmusik, wobei sie Coverversionen bekannter Songs gern so arrangiert, dass sie beispielsweise mit traditionellen türkischen Liedern einen runden Mix ergeben. Die Mitglieder stammen unter anderem aus Nürnberg, Frankfurt am Main, Hanau, Köln und London. Am 10. Januar spielen sie auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz

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